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CARONTE – Yoni

CARONTE – „Yoni“ Label: Ván Records Laufzeit: 49:32 VÖ: 06.09.2017 Genre: Angeschwärzter Breitwand-Doom Reviewverfasser: Hendrik Plewka     Die

CARONTE – Yoni
CARONTE – „Yoni“
Label: Ván Records
Laufzeit: 49:32
VÖ: 06.09.2017
Genre: Angeschwärzter Breitwand-Doom

Reviewverfasser: Hendrik Plewka

 

 

Die Italiener von CARONTE habe ich vor Jahren einmal live gesehen. Purer Zufall. Und pure Magie. Genauso klingt jetzt ihre neue und nach „Ascension“ (2012), „Church of Shamanic Goetia“ (2014) sowie der EP „Codex Babalon“ (2016) dritte Scheibe „Yoni“, die erste Musik, die ich von ihnen aus dem Studio zu hören kriege.

Das Bandfoto wirkt wie eine Bewerbung für eines dieser schmierigen Truckertreffen in der tiefsten ländlichen Provinz. Doch hier gibt es keinen räudigen Altmännerrock, sondern sphärischen, mystischen Doom. Selbstbewusst, breitbeinig, stolz. Und auch wenn man sich sträubt, dieses zerlutschte Wort in den Mund zu nehmen, wenn Musik „okkult“ ist, sein soll, dann ist es die von CARONTE (seht Euch das Video zu „Abraxas“ an, das versteht keiner, die Stimmung ist aber grandios.).

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„Yoni“ sind sieben lange Songs, die nach dir greifen. Sie beenden den Zyklus der ersten drei Scheiben. Irgendwie geht es wohl um Spiritualität, Esoterik, mystischen Glauben, Schamanismus, Licht, Dunkelheit, verlorene Seelen. Die Musik ist Träger und Spiegel der Texte, verwandelt die Worte in Stimmung, in Aura, in Gefühle, die an die Kindheit erinnern, an das Beklemmen beim Gang in den Keller, an hallende Treppen in dunkle Gewölbe, und die Erleichterung, wenn es dann doch nicht hervorsprang, sondern verborgen blieb, das, was da lauerte unten im Schwarz. Was sich da aus den Boxen schiebt, das sind Bässe, die wummern und drücken. Massig und tief. Begleitet von genretypisch minimalistischen Drums, die immer wieder in langen Figuren Akzente setzen. Darüber ergießen sich die Gitarren, schwer und dickflüssig, mal als zähe Riffs, mal als langgezogenes Flirren, repetitiv wiederholt bis zum hypnotischen Sog. Das Wabern und Stampfen wird immer wieder durchbrochen von einzelnen Soli, wenige klagende Töne, aneinandergereiht auf rostigen Ketten, entrissen dem Sumpf voller dunkler Melancholie. Darüber eine Stimme, wandlungsfähig, mal Flüstern, mal Klagen, mal röhrend und feist.

Auf jeden Fall eines: Einzigartig. Sänger Dorian klingt filigran, und dennoch entschlossen. Er passt sich nahtlos ein in die Musik und bildet mit ihr eine dunkle Symbiose. Besonderes Merkmal sind zudem immer wieder Chöre und Gesänge, die oft eine ritualistische, merkwürdig sakrale und ehrfürchtige Stimmung kreieren und mich entfernt sogar an Type O Negative (etwa in „Prelude to Agony“) erinnern. Referenzpunkte – für die, die sie zu brauchen meinen – sind für mich zunächst Bands aus dem getragenen Black-Metal-Bereich, etwa Urfaust und Mgla, denen CARONTE vor allem aufgrund der spirituellen Ausrichtung und der damit heraufbeschworenen Stimmung nahe stehen, aus der Doom-Ecke winken aber auch Albez Duz und Electric Wizard um die Ecke.
Live sind CARONTE im Herbst übrigens gleich zweimal in Deutschland unterwegs, im Oktober mit King Dude und im Dezember mit Jess and the Ancient Ones. Es lohnt sich!

Fazit: Selbstbewusster Doom voller Magie, eine wunderschöne Einladung auf eine Reise hinab in das eigene Dunkel! Genießt es!

 

Reviewverfasser: Hendrik Plewka

Video-/Coverquelle: Van Records