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AXXIS Interview zu „Retrolution“ mit Bernhard Weiß

1. Ziemlich genau drei Jahre, nachdem wir zuletzt über „Kindom Of The Night Part II“ gesprochen hatten, komme ich

AXXIS Interview zu „Retrolution“ mit Bernhard Weiß

1. Ziemlich genau drei Jahre, nachdem wir zuletzt über „Kindom Of The Night Part II“ gesprochen hatten, komme ich heute in den Genuss, dich über viele sich neu ergeben habende, musikalische und generell AXXIS betreffende Aspekte auszufragen. Zu aller erst, möchte ich hier noch einmal meine Gratulation zu eurem neuesten Werk, mit dem interessanten Titel „Retrolution“, aussprechen. Wieder einmal haben AXXIS es fertig gebracht, einen neuen, frischen Sound zu kreieren. Wie macht ihr das nach all den Jahren, immer wieder euer eigenes Rad neu zu erfinden?

Ne gute Frage 🙂 Aber ich glaube es liegt an der Idee, vor jeder Produktion was Neues einzubauen, was auch uns immer wieder vor gewisse Herausforderungen stellt. Es gibt nichts Schlimmeres als Routine.

Vielleicht liegt es auch daran, dass gerade ich in der Band am Anfang lernen durfte, dass „über den Tellerrand schauen“ Erfolg bringt. Ich kann mich noch genau erinnern, wie die Keyboards bei Axis (damals mit einem X) verpönt waren. Ich hatte damals heimlich mit einem Kumpel „Tears of the Trees“ geschrieben, komplett mit Keyboards (damals der DX7) und wir bekamen am Ende des Tages damit einen Plattenvertrag bei der EMI. Das könnte die Ursache dafür sein, dass ich auch heute noch gerne Sachen ausprobiere und bei jeder Produktion mal andere un-metallische Impulse setzte.

Mal mit untypischen Grooves zu arbeiten („Touch The Rainbow“ akustisch), mal mit Frauen Gesang (die AFM Jahre), mal in anderen Genre-Einflüssen z.B. Samplegrooves (Voodoo Vibes) usw…

Bei „Retrolution“ war es mehr der Gedanke die Stimmung einzufangen, den Zeitgeist den ich gerade wahrnehme.

2. Interessant ist ja auf jeden Fall der Hintergedanke zu eurem neuen Album, dessen Titel ja nicht nur eine Wortneufindung ist, sondern auch eine riesige Menge an Geschichte enthält. Erzähl uns doch bitte, wie es zu dem Titel „Retrolution“ kam und was dahinter steckt.

Wenn du aus einer Zeit kommst, in der in der Studio Technik mit hohem Aufwand das Rauschen unterdrückt wurde (Stichwort Dolby usw.), man versucht hat jede Art von Störgeräusche zu eliminieren, aus der Röhrentechnologie auszusteigen und auf klare, saubere Transistor Technik zu setzten, die CD erfunden wurde, die sauber, klar und ohne Störung Musik speichern konnte und wir heute da sitzen und uns wundern, warum all dies Rauschen und Brummen wieder aufwendig digital emuliert wird. Dann ist das irgendwie komisch.

Oder warum in England 2016 so viele Vinyl Platten verkauft wurden wir 1992? Oder warum junge Leute immer noch auf die alten Bands stehen, die eigentlich zu meiner Jugend gehört haben. Oder warum es viele junge Bands gibt, die im Oldschool-Sound – so mit 3 Mikrofonen – schon wieder Platten aufnehmen.

Mich wundert es, dass die neue Technologie nicht dazu genutzt wird Neues zu schaffen, sondern eher Altes zu emulieren, dass die Kiddis nicht ihre eigene Revolution starten, um sich abzugrenzen – im Gegenteil, laut Bertelsmannstiftung lieben sie es sich anzupassen. Haus-Garten-Kinder-Familie- Sicherheit, das wünschen sie sich. Und der Grund wird auch mitgeliefert und leuchtet mir ein: Wir leben im Überfluss! Überfluss an Informationen, an Richtungen, an Angeboten usw. … niemand filtert mehr, keiner gibt einen Trend vor, es gibt tausende. Und in diesem Überfluss sehnt man sich nach Halt, nach was Verlässlichem und das bietet nun mal das „ALTE“., Das kennt man, da weiß man was man hat. Diese „Retrolution“ ist der gegenwärtige Zeitgeist, die Stimmung… übrigens: weltweit.

Das wollten wir mit dem Album Titel einfangen und wenn du dann noch aus einer Zeit kommst, die etwas retro ist, ist das ein verrücktes Gefühl diese Entwicklung miterleben zu dürfen.

