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AVON – „Dave’s Dungeon“

AVON – „Dave’s Dungeon“ Label: Heavy Psych Sounds Records / Cargo Laufzeit: 36:04 min VÖ: 23.02.2018 Genre: eine spannende

AVON – „Dave’s Dungeon“

AVON – „Dave’s Dungeon“

Label: Heavy Psych Sounds Records / Cargo

Laufzeit: 36:04 min

VÖ: 23.02.2018

Genre: eine spannende Mischung aus Wüsten-Space-Punk-Rock und Britpop

Nein! Versprochen: Es gibt keine Kalauer in Richtung Kosmetik. AVON sind eine Band. Eine mit bekannten Gesichtern aus bekannten Bands. Allen voran Alfredo Hernández (früher Kyuss, QOTSA) und James Childs (Airbus, Little Villains), dazu noch der ebenso erfahrene Bassist Charles Pasarell. Und mehr Manpower braucht es auch nicht, um eine schicke Rockplatte einzuspielen.

Und wer die Musiker kennt, der wird sie auch im Sound von AVON jederzeit verorten können. Da ist zunächst das prägnante, aber jederzeit songdienliche Schlagzeugspiel des Herrn Hernández, ebenso treibend und klar wie originell in den Breaks und Fills. Das hat Klasse. Da ist aber auch das eigenständige und unverkennbare Gitarrenspiel des Herrn Childs, der mit ebenso minimalistischen wie wabernden Riffs für Atmosphäre, Raum, Druck und Dreck im Gesamtsound sorgt. Dazu passend agiert der Bass als massives Fundament. Er drückt im Zusammenspiel mit dem Schlagzeug die Songs stoisch voran oder füllt den von der Gitarre überlassenen Freiraum mit fetten Linien. Und das braucht es auch. Denn die Instrumente sind so natürlich wie möglich aufgenommen, so dass die Gitarre (bis auf wenige Stellen) vor allem in den Soli ohne eine zusätzliche Rhythmusspur auskommt. Dazu kommen in den Songs immer wieder gut eingepasste mehrstimmige Gesänge und Chöre und einige im Psychedelic-Universum gern gebrauchte Instrumente („Hero With A Gun“). Das alles sorgt im Gesamteindruck für Originalität, Dynamik und einen wunderbar rauen Charme.

Und die Musik? An die muss man sich erst einmal gewöhnen. Ich bin die ersten Male recht verunsichert, irgendwie erscheint mir die Sache zu ambivalent und zerrissen. Da gibt es Rockmusik, reduziert, staubig, spacig, luftig und frei. Das riecht und schmeckt mal nach Wüste, mal nach Whisky, einem dicken Joint, Bier oder Auspuffgasen an einer Tankstelle im staubigen Nirgendwo. Und da gibt es eine Stimme, die verdammt nach Britpop in seiner Hochphase klingt, so wunderbar rein und betont schnarrt mir da das Englisch entgegen. Bis ich merke, dass ich mich einfach frei machen muss von solch gewaltigen und übermächtigen Schatten wie Kyuss und QOTSA. Dann gibt es einige Perlen zu entdecken: das wunderbar rotzige „Red Barn“, „Terraformations“ mit seinem verdammt räudigen Gitarrensolo oder das atmende „Space Native“. Und ja es gibt sie, die Referenzen, „On Fire“ huldigt so gekonnt QOTSA wie „Dungeon Dave“ Kyuss abfeiert. Über allem aber steht das in seinem lakonischen Mantra unvergleichlich mitreißende „Was Ist Los?“, in dem sich Charme, Chuzpe, Lässigkeit und Liebenswürdigkeit von AVON vereinen.

Fazit: AVON legen mit „Dave’s Dungeon“ ein Album voller roh produzierter, auf das Wesentliche reduzierter und spannender Rocksongs vor, die sich gekonnt in einer ungewohnten wie originellen Schnittmenge aus Britpop und Rockzusätzen wie Space, Punk und Wüste suhlen. Man kann den drei Herren nur wünschen, dass sie in Sachen Bekanntheit, Erfolg und Langlebigkeit an den Kosmetikriesen heranreichen (Upps, nun ist es doch passiert.). Zu gönnen ist es ihnen zweifellos.

 

Titel:

  1. Yello (2:12)
  2. Terraformations (3:11)
  3. Red Barn (2:56)
  4. Hero With A Gun (4:08)
  5. Mace Face (3:16)
  6. P51 (2:39)
  7. Space Native (4:44)
  8. On Fire (2:50)
  9. Dungeon Dave (3:54)
  10. Was Ist Los? (6:14)