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Interview mit CORROSIVE zum neuen Album „Ed“

Interview mit CORROSIVE (via Mail) Anlässlich der Veröffentlichung des grandiosen neuen Albums „Ed“ am 20.11.2020 über Kernkraftritter Records gab

Interview mit CORROSIVE zum neuen Album „Ed“

Interview mit CORROSIVE (via Mail)

Anlässlich der Veröffentlichung des grandiosen neuen Albums „Ed“ am 20.11.2020 über Kernkraftritter Records gab es für mich viele Fragen.

CORROSIVE (Lest dazu auch meine Review!) haben mit „Ed“ ein wirklich bösartiges Death-Metal-Groove-Monster erschaffen, dass sich unbedingt zu entdecken lohnt. Also: Reinhören und genießen! Der Mann am Bass, Sascha Schekanski (u. a. ehemals tätig bei Existence Failed, die 2016 das formidable Werk „Putrefaction Of This Modern Time“ rausgehauen haben, aber das ist eine andere Geschichte), hat sich auf meine Fragen offen und tiefgründig geäußert, aber lest am besten selbst:


Hallo Sascha. Zunächst vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für ein Interview nimmst. Vor allem aber herzlichen Glückwunsch an Dich, an Euch, zu Eurem neuen Album mit diesem kurzen Namen, den sich jeder merken können sollte: „Ed“. Es geht um Ed Gein, einen Serienmörder. Was hat Euch an ihm als Band so fasziniert, dass Ihr das Album nach ihm betitelt habt und Euch in den Texten mit ihm beschäftigt?

Danke an Euch für den Support und Danke für die Blumen betreffend “Ed“ . Unser Sänger Andy, der ein großer Fan von Dokus über Serienmörder und auch Sendungen wie „Medical Detectives“ ist, kam mit einem Text über Ed Gein um die Ecke und recht schnell entstand daraus die Idee, eine Konzept-EP mit mehreren Songs über Ed Gein zu machen. Ich glaube, das interessante an Ed Gein ist ja die Tatsache, dass er kein klassischer Serienmörder wie Dahmer oder Bundy ist. Ed hat nachgewiesen nur zwei Frauen umgebracht. Für seine, naja, sagen wir mal „Kunst“, hat er sich hauptsächlich frische Leichen vom Friedhof geholt. Dies brachte ihm ja auch den Beinamen „Plainfield Ghoul“ ein. Nicht umsonst hat er ja auch etliche Filme inspiriert.

Wenn „Ed“ eine Botschaft in sich trägt, welche ist das? Sind es die Texte, ist es der Inhalt? Oder sind es die Atmosphäre, die Stimmung, die Aura Eurer Musik? Ist es das, was zu uns spricht und auf das wir mit unserem Herzen hören sollten?

“Ed“ erzählt eine Geschichte basierend auf realen Geschehnissen und soll den Hörer mit auf eine Reise in die tiefsten Abgründe der Menschlichen Seele mit nehmen. Es soll auch zeigen, dass jeder so eine dunkle Seite haben könnte oder hat, ohne dass man es als Nachbar oder Bekannter merkt.

Wenn ich Eure Musik höre, dann entstehen bei mir Worte im Kopf, wie: Gewalt, zornig, Gebirgsmassiv, Schmerz, Groove, Rost, Befreiung, Wunde, Energie, Traurigkeit, Aggression, Unbarmherzigkeit, Hilflosigkeit, Präzision, Ausgeliefertsein, Schweiß. Kannst Du diese Assoziationen verstehen, kannst Du nachvollziehen, dass Eure Musik in solche Worte übersetzt werden kann? War das Deine, Eure Absicht?

Ja das kann ich nachvollziehen, denke aber auch ,das es zum Teil allgemeine Assoziationen sind, die einem bei dieser Art von Musik in den Sinn kommen.

Was spürst Du selbst tief in Dir, wenn Du das Album hörst?

Ich glaube stolz trifft es am besten. Ich denke, wir haben da echt was Fettes abgeliefert.

Was für Reaktionen habt Ihr bisher auf „Ed“ erhalten?

Bis jetzt waren die Reaktionen alle durchweg positiv und die Rezensionen waren alle gut.

Ich gebe zu, dass ich beim Lesen Eures Infozettels zunächst eine Mogelpackung erwartet habe, es gibt ja tatsächlich nur vier neue Lieder. Aber jetzt denke ich, dass das Album eine schöne Werkschau liefert und die alten Stücke – die ich als Original nicht kenne – nicht nur hervorragend gealtert sind, sondern vielmehr zeitlos daherkommen. War das Eure Absicht – oder habt Ihr einfach nicht mehr neue Lieder zur Verfügung?

Wir hatten letztes Jahr unser 25-jähriges Bandjubiläum und hatten eigentlich die Idee, zusätzlich zum regulären „Nourished by Blood“ Album, welches letztes Jahr veröffentlicht wurde, noch eine Jubiläums-EP zu veröffentlichen. Ursprünglich sollte diese dann maximal fünf bis sechs Songs haben. Irgendwie hat das aber zeitlich dann mit letztem Jahr nicht so hingehauen und dann gab es ja noch die Konzeptidee über Ed Gein. Da es ja eine Jubiläums-EP werden sollte, sollte auf jeden Fall auch was Altes mit drauf. Nach ein wenig überlegen haben wir uns dann dazu entschieden, das komplette “War and Carcass“ Demotape zu überarbeiten und neu aufzunehmen, da dieses nur im kleinen Kreis bekannt ist und die Songs es wert sind, auch von einer größeren Hörerschaft gehört zu werden.