Axxis-Retrolution-Artwork
3. Das Album kommt in der Tat mit einem wunderbar klassischen, rauen, fetten Sound eines Classic-Rock Albums daher, der ein wenig an die alten Deep Purple und Whitesnake Produktionen erinnert. Nur wenige Alben in der heutigen Zeit sind noch so detailverliebt was den Klang angeht. Die Produktion hat allerdings gar nicht mal so lange gedauert. An welchen Alben habt ihr euch ggf. orientiert was den Mix angeht und wieso klingt „Retrolution“ wirklich so „retrolutionär“?

Ich fand, sie hat sehr lange gedauert, denn als ich im Januar 2016 im Proberaum, kurz nach unserer 25-Jahrfeier, gesagt habe „Lasst uns mal mit der neuen Produktion beginnen!“, erntete ich Blicke und Sprüche, so auf dem Streifen: „Mensch Berny, mach nicht immer so eine Stress!“ Dann hatten die Jungs kaum Zeit Sachen aufzunehmen und wir mussten ständig um Termine kämpfen. Am Ende des Tages hatte ich den Stress beim Mix, da ich unter Zeitdruck mit dem Release-date kam.
Aber du hast Recht, wären die Jungs terminlich besser aufgestellt, hätten wir die Produktion, inklusive Songwriting und Texten, in 3 Monaten fertig gehabt. So hat es 12 gedauert. Ist Scheiße und war für Harry und mich auch ein Downer.
Bezüglich deiner Frage zur Orientierung. Seit „Kingdom Of The Night II“ habe wir unser altes Zeug raus gekramt und das Vintage-Equipment wieder mit einfließen lassen. Das macht schon Charme. Und unsere Aufnahme Strategie ist wieder voll Oldschool – wie 1989! Das heißt, Performance ist wichtig, nicht das editieren. Performst du gut, brauchst du nicht zu editieren! So wie damals auf Tonband. Aber dass ich mir vorher CDs anhöre um ne Richtung zu finden .. nö … das mache ich nie. Hab ich aber auch noch nie gemacht. Jede CD soll ja ein authentisches Zeitzeugnis der Band werden und da geben wir alle unser Bestes.

4. Bei der Listening Session im Rahmen der bereits zweiten Auflage des legendären „Ruhrpott Rock Dinners“ – nur echt mit Schnitzel und Bier -, habt ihr einer ganzen Menge von Nah und Fern angereisten Fans und Freunden der Band das Album vorab kredenzt.
Ich durfte dabei sein und fand die Reaktionen im Raum sehr faszinierend. Wie habt ihr den Abend erlebt?

Es war ja unser zweites Mal und ich finde den direkten Kontakt zu den Fans einfach wunderbar und erfrischend. Die Leute sind alle super nett und wir haben ein direktes Feeling, wie das Album ankommt. Keine Rezension oder Kritik eines einzelnen Journalisten kann die Meinung vieler Fans bei einem Dinner ersetzten. Nachdem Dinner können Presse Jungs/ Mädels schreiben, was sie wollen, wir wissen wie unsere Fans das Album annehmen und das ist Gold wert! Es war ein echt toller Abend !

5. An eben diesem Abend, gab es von allen Bandmitgliedern, außer Dirk, der ja leider aufgrund eines anderen Engagements nicht anwesend sein konnte, eimerweise tolle Anekdoten und Hintergründe zu fast allen Songs auf eurem neuesten Werk. Da ich es wirklich schade finde, dass die Ideen und Gedanken zu den einzelnen Songs in diesem Raum blieben, sei doch so gut und wiederhole an dieser Stelle das ein oder andere. Welche Geschichten und Gedanken gab es zu den einzelnen Songs, wie ist ihre Entstehungsgeschichte?

Da gab es echt viel. Ich hab mir Gedanken gemacht warum viele – auch ich – so eine konfuse Angst wahrnehmen bezüglich Flüchtlingen, Terrorismus usw. . Wenn ich Zeitung Internet oder TV wahrnehme, entsteht diese wirklich und man hat so eine dubiose Angst. Schaut man aber mal direkt auf sein Leben und fragt sich, wo hat jemals ein Flüchtling oder ein Terrorist das eigene Leben in irgendeiner Weise beeinträchtigt, findest man nix! Und warum gehen gerade überall in Europa, aber auch in den USA die Populisten so ab. Es gibt mit Len Pen Wilder, Trump, AFD einen Rechtsruck und das in einer Phase, wo es uns so gut geht wie lang nicht mehr. Und immer mehr Leute in Deutschland gehen zum Psychiater, weil sie mit ihrem Leben nicht klar kommen.
Auf der anderen Seite finde ich das Gutmensch-Denken auch naiv, wenn es zu Fällen kommt, wo in Dortmund ein rumänischer Mörder, auf Anfrage der Rumänen nach Auslieferung nicht stattgegeben wird, weil die Zelle in Rumänien nur 2qm groß sind. Oder warum straffällig gewordene Einreisende nicht abgeschoben werden. Die beiden „Burn Songs“ „BURN! BURN! BURN!“ und „Burn Down Your House“ behandeln genau diese zwei Seiten der Medaille.

