GEFRIERBRAND – „Es war einmal…“
GEFRIERBRAND – „Es war einmal…“ Label: Eigenveröffentlichung Laufzeit: 55:11 min VÖ: 29.02.2020 Genre: Fetter Melodic Metal voller Dunkelheit und

GEFRIERBRAND – „Es war einmal…“
Label: Eigenveröffentlichung
Laufzeit: 55:11 min
VÖ: 29.02.2020
Genre: Fetter Melodic Metal voller Dunkelheit und Emotionalität – grandios!
GEFRIERBRAND lieben Gitarren. Fette Metalriffs sägen sich durch den Märchenwald, hart, brachial, zwingend und eingängig („Das letzte Haus“, „Tief im Forst“, „Das Schrättele“, „Die Boten des Todes“). Das ist Metal pur und klingt in seiner kraftstrotzenden Schärfe angenehm traditionell, ohne altbacken oder wiedergekäut zu sein. Dazu gibt es immer wieder harmonische Leads, die sich als melancholische Melodien in unsere Ohren schmeicheln („Totenhemdchen“, „Es war einmal“, „Wie Kinder Schlachtens miteinander gespielt haben“). Und auch die Soli sind geschmackvoll in die Songs eingepasst („Es war einmal“, „Die Boten des Todes“). Das Schlagzeug treibt die Instrumente mit einer unbarmherzigen Geradlinigkeit und stoischen Energie vor sich her und sorgt mit variablen Breaks und immer wieder eingestreuten Tempowechseln für Kurzweil und Spannung. Sahnehäubchen sind die immer wieder geschickt eingeflochtenen Blastbeats. Dazu gesellt sich ein Bass, der selbstbewusst neben den Gitarren eine ganz eigene Duftmarke hinterlässt und für ordentlich Wumms sorgt. Und dann ist da König Tom am Gesang. Und der ist ein ganz Großer. Er ist es, der die Musik mit seiner rauhen, dunklen und aggressiven Stimme weit hineinbiegt in den Death Metal. Dabei gelingt es ihm bei aller Gewalttätigkeit jederzeit, die (deutschen) Worte deutlich und nachvollziehbar zu intonieren. Aber vor allem verfügt der Tom über die einzigartige Gabe, uns in den Liedern sein Herz und seine Seele nackt vor die Füße zu legen. Seine Stimme nimmt mich gefangen, umarmt mich und entführt mich in diese archaische Welt, in Dunkelheit und Schmerzen. Und doch fühle ich hinter seinen Worten diesen kleinen Funken Hoffnung, Licht, Liebe. Das ist die pure Magie!
Ich lege zumeist nicht allzu großen Wert auf die Texte, aber bei GEFRIERBRAND lohnt es sich allemal, sich diese in Ruhe anzuschauen. Es geht um Märchen, und das ist nicht nur ein eher selten genutztes Thema, sondern wird hier auch mit großem Sprachwitz und abseits der üblichen Klischees umgesetzt. Das ist so intelligent und durchdacht wie berührend und tieftraurig. Grandios. Was GFERIERBRAND aber am meisten ausmacht, das ist ihre Fähigkeit, Musik und Inhalt zu einer symbiotischen Einheit zu verschmelzen. Ihnen gelingt es mit einer großartigen Musikalität, ihren düsteren, mystischen Geschichten jeweils das zu geben, was diese brauchen, um mich zu berühren. Beim Hören durchströmen mich Worte wie: Nacht, Feuer, alt, Wahn, Tod, Himmel, Wald, Sturm, Schwert, Erde, kalt, Hunger, Wein. Nicht jede Idee zündet, manchmal wirkt das in seiner Struktur zerrissen („Tief im Forst“), und das Schlagzeug hätte durchaus etwas mehr Natürlichkeit vertragen, gerade die Bassdrum wirkt doch arg synthetisch. Stört mich das? Nein, denn GEFRIERBRAND leben nicht in Details oder Nuancen, sondern in Aura und Atmosphäre.
Fazit: GEFRIERBRAND legen mit „Es war einmal…“ ein großartiges Album vor. Das strotzt vor eindringlichen, dramatischen und aufregenden Liedern, vor fetten Metalriffs, wuchtigen Drums und energetischem Gesang. Hier ist zu jeder Sekunde das zu spüren, was Musik ausmacht, Hingabe, Leidenschaft, Ehrlichkeit und Seele. Oh Mann, ich bin restlos begeistert und verspreche Euch, Ihr werdet es auch sein. Also. Kaufen, Hören, Lieben. Und an Euch, meine Herren von GEFRIERBRAND: Danke.
Liederliste:
1. Prolog
2. Es war einmal
3. Die Boten des Todes
4. Der Graf von Geichen
5. Wie Kinder Schlachtens miteinander gespielt haben
6. Totenhemdchen
7. Tief im Forst
8. Das letzte Haus (am Ende des Brotkrumenweges)
9. Grab aus Dornen
10. Das Schrättele
11. Rot