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AYASHUASCA – „Beneath The Mind“

AYASHUASCA – „Beneath The Mind“ Label: Kernkraftritter Records Laufzeit: 60:30 min VÖ: 09.11.2018 Genre: Death Metal Wahnsinn – progessiv,

AYASHUASCA – „Beneath The Mind“

AYASHUASCA – „Beneath The Mind“

Label: Kernkraftritter Records

Laufzeit: 60:30 min

VÖ: 09.11.2018

Genre: Death Metal Wahnsinn – progessiv, experimentell, monströs

AYAHUASCA legen mit „Beneath The Mind“ ihr Debüt vor. Und was uns hier um die Ohren fliegt, das ist in jeder Beziehung unglaublich, ja unfassbar. Das ist irgendwie Death Metal, aber selten wirkte dieser Begriff so klein, so mickrig, so blutleer im Vergleich zu dem Objekt, dass er beschreiben sollte. Denn die Musik von AYAHUASCA ist in jeder Beziehung groß, weit, ausufernd, maßlos, einzigartig, im wahrsten Sinne weltenumspannend. Denn hier verbinden sich Töne, sehr viele Töne, zu einer Musik, die das Etikett „Experimentell“ tatsächlich verdient, die größte Härte und bedingungslose Offenheit vereint, die man am ehesten als Mischung aus Death Metal und Weltmusik bezeichnen kann.

AYAHUASCA sind zunächst keine Band im herkömmlichen Sinne. Das hier ist ein Kollektiv, in dem sich acht Künstler zu einer musikalischen Bruderschaft zusammengeschlossen haben. Das ist ein einziger lebender Organismus, der atmet, der sich zusammenzieht und ausdehnt, der lacht und schreit, der tobt und wimmert. Bis auf den einsamen Bass sind alle Instrumente und der Gesang dreifach besetzt – und das ist auch zu hören. Denn jeder der Herren agiert wie ein eigenständiges, aber jederzeit mit dem Gesamtwesen fest verbundenes Glied. Das individuelle Können ist phänomenal herausragend und unabdingbare Voraussetzung dafür, solche Musik erschaffen zu können. Die Gitarrenriffs sind so hart wie abwechslungsreich, so melodiös schwebend wie brutal sägend, so simpel und direkt wie abartig kunstvoll verziert. Das Schlagzeug agiert bei einer zumeist hohen Geschwindigkeit absolut präzise und druckvoll und schüttelt sich nicht nur die abgefahrensten Takte spielend aus den Fingern, sondern verziert diese noch mit überraschenden Breaks und Fills. Und die Percussions geben dem nicht bloß Volumen, sondern erschaffen mit harten Schlägen weite Ebenen voller packender Rhythmen. Dazu kann Herr Sliman Abu Sitta am Gesang alles, was im Death Metal so gebraucht wird, vom tiefen gutturalen Growlen über aggressives Shouten, kreischendes Wüten bis zum hysterischen Keifen, und selbst beim rockigen Klargesang macht er eine gute Figur. Diese qualitative Glanzleistung und quantitative Vielfalt wurde zudem mit einem mächtigen, warmen und transparenten Sound in Szene gesetzt, der nicht nur die schiere Gewalt der Musik freisetzt, sondern auch all die instrumentalen Abenteuer fein ziseliert erglänzen lässt.

Die Lieder sind in ihrer brachialen Komplexität, ihren eruptiv aufeinanderfolgenden Rhythmen, Takten, Geschwindigkeiten, Themen, Stimmungen, Stilen, für mich nur schwer zu durchschauen, zu greifen. Ich kann mich nur fallen lassen, nur loslassen, nur wegwerfen, all das, was mich eingrenzt beim Hören und Fühlen von Musik. Dann entfalten Songs wie das brutal drückende „Life Beneath The Mind“, das mit melodischem Schweben werbende „Cult“ oder das düstere Hoffnungslosigkeit verbreitende „Abyss“ eine sogartige Wirkung. Aber um mich nicht falsch zu verstehen, einfach, gerade, klar oder sofort einleuchtend ist hier nichts, das ist in seiner progressiven Dimension fordernd, intensiv und kräftezehrend. Ich hätte mir an einigen Stellen noch ein wenig mehr Dynamik, noch ein wenig mehr Zeit zum Verschnaufen gewünscht. Und tatsächlich gefallen mir die beiden dieses unfassbare Inferno eröffnenden und abschließenden gewaltigen Brocken „Instinct“ und „Summoner of Storms“ am besten. Denn hier geben die acht Herren ihren Kompositionen Zeit zur Reife, hier dürfen Riffs über längere Zeit wirken und sich bis weit hinein in meine Seele entfalten, hier dürfen so mitreißend akzentuierte wie feindselig klingende stoische Trommelrhythmen ihre hypnotische Wirkung in meinen Geist dehnen. Ja, hier fühle ich mich am wohlsten.

Fazit: AYAHUASCA haben mit „Beneath The Mind“ ein Werk vorgelegt, dass in seiner extremen Musikalität seinesgleichen sucht. Fans von Gojira, Meshuggah, Textures, Strapping Young Lad und ähnlichen Epigonen werden diese Band lieben. Das ist progressiver, experimenteller Death Metal, der unglaublich viel einfordert, der Energie frisst und jeden unnachgiebig in einen Kosmos voller Dunkelheit und Verzweiflung hinab zieht. Der aber denen, die bereit sind, diesen schroffen und scharfkantigen Koloss zu umarmen, mit Glück, Licht und einem offenen Herzen belohnen. Und das für immer. Oh Mann, was für ein unbändiges Biest!

Liederliste:

1. Instinct (10:46)
2. Life Beneath the Mind (6:56)
3. Abyss (4:08)
4. Cendre et ruine (6:19)
5. Cult (7:14)
6. Orange Spliff (6:05)
7. Eternal Embrace (6:41)
8. Summoner of Storms (12:21)