NDR 2 Plaza Festival, 24.05.2019, Expo Plaza, Hannover
Zum 19. Mal bereits fand, einer liebgewordenen Tradition folgend, das NDR 2 Plaza Festival statt, dem einen Tag später
Zum 19. Mal bereits fand, einer liebgewordenen Tradition folgend, das NDR 2 Plaza Festival statt, dem einen Tag später die N-Joy Star Show folgte und damit die Open Air Saison in Hannover einläutete. Jedes Jahr treffen hier Stars auf Newcomer und begeistern bis zu 25.000 Fans im erfahrungsgemäß jährlich ausverkauften Schutz zwischen ehemaligen Expo-Pavillons und der TUI-Arena. Das Staraufgebot in diesem Jahr konnte sowohl Newcomer wie BenjRose, als auch Shootingstars wie Lea oder Lukas Graham neben Weltstar Lenny Kravitz präsentieren.
Den Anfang machte die noch junge Band BenjRose um den Lockenkopf Benjamin Rose, deren Debüt-Album im Juni erscheint. Trotz ihrer jugendlichen und unverbrauchten Ausstrahlung schaffte es die Band das Publikum ordentlich anzuheizen und überzeugte mit ihrem rockigen Sound, der irgendwo zwischen Bryan Adams (der 80er Jahre) und Bruce Springsteen seine Heimat hat. Erstaunlich, was diese Band, allen voran der charismatische Frontmann und Namensgeber, für eine Energie an den Tag zu legen vermochte. Keine Zeichen von Angst vor solch einem Publikum aufzutreten, keine Scheu den Abend bzw. Nachmittag zu eröffnen. Launig, spassig und mit ordentlich Power haben BenjRose eine fantastische Visitenkarte abgegeben und die Messlatte für die folgenden Künstler gleich am Anfang enorm hoch gelegt.
Dem Newcomer folgten die alten Hasen Wingenfelder, die sich mit ihrer Band Fury in the Slaughterhouse mehr als nur Kultstatus erspielt haben. Doch Kai und Thorsten scheinen keine Probleme damit zu haben, dass ihr eigener Status von dem Kult um F.i.t.S. immer wieder überschattet wird. Charmant, präzise und mit ordentlich Spiellaune präsentierten sie ihre deutschsprachigen Songs dem durch so Ziemlich alle Aterstufen vertretenen Publikum.
Guter alter Rock, wie man ihn mag, der dabei immer ehrlich und authentisch ist. Für mich persönlich waren Wingenfelder die klaren Gewinner des Abends, was einfach an ihrer unbekümmerten, lockeren und professionellen Art liegt, der man anmerkt, dass hier Musiker auf der Bühne stehen, die schon so manche große Bühne ihr Zuhause nennen durften. Arbeiter auf der Bühne im wahrsten Sinn des Wortes eben. Leider war der Auftritt der Lokalmatadoren viel zu kurz, was aber hoffentlich in den nächsten Jahren mit einem erneuten Anlauf geändert werden kann.
Weiter ging es mit dem Shootingstar Lea, die mit ihrer unbekümmerten Art schnell vor allem das jüngere Publikum für sich begeistern konnte. Vielleicht lag es an den Songs, die mir persönlich nicht viel gegeben haben, mir zu eintönig und blass erschienen, dass Lea mich nicht überzeugen konnte. Vielleicht liegt es auch am Alter, dass sich einige Stile einfach nicht erschließen wollen, scheint doch so manches der heutigen Zeit überflüssig und eher belanglos.
Doch Lea hatte ihre Fans im Publikum, strahlte über das ganze Gesicht und ließ mit ihrer glockenhellen Stimme den ein oder anderen Zuschauer auch zu kleinen Verzückungsstürmen hinreissen. Ein prima Auftritt, der aber eben leider keine Glanzlichter hatte.
Ganz anders dann der dänische Youngster Lukas Graham mit seiner fantastischen Band. Mit Bläsersätzen, einem mehr als agilen Bassisten und vor allem einer leichten Macho-Art, die vor allem die jungen Mädels bezückte, konnte der kleine Mann mit der großen Stimme, die mich irgendwie immer wieder an Rick Astley erinnern wollte, absolut überzeugen. Im weißen Trägerhemdchen, Marke Feinripp, zeigte er sich leicht sommerlich, was in Anbetracht der nicht unbedingt sommerlichen Temperaturen, schon einen kleinen Schauer erzeugen konnte, und war definitiv der Mädelsschwarm des Abends. Doch auch musikalisch konnte er absolut überzeugen, wurde dabei aber auch von einer grandiosen Band getragen, die seinen Eskapaden den nötigen Rahmen verpassten. Ich bin mir sicher, dass man von dem jungen Dänen in Zukunft noch mehr hören wird.
Dann kam mit Rea Garvey der erste Höhepunkt des Abends. Garvey gehört inzwischen bereits zum festen Inventar beim NDR 2 Plaza Festival, hat er doch schon mehrmals von dieser fantastischen Bühne auf die 25.000 runterschauen dürfen.
Ganz der Profi legte er mit seiner irisch freundlichen Art los, sang sich regelrecht in die Songs hinein und überzeugte mit seiner aufrichtigen Art, die auch beim älteren Publikum anzukommen wusste. Hits aus seiner ganzen Solokarriere standen dabei genauso auf dem Zettel, wie „Supergirl“ seiner alten Band Reamon. Ein Sympath, der neben seinen locker leichten Pop-Rock Songs, eben auch als Mensch absolut überzeugend rüber kommt und seine Fans fest im Griff zu haben scheint.
Den Abschluss machte dann schliesslich Superstar Lenny Kravitz, der mit einer fünfzehn-minütigen Verspätung die Bühne in Anspruch nahm. Ganz US-Style mässig gab er sich eher distanziert, redete kaum mit seinem Publikum und wirkte stellenweise ein wenig unmotiviert, was aber vielleicht auch daran gelegen haben mag, dass Kravitz vor solch einer Kulisse einfach nicht gut aufgehoben ist. Musik mit langen Jam-Passagen und einer Band, die restlos überzeugend war, gehört in kleinere Hallen oder Open Air Locations. Dabei ging zum Beispiel das brillante Spiel der ehemaligen Bassistin von David Bowie, Gail Anne Dorsey, fast komplett unter. Doch vor allem der ältere Teil der 25.000 zeigte sich sichtlich begeistert und schwärmte noch Tage später von dem Auftritt des Lockenkopfes. Leider hatten wir keine Akkreditierung für Lenny Kravitz erhalten, weshalb wir auf Bilder seiner Show leider verzichten müssen.