Extreme (USA) – Six
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Wir schreiben das Jahr 1990 und eine Band aus Boston setzt an Musikgeschichte zu schreiben. Der Song „More Than Words“ steigt weltweit in die Charts ein und landet auf den ersten Plätzen. Was aber nach „Hausfrauenrock“, so der despektierliche Begriff der damaligen Zeit, klingt, hatte mit der Band nichts zu tun. Bereits ein Jahr vorher veröffentlichte die Band um Gary Cherone und Nuno Bettencourt ihr Debüt, das bereits den mit „Pornograffitti“ eingeschlagenen Pfad vorweg nahm. Mit „Get The Funk Out“ waren sie mit dafür verantwortlich, dass sich der Funk auch seine Bahnen im harten Rock bahnen konnte. Mit „III Sides To Every Story“, ihrem dritten Album, legten die Boston Boys dann ihr Meisterstück vor, das sich allerdings vom Vorgänger deutlich abhob und neue Pfade durchblicken ließ. 1995 erschien schließlich mit „Waiting For The Punchline“ noch ein müdes Aufbäumen, bevor sich die Band in die ewigen Jagdgründe verabschiedete. Erst 2008 kam mit „Saudades de Rock“ ein weiteres Studioalbum auf den Markt, konnte aber an die Alben der 90er nicht anschließen. Nun liegt mit dem simplen Titel „Six“ ein neues Werk vor, das aufhorchen lässt.
Mit den bereits bekannten Nummern „Rise“, „#Rebel“ und „Banshee“ startet das Album richtig fett und geht gleich in die Vollen. Es lebe das Riff! Was Nuno Bettencourt hier abfeuert darf man getrost als großes Kino bezeichnen. Doch es ist auch der variable Gesang von Gary, der von breitbeinigem 80er Jahre Pathos bis zum balladesken Schmachtfetzen das gesamte Spektrum abdeckt und sich dabei zu keiner Sekunde blamiert. Okay, ein Song wie „Beautiful Girls“ mit leicht karibischem Flair hätte vielleicht nicht unbedingt sein müssen, zeigt aber auch die Vielseitigkeit der Band, die sich ohnehin schon immer dem Trend verweigerte und ihr Ding durchgezogen hat. So stehen die bereits eingangs erwähnten Riff-Rocker eben auch neben einer fein ausgeklügelten Nummer wie „X Out“, die man sich erst erarbeiten muss. Der erste Höreindruck lässt noch vermuten, dass das Album in der zweiten Hälfte ein wenig abstinkt gegenüber der ersten Hälfte. Das aber ändert sich je häufiger man die Platte gehört hat und erkennt dann die Größe des Albums, das sich hinter keinem der anderen verstecken muss und eine Band auf der Höhe der Zeit zeigt, die auch gerne in der eigenen Vergangenheit stöbert, sich dabei aber nie verliert und selbst in den balldesken Momenten weit vom Kitsch entfernt ist. Ob es nun das „Album des Jahres“ wird, sei einmal dahin gestellt. Ein grandioses Werk ist es aber allemal.
Fazit: „Six“ ist ein Album, dem der Brückenschlag zwischen Moderne und Vergangenheit eindrucksvoll gelingt und sich dabei nicht verbiegt.
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Rise
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#Rebel
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Banshee
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Other Side Of The Rainbow
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Small Town Beautiful
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The Mask
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Thicker Than Blood
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Save Me
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Hurricane
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X Out
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Beautiful Girls
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Here’s To The Losers
Label: earMusic
VÖ: 09.06.2023
Laufzeit: 52:38 Min.
Herkunft: USA
Stil: Hard Rock
Webseite: https://extreme-band.com
Facebook: https://www.facebook.com/extremeband/