CALIBAN – Elements
CALIBAN – „Elements“ Label: Century Media Laufzeit: 51:13 min VÖ: 06.04.2018 Genre: Eine der unangefochtenen Speerspitzen des deutschen Metalcore
CALIBAN – „Elements“
Label: Century Media
Laufzeit: 51:13 min
VÖ: 06.04.2018
Genre: Eine der unangefochtenen Speerspitzen des deutschen Metalcore
Bands wie CALIBAN sind für mich persönlich stets eine ebenso schöne wie schmerzhafte Angelegenheit: Ich freue mich, wie lange solche Musik – ja, das ist Metalcore und ich nenne ihn beim Namen! – allen Unkenrufen zum Trotz überlebt hat und noch immer tiefe Spuren in der Landschaft harter Musik hinterlässt. Und gleichzeitig wird mir mit CALIBAN und ihrer nun bereits 21jährigen Erfolgsgeschichte schmerzhaft bewusst, wie schnell und unbarmherzig sich die Zeit dreht und meinem fleischlichen Ich zuzusetzen begonnen hat. Mit “Elements” legen CALIBAN tatsächlich ihr mittlerweile 11. Werk vor – und als Credo vorne weg: Es gibt von allem mehr. Und das ist verdammt gut so.
Wer so lange im Geschäft ist, hat viel richtig gemacht, deshalb können wir einige Dinge schnell abhaken: Die Fähigkeiten der Herren sind und bleiben unbestritten. Instrumental ist das ganz großes Kino, da wimmelt es an der Gitarrenfront von brutalen Riffs wie wunderbaren Melodielinien, und das Zusammenspiel von Gitarren, Bass und Schlagzeug ist kaum zu toppen. Und Herr Grün gibt der Doublebass seine ganz eigene Stimme, was er mit zwei Füßen aus zwei großen runden Holzkesseln an Musik heraus holt, ist schlicht einzigartig, magisch, unfassbar. Und komponieren können die Herren ebenso: Die Lieder sind knackig und fokussiert, organisch, durchdacht und nachvollziehbar aufgebaut, und sie schaffen das, was Musik ausmacht: Sie berühren, reißen mit, erzeugen Stimmungen, Farben, Gefühle. Der Sound ist wie gewohnt fett, brachial, modern, druckvoll, und ebenso transparent und raumgreifend. Modern heißt aber auch, dass man eine verdammt laute Doublebass, die mit ihren Taktlinien die Struktur der Songs bestimmt, schon mögen muss. Aber das ist und bleibt seit jeher eben ein Frage des Geschmacks. Schade ist allerdings, dass die Crashbecken nicht ausklingen dürfen, sondern gnadenlos beschnitten sind. Das klingt im Ergebnis leider künstlich und synthetisch.
Und was ist nun anders, was ist neu? Zunächst der Gesang. Herr Dörner übernimmt auf „Elements“ erstmals alle Gesänge selbst, neben dem gewohnt ureigenen Growlen und Shouten auch alle Klarstimmen. Die Gesangslinien sind fordernd und die Wechsel zwischen den Stilen so passend wie originell. Das gelingt Herrn Dörner insgesamt so hervorragend, dass man sich fragt, warum erst jetzt. Ich bin allerdings gespannt, wie er das live hinkriegt, das dürfte eine echte Herausfroderung werden. Zusätzlich sind wieder etliche Gäste zu hören, die allesamt den Songs jeweilszusätzlich eine interessante Note verpassen, neben Brian „Head“ Welch von Korn („Masquerade“) und Chris „CJ“ McMahon von Thy Art Is Murder („Before Later Comes Never“) vor allem Matthi von Nasty und Sebastian „Sushi“ Biesler von Eskimo Callboy, die beide mit ihrem Gesang das einzige deutsche Lied „Ich Blute für Dich“ noch einmal schick veredeln. „Elements“ lebt aber vor allem von zwei Dingen: Abwechslungreichtum und Ausdehnung. Die Lieder strotzen nicht nur in sich vor tollen und interessanten Details, die jedem von ihnen einen eigenen Charakter geben. Auch in ihrer jeweiligen Grundstimmung und Attitüde gibt es deutliche Unterscheidungen zwischen verdammt harten Brechern, schwer und aggressiv (, und eingängigen Ohrwürmern, melodisch und emotional. Und CALIBAN bleiben sich treu, das heißt, sie bleiben niemals stehen. Sie dehnen auch auf „Elements“ ihren musikalischen Kosmos weiter aus, vor allem weiter hinein in den Bereich des Modern Metal. Und da darf man solche Namen wie Linkin Park ruhig nennen („Carry On“ ist hier die Referenz), denn CALIBAN machen das mit großem Selbstbewusstsein und der lässigen Eleganz altgedienter Herren, die genau wissen, wohin sie wollen und den Weg dorthin in vollen Zügen genießen.
Fazit: „Elements“ ist ein weiterer Meilenstein von CALIBAN auf der Reise durch ihre eigene grenzenlose musikalische Welt so tief mitten drin wie weit draußen im Metalcore. CALIBAN sind Intensität, Dynamik, Emotionen, Hits. CALIBAN sind groß! Und das mehr als verdient. Das unterstreicht „Elements“ eindrucksvoll!
Tracklist
1. This is War (3:01)
2. Intoxicated (4:06)
3. Ich blute für Dich (3:57)
4. Before Later Comes Never (4:13)
5. Set Me Free (4:35)
6. My Madness (3:49)
7. I Am Fear (4:31)
8. Delusion (3:50)
9. Carry On (3:20)
10. Masquerade (4:15)
11. Incomplete (3:20)
12. The Great Unknown (3:37)
13. Sleepers Awake (3:39)