HELL PATRÖL – „Leather And Chrome“
HELL PATRÖL – „Leather And Chrome“ Label: Eigenveröffentlichung Laufzeit: 45:06 min VÖ: 23.02.2018 Genre: Speed Metal aus dem deutschen
HELL PATRÖL – „Leather And Chrome“
Label: Eigenveröffentlichung
Laufzeit: 45:06 min
VÖ: 23.02.2018
Genre: Speed Metal aus dem deutschen Untergrund, der Dir die Fresse glückselig poliert
HELL PATRÖL spielen Speed Metal. Und zwar so richtig räudigen ganz tief aus dem deutschen Untergrund. Das hört man ihnen auch an. Der Sound ist etwas dünn und schwachbrüstig, und es dauert eine Weile, bis man sich daran gewöhnt hat. Und dann möchte man nur noch rufen: Na und? Scheiß doch drauf, aber mal so richtig! Denn egal, ob die Snare nach Knäckebrot klingt und die Bassdrum kaum zu hören ist (Mr. Florian “Flobo” Bodenheimer, ich hoffe, Du hast den, der Dir das angetan hat, mit dem Kopf in die Bassdrum gesteckt und die Doublebass so lange getreten, bis Deine Füße geblutet haben, verdient hat es der Missetäter allemal!), ob insgesamt recht wenig Druck auf dem Kessel ist und es an Aggression mangelt, wir reden hier nur über den Sound. Und sollten dabei nicht vergessen, dass die Herren alles in schönster Eigenregie auf die Leder behosten Beine gestellt haben.
Denn musikalisch geht das alles mehr als in Ordnung. Die Gitarren schütteln sich die zackigen und eingängigen Riffs im Minutentakt aus den Ärmeln und lassen sie in dieser wunderbar typisch ungestümen Wildheit eines Rudels junger Hunde auf uns niederprasseln wie einen Sommerregen aus rostigen Eisennägeln. Der Bass rumpelt darunter breitbeinig und feist über den schmutzigen Betonboden, und das Schlagzeug macht richtig Alarm, hetzt mit Doublebass, schnellen Rhythmen und hastigen Breaks die Herren gnadenlos vor sich her und tritt sie voller Freude in ihre grinsenden Ärsche.
Und ja, ich wette, Mr. Dominik “Domaniac” Sticher weiß, dass er mit seiner Stimme die hohen Lagen eher meiden sollte („The Gunslinger“, „Regicide“, „Millennial Speed Metal“) und auch ab und an in den melodischen Teilen nicht ganz sattelfest wirkt („Tear Down The Wall“). Und deshalb besinnt er sich gekonnt auf seine Stärken und gibt den Schreihals mit einem aggressiven Shouting in mittlerer Stimmlage, das sich in angriffslustiger Rasanz und hitzköpfigenm Ungestüm ebenso gut in die Stücke einpasst wie die gelegentlichen wohl dosierten Ausflüge in die Melodie.
Und wer jetzt denkt, dass ich mich hier auf die falschen Seiten von HELL PATRÖL konzentriere, liegt völlig falsch: „Leather And Chrome“ ist eines: Spaß, Spaß, und, ach ja, eine verdammte Menge Spaß! Denn eines können die Herren, nämlich Speed Metal machen, und zwar so, wie er sein muss und wie wir ihn alle lieben. Nach Schweiß und Bier stinkend, aus trunkenen Kehlen heiser gegröhlt, mit Nackenschmerzen aufwachend, die Hose versifft und das T-Shirt zerschlissen, mit Pelz auf der Zunge und einem glückseligen Grinsen im unrasierten Gesicht. Das alles verpacken sie in Songs, die schnell und treibend nach vorne preschen, stets diese typisch hektische Note verbreiten, dieses irrwitzig ausgelassene und hemmungslose Kalkül. Dabei halten sie die Lieder durch immer wieder eingestreute Tempowechsel und abgebremste Teile trotz aller wunderbaren Eingängigkeit jederzeit spannungsgeladen und packend. Zu einprägsamen und süffigen Refrains gesellen sich gerne Gangshouts („Don’t Panic“, „Coming Home“, „Death From The Sky“) und auch mal ein schick melodischer Hintergrundchorus („Speed Demons Rise“). Aushängeschild sind aber die wirklich hochklasssigen Soli, die melodisch, ausgefeilt, durchdacht und mitreißend daherkommen und den Songs nochmal einen richtigen Kick verpassen. Das erinnert an Helloween zu den seligen Zeiten von „Walls of Jericho“. Und mit Liedern vom Kaliber „Speed Demons Rise“ und „Millennial Speed Metal“ muss man sich hinter Krawallbrüdern vom Schlage Cauldron, Speedtrap, Stallion, Enforcer oder Space Chaser in Sache musikalische Qualität nicht verstecken.
Fazit: Es lebe Speed Metal! Es lebe HELL PATRÖL! „Leather And Chrome“ bringen uns Spaß, Enthusiasmus und echte Freude an harter Musik! Reinhören und ansehen, wo immer die Jungens auftauchen. Sie haben es sich redlich verdient!
Tracklist
1. Still Flyin‘ (4:38)
2. Speed Demons Rise (4:19)
3. Don’t Panic (4:49)
4. The Gunslinger (4:29)
5. Coming Home (4:43)
6. Death From The Sky (3:22)
7. Tear Down The Wall (4:49)
8. Regicide (4:40)
9. Millennial Speed Metal (3:48)
10. Magnificent (5:32)