Für mich ist das Album nicht nur äußerlich zweigeteilt in die vier neuen und die vier neu aufgenommenen Lieder vom ersten Demo. Ich sehe auch eine Entwicklung hin zu mehr Komplexität, technischer Finesse und Geschwindigkeit. Siehst Du, sehr Ihr das auch so? Und wenn ja, war dies eine bewusste Entscheidung oder eher Ausfluss Eurer muskalischen Entwicklung in den letzten 22 Jahren und der Besetzungswechsel in den letzten Jahren?

Für uns war es wichtig, dass man sieht, dass es sich hier eigentlich um etwas zweigeteiltes bzw. um etwas Altes und etwas Neues handelt. Es soll vor allem einen Einblick in die Entwicklung der Band geben. Ich denke, wir klingen heute auf jeden Fall anders als damals, wobei wir nach wie vor stolz auf unser altes Material sind. Ob wir komplexer, schneller und technischer geworden sind, das ist eine gute Frage. Uns ist es heutzutage vor allem wichtig dass ein Song eingängig ist. Wo wir damals zum Beispiel beim ersten Album“ Wrath oft he Ungod“ Songs mit zum Teil zwölf bis dreizehn verschiedenen Riff gemacht haben, reichen uns heute fünf bis sechs Riffs pro Song.

Ich habe Dich und Euren Schlagwerker Timo in meiner Rezension besonders hervorgehoben. Ich finde, Ihr bildet ein nahezu perfektes Gespann, denn dieser so druckvolle wie präzise Groove, dieses stoische Voranmarschieren kommt ja nicht von ungefähr. Wie gelingt es gerade Euch beiden, dieses zwingende und drückende Element zu erzeugen?

Danke für das Kompliment. Ich denke einfach, dass die Chemie zwischen Timo und mir sehr gut ist und wir zusammen einfach eine Einheit bilden. Alles andere macht dann ein guter Mix und das Mastering 😉

Ich habe ja als Referenzen in meiner Rezension Obituary, Vader, Illdisposed, Grave, Facebreaker und die leider viel zu wenig beachteten The Lucifer Principle genannt? Nerven Dich grundsätzlich solche Nennungen – oder kannst Du damit, auch bei „Ed“, leben oder findest sie sogar hilfreich?

Ich denke, bei der Menge an Bands und verschiedenen Stilen, die es momentan gibt, ist es nicht schlecht, wenn man einen Vergleich hat, an dem man sich orientieren kann. Daher ist das für uns schon absolut in Ordnung, mit anderen Bands verglichen zu werden, sofern die Vergleiche passen.

Wie erschafft Ihr die Songs? Im Proberaum, beim gemeinsamen Spielen? Oder arbeitet Ihr einzeln Ideen aus, um sie dann auszutauschen und weiter zu entwickeln?

Am liebsten wäre es uns natürlich, wenn wir die Songs zusammen im Proberaum erarbeiten könnten. Wegen der momentanen Situation ist dies ja leider nicht so ganz möglich und daher entstehen die Songs momentan eher in Einzelarbeit. Wenn nötig, wird dann hier und da noch was ergänzt oder es kommt noch nen Solo hinzu, aber im Regelfall kommt jeder mit fertigen Songs an.

Wie viel Zeit investiert Ihr in CORROSIVE? Und wieviel Zeit könnt Ihr aktuell überhaupt investieren? Wie gestaltet sich die derzeitige Situation für die Band, aber auch für Euch als einzelne Musiker – die hoffentlich nicht von der Musik leben müssen, aber dennoch wie wir alle anderen auch Betroffene sind?

Wir haben alle unseren festen Job und müssen Gott sein Dank nicht von der Musik leben. Ich glaube als kleine bis mittelgroße Band die davon lebt hast Du momentan echt verloren. Normalerweise Proben wir einmal die Woche, was natürlich dieses Jahr situationsbedingt auch zum größten Teil ausgefallen ist. Ansonsten arbeiten wir natürlich daran “Ed“ so gut wie möglich zu promoten und arbeiten natürlich auch an neuem Material.

Was denkst Du, wo wird CORROSIVE in 10 Jahren stehen? Wo siehst Du Dich selbst als Musiker und Person? Was sind deine Ziele?

Ich denk,e das Ziel eines Musikers ist es immer, sich weiter zu entwickeln und gute Musik zu erschaffen. Das ist auch mein Ziel, gute Musik schreiben und zusammen mit den anderen Jungs Corrosive voran zu treiben. Ich hoffe, dass wir in 10 Jahren auf einer Stufe mit Bands wie Deserted Fear, Revel in Flesh oder auch den aufgelösten Lay Down Rotten stehen.

Lieber Sascha, vielen Dank für Deine Zeit. Ich wünsche Dir, Euch, für Eure persönliche Zukunft ebenso wie für Euer Wirken mit CORROSIVE Alles Gute! Ich hoffe, Ihr könnte bald wieder live aktiv sein, denn ich glaube, Ihr werdet Eure Massivität, Musikalität und Emotionalität sehr gut auf die Bühne übertragen können. Und das wird ein wahres Fest für alles Fans! Darauf freue ich mich! Hast Du noch letzte Worte?!

Wir danken für das Interview und den Support. Wir hoffen, dass man sich bald wieder auf Konzerten sieht. Aber bis es soweit ist, bleibt gesund und genießt unser neues Album “Ed“.


Hendrik