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Wacken Open Air 2018 – Teil 1 (Mittwoch, 01.08.2018)

Die letzten Jahre ist das Wacken Open Air vor allem von Extremwetterlagen dominiert worden. Nach drei Jahren mit Regen

Wacken Open Air 2018 – Teil 1 (Mittwoch, 01.08.2018)

Die letzten Jahre ist das Wacken Open Air vor allem von Extremwetterlagen dominiert worden. Nach drei Jahren mit Regen und Schlamm fällt die diesjährige Ausgabe in den „Jahrhundertsommer“ und man stellt sich vor Ort auf gesteigerte Brandgefahr und Temperaturen über 30 Grad ein. Weder Veranstalter noch 75.000 Metaller lassen sich von so etwas jedoch abhalten und so platzt das Campingelände bereits am ersten Anreisetag Montag aus allen Nähten.

Im Gegenteil scheint die Stimmung eher euphorisch – nach so vielen verschlammten Jahren freuen sich die Fans, endlich mal wieder auf Sonne und einen Boden, auf dem man sich während der langen Festivaltage auch mal hinsetzen kann.

 

Mittwoch, 01.08.

Wir reisen hingegen erst am Mittwochmorgen an und schlagen unser Camp in der glücklicherweise noch nicht ganz so heißen Morgensonne auf. Obwohl der Mittwoch im Vergleich mit früheren Jahren inzwischen auch schon reichlich Bandprogramm bietet, werden die Hauptbühnen noch nicht bespielt und so hat man heute noch Zeit, sich auch mal entspannt die ein oder andere Band zu Gemüte zu führen, die man noch gar nicht kannte. Ab Donnerstag, spätestens Freitag geht dann das Gerenne von Band zu Band wieder los, denn das Billing ist auch dieses Jahr trotz fehlender Mega-Headliner wieder enorm abwechslungsreich und reichhaltig.

Nach einem Rundgang über das Gelände und einer ersten Sichtung der guten Essensstände (wichtig auf jedem Festival!) bleiben wir als erstes an der Wasteland Stage bei REZET hängen. Die mit Schleswig ganz aus der Nähe stammende Thrash-Metal-Kombo macht die norddeutsche Underground-Szene bereits seit einiger Zeit unsicher und bietet alles, was das Genre-Etikett verspricht. Das ist solide und ein guter Anheizer für den heutigen Tag, da ich jedoch kein großer Fan von Old-School-Thrash bin, ziehe ich lieber weiter in das gigantische Bullhead City Zelt, um mir dort FISCHER-Z anzuschauen. Die älteren Herren hatten in den 70ern/80ern mal den ein oder anderen Hit („Marliese“) und ziehen dementsprechend auch eher Publikum 50+ vor die Bühne – das jedoch in einer bemerkenswerten Menge. Das sympathisch auftretende Gespann liefert seine irgendwo zwischen Rock, Pop und New Wave liegenden Stücke professionell ab und wird vom Publikum dafür gebührend bejubelt.

Von FISCHER-Z geht es dann direkt danach zu FISH auf der Nebenbühne. Als Marillion-Fan, der Mr. Fisch jedoch noch nie live gesehen hat, bin ich entsprechend gespannt auf den ersten Frontmann der britischen Prog-Legende. Umso ernüchternder fällt für mich dann der Auftritt aus: Dass Fishs Band nicht die gleichen handwerklichen Qualitäten wie seine einstigen Bandkollegen haben – geschenkt. Und sei’s drum, dass Fish selber recht statisch auf der Bühne wirkt und augenscheinlich mitunter Texte ablesen muss. Dass die Performance allerdings so dermaßen blutleer ausfällt und Fischs Stimme einfach nicht mehr das leisten kann, was sie dereinst konnte, lässt den Auftritt besonders bei älteren Marillion-Songs extrem enttäuschend werden. Wer Marillion in letzter Zeit mal live gesehen hat, hat hier eher das Gefühl, eine zweitklassige Coverband zu erleben.

Im Anschluss gibt es klassischen Hard Rock von NAZARETH. Die schottische Institution gehört auf die Bucket List an Bands, die man, auch ohne Fan zu sein, bei Gelegenheit gerne mal mitnehmen sollte. Nun, abgesehen von dem Haken auf der Liste, ist für meinen Geschmack nicht viel mehr zu dem Auftritt zu sagen. Das zahlreich vor der Bühne angetretene (und beim Hit „Love Hurts“ lautstark mitsingende) Publikum erscheint jedoch begeistert und gibt der Band eine ihrem Status entsprechende Rückmeldung.

Nach einer kurzen Essenspause klingt der Tag dann auf der Wackinger Stage mit HEILUNG aus. Nun, das sollte er eigentlich, doch aufgrund technischer Probleme beginnt die dänische Ethno-Heiden-Schamanismus-Folk-Truppe erst mit 25 (!) Minuten Verspätung, was ihnen dann nur noch eine Spielzeit von 35 Minuten übrig lässt – bei HEILUNG sind das gerade einmal vier Stücke. Umso erfreulicher, dass die in der verkürzten Spielzeit dann dargebotenen Stücke trotzdem extrem gut und beeindruckend ausfallen. Die hypnotische Percussion, der Kehlkopfgesang und die stimmungsvolle Bühnenperformance mit schamanistischen Kostümen und rituellem Gehabe wirkt ein wenig wie überstilisierte WARDRUNA, ohne jedoch billige Kopie zu sein. Auf jeden Fall ein toller Ausklang des ersten Festivaltages und definitiv das Highlight am Mittwoch.

Hier geht’s zu Teil 2, Donnerstag (02.08.2018).

 

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