Reviews Tipp der Redaktion

DEINONYCHUS – „Ode To Acts Of Murder, Dystopia And Suicide“

DEINONYCHUS – „Ode To Acts Of Murder, Dystopia And Suicide“ Label: My Kingdom Music Laufzeit: 45:22 min VÖ: 01.12.2017

DEINONYCHUS – „Ode To Acts Of Murder, Dystopia And Suicide“

DEINONYCHUS – „Ode To Acts Of Murder, Dystopia And Suicide“

Label: My Kingdom Music

Laufzeit: 45:22 min

VÖ: 01.12.2017

Genre: Welten und Seelen zermalmender Death Doom

Manchmal legt man eine Scheibe ein. Und dann passiert es. Man wird gepackt, von etwas unbekanntem, Felsen auf der Brust, höhnisches Lachen, Schlinge um den Hals, hochgezogen, zappelt man über dem rettenden Grund und spürt, wie die Luft, das Leben, die Seele langsam aus einem entweicht. Das ist DEINONYCHUS. Übersetzt heißt das „schrecklich“, und selten habe ich einen passenderen Bandnamen vor mir gehabt. Der gute Herr Marco Kehren hat mit Unterstützung (die Herren Steve Wolz, ex-Betlehem, Imperia, und Markus Stock, The Vision Bleak, Empyrium) eine Scheibe aufgenommen, bei deren Beschreibung ich Worte aus meinen tiefsten Seelengewölben kramen muss, um die Musik irgendwie auch nur annhähernd beschreiben zu können. Da fallen mir Worte ein wie viehisch, garstig, abscheulich, zerroht, oder Dämon, gehäutet, zerfleischt, Ghoul, zerweidet, wächsern, zerdehnt.

Die Musik ist in Noten gegossene, von Instrumenten zum Leben, nein, zum Tod erweckte Trostlosigkeit, der pure Nihilismus, die Essenz aus Angst, Hoffnungslosigkeit, Einsamkeit und Verlust. Erzeugt wird dies durch flirrende Gitarren, die Riffs wiederholen, variieren, wieder holen, auswalzen wie den von einem Panzer überfahrenen und immer und immer wieder zerquetschten Torso eines als Kanonenfutter an die Front getriebenen verängstigten Familienvaters. Diese scheinbar bis ins Unendliche zerdehnten Gitarrenlinien werden unterlegt von Synthies, die den Songs Breite und Tiefe verleihen und die Schwärze noch zusätzlich lackieren. Über allem kreischt, schreit, tobt, windet, wühlt, proklamiert Herr Kehren. Und wie! Seine Stimme sind die Widerhaken, die Krallen, die rostigen Klingen, die alles zusammenhalten, filetieren, umlefzen, entbeinen.

Trotz aller repetitiven Walzenartigkeit verstecken sich in den Stücken abwechslungsreiche Details. Das beginnt mit einer plötzlichen Pause im ersten Stück „Life Taker“, und setzt sich fort mit überraschend vielen Tempowechseln, die sich, eingeschoben unter dem fließenden Gitarrenmahlstrom, jederzeit in die modrigen und verwesenden Skelette der Stücke einpassen (gnadenlos etwa die Blastbeats in Silhouette“, „Dusk“ und „Life Taker“). Da beginnt plötzlich „Dead Horse“ wunderbar morbide getragen, mit schwebendem Gesang, bevor es fleischzerfetzend explodiert. Da braten die Gitarren fette, massive Riffs, dass es plötzlich groovt, drückt und schiebt wie bei einer mit zackiger Marschmusik vorangetriebenen Zombieparade („Dead Horse“, „Buried Under The Frangipanis“). Und dann, dann schält sich in „The Weak Have Taken The Earth“ aus der Wand geronnenen Blutes eine melancholische Melodie, wunderbar, hoffnungsvoll, um dann doch zum Ende hin wieder vom barbarischen Gesang begraben zu werden, als wäre es nur die Schönheit der wunderbar gebogenen Klinge gewesen, die im Licht erstrahlt, bevor sie sich dann doch langsam in den Körper senkt, das Fleisch in langsamem Gleiten zerteilend.

Fazit: DEINONYCHUS erschaffen Beklemmung und Marter im Stile von Skepticism, Evoken, Lifelover und Forgotten Tomb. Das ist nichts für schwache Nerven, das ist die Vertonung des Aufwachens allein in einem vergrabenen Sarg, aber ich verspreche Euch: Diese Reise werdet Ihr nie wieder vergessen! Eine absolute Empfehlung!

Tracklist

1. Life Taker (5:11)
2. For This I Silence You (6:17)
3. The Weak Have Taken The Earth (6:09)
4. Buried Under The Frangipanis (6:10)
5. Dead Horse (6:29)
6. Dusk (4:19)
7. There Is No Eden (6:00)
8. Silhouette (4:47)

(Quelle: My Kingdom Music)