Wolfgang Niedeckens BAP, 17.10.2018, Swiss Life Hall, Hannover
BAP ist bekanntlich seit Jahren nur noch das Baby von Chefdenker Wolfgang Niedecken und hat mit der alten
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BAP ist bekanntlich seit Jahren nur noch das Baby von Chefdenker Wolfgang Niedecken und hat mit der alten Formation, in der vor allem Klaus „Major“ Heuser mit seinem Spiel die echten Glanzpunkte setzen konnte, nichts mehr zu tun. Das weiß man im Vorfeld, wenn man zu einem Konzert von Niedeckens BAP geht.
Auch an diesem Mittwochabend in der mit 1.700 Fans gut gefüllten Halle weht ein leichter Hauch dieser längst vergangenen Ära und kann doch nicht darüber hinwegtäuschen, dass es an diesem Abend zwar alte Hits gibt, aber eben umarrangiert. Ganz im Stil von Bob Dylan, Niedeckens musikalischer Übervater, der seit Ewigkeiten seine Songs komplett anders arrangiert vorträgt. Die Bühne lässt dann bereits erahnen, dass das Solo-Album von Niedecken Pate gestanden hat, denn der Hauch von New Orleans, wo er sein Album „Reinrassije Strooßekööter“ aufgenommen hat, wird alleine durch die oppulente Showtreppe und den Vorbau einer Südstaatenvilla demonstriert. Später gibt er zum Besten, dass er schon immer mal eine Showtreppe haben wollte, die er nicht benutzt.
Sein inzwischen eingespieltes Team, allen voran Gitarrist Ulrich Rohde an der Sechssaitigen, harmoniert in Perfektion. Sogar eine waschechte Bläsercombo hat er sich diesmal gegönnt, die den Songs teilweise eine komplett neue Sichtweise beschert. So spielt sich die Band durch ihr Set, Niedecken glänzt mit kleinen Anekdoten aus seiner eigenen Geschichte, erzählt von seinen Eltern und Großeltern, bringt so manchen Schwank aus seiner Kindheit dabei zum Besten und zeigt, dass er eben auch Entertainer ist und nicht nur reiner Musiker.
Das Publikum, größtenteils jenseits der 50, lässt sich auf dieses Spiel ein, feiert mit und wird in den ruhigen Momenten still und lauscht andächtig des Meisters Gesang. Gerade diese Umsetzung mit dem Sound des Mississippi, den Klängen des Südens, verleihen so manchem Song Gesicht, stellen sie in die Nähe zu Springsteen und den Stones – weitere Helden von Niedecken.
Dann folgen die Zugaben. Ein Part, der früher stets zu ausufernden Songs führte und so manchen Gast auf der Bühne präsentierte. Ein Konzert von 4 Stunden Länge war keine Seltenheit. Diesmal kratzte die Band an der 3-Stunden Marke und glänzte mit satten 7 Songs, bevor dann das Saallicht anging und die Fans in die kühle Hannoveraner Nacht entließ.
Großes Kino einer tollen Band, die mitzunehmenden Alter anscheinend immer besser wird, auch wenn manchmal ein wenig der richtige Druck fehlte.
- Drei Wünsch frei
- Waschsalon
- Psycho Rodeo
- Diss Naach ess alles drin
- Deshalv spill mer he
- Reinrassije Strooßekööter
- Chippendale Desch
- Et ess, wie’t ess
- Bahnhofskino
- Jupp
- Frau, ich freu mich
- Dausende vun Liebesleeder
- Weißte noch?
- Anna
- Wie schön dat wöhr
- Do kanns zaubere
- Nemm mich met
- Absurdistan
- Vision vun Europa
- Kristallnaach
- Arsch huh, Zäng ussenander
Encore:
- Ruut-wieß-blau querjestriefte Frau
- Nix wie bessher
- Jebootsdaachspogo
- Aff un zo
Encore 2:
- Stell dir vüür
- Verdamp lang her
- Jraaduss