Alice Cooper “Ol’ Black Eyes Is Back World Tour 2019”, 23.09.2019, Barclaycard Arena, Hamburg, Support Black Stone Cherry
Alice Cooper, der Schockrock-Opa, steht mit mittlerweile 71 Jahren noch immer auf den Bühnen dieser Welt und zeigt, dass
Alice Cooper, der Schockrock-Opa, steht mit mittlerweile 71 Jahren noch immer auf den Bühnen dieser Welt und zeigt, dass es kein Alter für Rock & Roll gibt. Mit einer ausgezeichneten Band im Rücken bewies der Schockrocker, dass er unzählige Hits im Gepäck hat, auch wenn es vom aktuellen Album nur einen einzigen Song gab. Doch der Reihe nach.
Zuerst durften die US-Rocker von Black Stone Cherry ran, die trotz immenser Erfolge in ihrer Heimat es in unseren Breitengraden nie über Achtungserfolge hinaus gebracht haben. Eigentlich schade, denn die US-Boys können inzwischen auf 6 Studioalben verweisen, die allesamt überragend sind und eine wilde Mischung aus Südstaatenrock und Hardrock bilden. Vor allem live sind die Amis immer wieder ein echtes Schauspiel, was vor allem an der Agilität von Gitarrist Ben Wells liegt, der fast schon wie ein hyperaktives Kind auf der Bühne wirkt und dabei doch authentisch bleibt. Mit mächtig Spaß in den Backen gaben Black Stone Cherry einen wilden Ritt durch immerhin 13 Jahre ihrer Veröffentlichungen. Auch wenn man vielleicht nicht unbedingt etwas mit den Jungs anzufangen weiß, muss man ihnen bescheinigen, dass sie jedes Mal verdammt genial abliefern und dabei mehr als überzeugen können. Ich persönlich freue mich immer wieder die Band live zu erleben. Nach knapp 45 Minuten mussten sie die Bühne für den Headliner räumen, konnten aber mit Sicherheit an diesem Abend ein paar neue Fans hinzugewinnen.
Nach einer halben Stunde Umbaupause durfte dann endlich Alice Cooper mit seiner Band ran. Beeindruckend erscheint die Bühne mit den „Gruseleffekten“, die eigentlich schon lange keine mehr sind und dennoch zu einer ordentlichen Cooper-Show dazu gehören. Nita Strauss und Tommy Henricksen thronen über der Bühne, während der Meister fast schon theatralisch seinen obligatorischen Stock schwingend locker die Bühne betritt und mit „Feed My Frankenstein“ den ersten Song des Abends in die ziemlich mager gefüllte Halle schmettert. Nur 4200 Fans waren dem Ruf des Meisters gefolgt, was angesichts seines Legendenstatus’ sehr verwundert. Doch von der Tribüne sieht die Halle später doch recht gut gefüllt aus.
Cooper hatte anfangs noch Schwierigkeiten mit seinem Mikro, war sein Gesang doch kaum vernehmbar, was sich aber schnell beheben ließ. Bereits hier war klar, dass nichts gekünstelt war, nichts vom Band kam. Die Backings klangen teilweise schon ein wenig schräg und selbst der Meister traf nicht jeden Ton. Doch genau das ist es doch was eine Live-Show ausmacht, zeigt es doch, dass hier Musiker auf der Bühne stehen, die sich nicht hinter irgendwelchen Mätzchen verstecken müssen und sich selber dabei treu bleiben. Weiter ging es mit den Klassikern „No More Mr. Nice Guy“ und „Bed Of Nails“, bei denen besonders Weltklasse-Gitarristin Nita Strauss wie ein Wirbelwind über die Bühne fegte, sich positionierte und mit ihren Posen ganz der Rockstar war. Es ist ohnehin schon schwer sich in der immer noch von Männern dominierten Rock & Roll Welt zu behaupten, was Nita aber alleine durch ihre Präsenz und natürlich ihr famoses Spiel auszugleichen vermochte.
Im Laufe der Show kamen natürlich viele, bereits bekannte Elemente einer Cooper Show zum Vorschein, wirkten allerdings teilweise auch fast schon lächerlich. Wenn zu „Dead Babies“ eine überdimensionierte Plastik-Replik eines Babys über die Bühne wackelt, hat das etwas von Las Vegas in Hamburg. Na klar darf da auch die Guillotine natürlich nicht fehlen. Ein wenig Theatralik und zack, ist sie ab die Rübe. Die komplette Show wirkte wie eine typische US-Produktion, der manchmal ein wenig Leben fehlte, dafür aber absolut zu unterhalten wusste. So glich die Show eher einem Musical oder einer Rockrevue, denn einem schlichten Konzert. Wenn dann bei „I Love The Dead“ Coopers Tochter Calico den Part der Krankenschwester übernimmt, macht sie das genauso perfekt, wie jahrelang ihre Mutter Sheryl, deren Part sie Anfang der 2000er übernommen hatte.
Cooper weiß noch immer wie er die Massen bei der Stange hält, lässt die Musik sprechen und hält sich selbst mit Ansprachen oder Danksagungen sehr zurück. Erst bei der Bandvorstellung merkt man, dass der Mann auch sprechen kann. Nach einer Spielzeit von knapp 90 Minuten, mehr scheint der 71-jährige nicht mehr zu schaffen, was auch dadurch deutlich wurde, dass es einige Parts in der Show gab, bei der sich Cooper zurück zog und seiner Band den Vortritt ließ, war mit Konfettiregen und Luftschlangen das Ende mit dem Überhit „School’s Out“ samt einem Part aus „Another Brick In The Wall“ eingeläutet. Artig verabschiedete sich die Band von den Hamburger Fans und ließ den Eindruck zurück, dass man sich noch mal wiedersehen wird. Eine solide Rockshow, die einen Alice Cooper samt seiner Band in glänzender Form zeigte.
Setlist Alice Cooper:
Feed My Frankenstein
No More Mr. Nice Guy
Bed Of Nails
Raped And Freezin’
Fallen In Love
Muscle Of Love
He’s Back (The Man Behind The Mask)
I’m Eighteen
Billion Dollar Babies
Poison
Guitar Solo (Nita Strauss)
Roses On White Lace
My Stars
Devil’s Food
Black Widow Jam
Steven
Dead Babies
I Love The Dead
Escape
Teenage Frankenstein
Encore:
Under My Wheels
School’s Out (mit “Another Brick In The Wall”)