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Ten Years After & Canned Heat “Legends Live”, 19.10.2023, Musikzentrum Hannover

Ein Hauch von Woodstock wehte am Donnerstag durch das Hannoveraner Musikzentrum, denn mit Ten Years After und Canned Heat

Ten Years After & Canned Heat “Legends Live”, 19.10.2023, Musikzentrum Hannover

Ein Hauch von Woodstock wehte am Donnerstag durch das Hannoveraner Musikzentrum, denn mit Ten Years After und Canned Heat waren an diesem Abend zwei Schwergewichte des bekanntesten und wohl auch einflussreichsten Festivals 1969 auf der Bühne anzutreffen.


Zwangsläufig stellt sich bei einer Zeitspanne von mehr als 50 Jahren die Frage, ob denn überhaupt noch Originalmitglieder mit an Bord sind. Bei Ten Years After waren mit Drummer Ric Lee und Keyboarder Chick Churchill zwei Veteranen am Start, während es bei Canned Heat nur noch mit Schlagzeuger Adolfi „Fita“ de la Parra, der nicht zur Gründungsbesetzung gehört und erst 1967 zur Band stieß, immerhin noch ein echtes Originale geschafft hat. Man könnte nun vortrefflich darüber streiten, ob das Sinn macht oder nicht. Doch letztlich soll die Musik für sich sprechen und das tat sie an diesem Abend mehr als großartig.

Den Beginn machten Canned Heat, die mit dem altbekannten „On The Road Again“ in ihr Set einstiegen. Und wie sie einstiegen: mit mächtig viel Spaß und einem Groove, den ich persönlich selten dermaßen eindrucksvoll gehört habe. Bezeichnend auch, dass es keinerlei Spielereien auf der Bühne gab und selbst das Licht fast ohne große Wechsle auskam. Licht an und los. Keine Rauchschwaden, die Großes erahnen lassen oder gar Pyros und Feuer, die letztlich ohnehin nur von der Musik ablenken. Besonders Gitarrist Jimmy Vivono, der mit seiner eigenen Band seit Beginn die Hausband in der amerikanischen Talk Show „Late Night With Conan O’Brien“ ist, sei dabei erwähnt, denn der Barträger machte von Anfang an deutlich, dass er sein Handwerk mehr als beherrscht und mit fantastischen Solo-Einlagen die anwesenden knapp 300 Fans begeistern konnte. Auch sein Gesang setzte die markanten Punkte, während er sich mit Dale Spalding (Gesang, Gitarre, Harmonika) aus Austin/Texas, die Vocals teilte. Am Bass war niemand geringeres anzutreffen, als Rick Reed, der unter anderem mit Paul Butterfield, Chicago Blues Reunion und Fabulous Thunderbirds die Bühne teilen durfte. Hinter den Kesseln war mit Fito natürlich das Original zu sehen und zu hören. Auch mit 77 Jahren zeigte er keinerlei Anzeichen von Müdigkeit und legte mit Rick Reed den Teppich, auf dem sich Jimmy und Dale austoben konnten. Leider war nach knapp 70 Minuten das Ganze schon vorbei und so mancher hätte sich gerne noch mehr gewünscht, denn dass diese Band nochmals nach Hannover kommt, dürfte wohl eher unwahrscheinlich sein.


Nach einer halben Stunde Umbaupause betraten dann Ten Years After die Bühne. Ein sichtlich in die Jahre gekommener Chick Churchill, dem man ansah, dass er mittlerweile 77 Lenze auf dem Zähler hat, bewegte sich sehr unsicher in Richtung seines Stuhls, während Ric Lee, 78 Jahre alt, noch recht schwungvoll hinter seinen Kesseln Platz nahm. Bassist Colin Hodgkinson, eine lebende Legende, die gerade erst stolze 78 Jahre erreicht hat, wirkte frisch und spielfreudig, während Marcus Bonfanti, mit 40 Jahren der Jungspund in der Band, sogleich mit mächtig viel Energie loslegen konnte.

Waren Canned Heat mit ihrem Boogie die Groove-Könige des Abends, waren Ten Years After verspielter und vertrackter, dabei aber nicht minder freudvoll bei der Arbeit. Doch sie hatten es schwer gegen Canned Heat „anzustinken“, konnten erst mit einem akustischen Part für ausreichend Applaus sorgen. Das lag aber auch an den unterschiedlichen Ausrichtungen der Bands, denn Ten Years After waren noch nie für die massenkompatiblen Klänge bekannt. Jeder der Musiker konnte restlos überzeugen, wobei besonders Chick Churchill mit seinem Spiel immer wieder für Glanzpunkte sorgen konnte.

Auch bei Ten Years After verhält es sich wie mit Canned Heat, denn niemand weiß, ob man diese Band jemals nochmal wieder live erleben kann. Alleine aus diesem Grund war es mehr als fantastischer Abend, der auch viele jüngere Gesichter ins Musikzentrum treiben konnte.


Setlist Ten Years After:
Land Of Vandals

One Of These Days

Change The World

Silverspoon Lady

Portable People (Acoustic)

Don’t Want You Woman (Acoustic)

Losing The Dogs (Acoustic)

Love Like A Man

The Hobbit

Schoolgirl

I’m Going Home
Encore:
I Say Yeah

Choo Choo Mamma

 

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