COLDCELL – „Those“

COLDCELL – „Those“

Label: Czar of Bullets / Czar of Crickets

Spielzeit: 54:38 min

VÖ: 03.11.2017

Genre: Post Black Metal wie ein schwarzer giftiger Regen

Das Schweizer Abrisskommando COLDCELL legt mit „Those“ seine dritte Scheibe vor. Und das ist ein echter Grenzgänger geworden. Die Musik ist eine Chimäre aus Black Metal, irgendwas mit ganz großem Post und noch mehr Atmosphäre. Erwähnenswert im Übrigen auch das schicke und hochwertige Cover, dass Czar of Crickets der Band spendiert haben. Chapeau!

Die Stücke variieren geschickt im Tempo und bleiben dabei trotz aller Länge jederzeit spannend und nachvollziehbar. Sie beginnen meist langsam und schwer, brachial schwere Riffs über vertrocknete Erde schleifend, sich langsam aufblähend zu flirrenden Riffkaskaden, in die Höhe walzend, um sich wie ein schwerer grauer Eisennebel über alle Gipfel und alles Lebendige zu ergießen, die Sonne und alles Licht verschlingend. Die Musik breitet sich weit aus im Universum, ein riesiger Koloss aus miteinander verschlungenen Tonschichten aus verschiedenen Sounds, Gitarren, vielen davon, Bassläufen, Melodiefetzen, angedeuteten fliehenden Linien aus undefinierbaren Geräuschen. Dies alles verbindet sich zu einem unheilschwanger tönenden Leib, aus dem ein undurchdringlicher Regen aus dunklen, bösen, zersetzenden Tränen auf den Hörer herabfällt und ihn durchdringt.

Doch aus dem Regen wird auch gerne ein verschlingender Sturm, wenn rasende Blastbeats die Lieder unbarmherzig mit sich ziehen und nicht eher ruhen, bis alle Strukturen in Fetzen liegen. Die Stimme von Sänger S schreit sich dazu aggressiv, wenn nötig auch heiser keifend oder düster rezitierend durch die Stücke und passt sich als weiteres Instrument ein das zornige und quälende Inferno. Sie erinnert mich in den schnellen Parts immer wieder an Gus Cambers (Grip Inc., RIP!). Äußerst einzigartig und außergewöhnlich agiert Schlagzeuger aW. Er nutzt das Schlagzeug als völlig eigenständiges Instrument, das nicht nur Rhythmusarbeit verrichtet, sondern sich völlig nonkonformistisch und selbstbewusst mit eigenen Figuren und Melodien in die Stücke einbringt. Zu so etwas wie einem Allerweltstakt bequemt sich Herr aW nur in „Tainted Thoughts“ und „Heritage“ (was dann aber sehr schön tight groovt). Das ist zunächst sehr gewöhnungsbedürftig, weil jede noch so kleine Pause regelrecht mit Schlagwerk zugetrommelt wird, vermag aber immer wieder einen wahrhaft manisch-hypnotischen Sog zu entwickeln.

Fazit: COLDCELL gelingt mit „Those“ ein Werk, das viel fordert, aber dann in eigene ganz Welt des Black Metal entführt. Die Reise in dieses tiefe Hinab aus Atmosphäre und Wahnsinn lohnt sich! Versprochen!

Tracklist:

1. Growing Girth (7:54)
2. Entity I (2:53)
3. Seize The Whole (5:46)
4. Tainted Thoughts (11:48)
5. Sleep Of Reason (5:30)
6. Entity II (4:01)
7. Drought In The Heart (7:30)
8. Heritage (9:11)

(Quelle Bilder: facebook.com/coldcellofficial/)