6. Wie eigentlich immer auf euren Alben, gibt es nebst einfach wunderbar zum Headbangen-anregenden Rocksongs, auch hier ein paar Tracks mit tieferer Message. Herausnehmen möchte ich hier einmal „Somebody Died At The Party“ und „All My Friends Are Liars“, das sind ja schon ganz schön heftige Aussagen, wobei die Musik, speziell bei ersterem, auch alles andere als kohärent mit dem doch recht düsteren Titel sind. Wie kommt man denn auf sowas? 🙂

Na, durch das Leben, was wir leben 🙂 Sowas passiert! Bei einem Interview hat mir jemand erzählt, dass er es noch schlimmer erlebt habe und „Somebody Died At The Party“ total treffend für seine Situation war. Ich wollte einfach über ein Erlebnis berichten, wo einer sich in meinem engeren Bekanntenkreis durch Komasaufen gekillt hat. Voll bescheuert! Der Journalist erzählte mir dann aber von einem krebskranken Mann, der alle seine Freunde eingeladen hatte, sich von allen verabschiedet hat um sich während der Party im Schlafzimmer zu erhängen. Mensch, ich dachte meine Story wäre krass… Das Leben hat die härtestes Drehbücher am Start, dass kann sich echt keiner ausdenken 🙂 Ich wollte ganz bewusst die Musik nicht melancholisch oder Tränendrüsen-mässig machen… es sollte konträr zu Thema stehen, sich damit reiben. Einen Party-song eben, bei dem einer stirbt.

All My Friends Are Liars“ bedeutet genau das was im Titel steht und diejenigen, die gemeint sind werden sich angesprochen fühlen. Das Wort „ALL“ ist natürlich schon extrem, aber ich wollte alle einbeziehen und die Richtigen werden sich darin wiederfinden 😉 Danach wird mein Freundeskreis wohl auf den harten Kern reduziert was bei Freibier auf meinen Partys auch ein Vorteil sein kann 😀

7. Natürlich geht’s mit „Retrolution“ auch wieder auf eine dieses Mal recht ausgedehnte Tour, neben Deutschland spielt ihr dieses Jahr auch vermehrt in Tschechien, Österreich und Slovenien eine Vielzahl an Festivals. Worauf freut ihr euch am Meisten und wie blickt ihr allgemein der Tour entgegen?

Ich freue mich auf alles, der ganze Tourtross, das ganze Zirkusleben im Tourbus, die vielen intensiven Gespräche, die wir führen werden, die Shows, die Reaktionen auf unsere neuen Songs und die vielen echt tollen Fans, die wir haben und, und, und. Das Touren ist – gerade wenn du aus der Studio Phase kommst – echt wieder eine komplett andere Welt. Einer der großen Vorzüge, die man als Musiker hat: Man freut sich immer auf die Zeit danach und es wird nie langweilig 🙂 Nach der letzten Tour hab ich mich wieder aufs Songwriting und das Recorden im Studio gefreut, jetzt kommt endlich wieder das Touren… einfach Hammer! Außerdem freue ich mich, die Support Bands C.O.P. UK und Stepfather Fred kennen zu lernen und mit unseren Freunden von Tri State Corner Geschichte auszutauschen. Interessant wird auch die Tour in Tschechien, wo wir mit CITRON , einer super erfolgreiche und bekannten Band aus diesem Lande, zusammen spielen. Es wird eine Phase voller neuer Erfahrungen auf uns warten.

8. In Sachen Ausland gab es für AXXIS in diesem Jahr ja schon eine ganz besondere Show – die 70.000 Tons Of Metal Cruise in der Karibik. Erzähl uns doch einfach mal ein wenig über eure Reise, die Show, die Zeit an Board und wie ihr das Ganze erlebt habt – das hört man ja auch nicht alle Tage so aus erster Hand…

Wir hatten dort eine verdammt geile Zeit. Das Schiff, die Größe dieses Megateils, die Shopping Mall mitten im Schiff hätte in eine Kleinstadt gepasst, die Shows waren der Hammer, die Leute super nett, das Klima traumhaft… der Sonnenbrand allerdings auch 😀 Für uns war auch interessant zu sehen, welche Bands sich da tummelten und wir haben hier und dort tolle Konzerte gesehen. Wir wurden oft, gerade von Südamerikanern, angesprochen, die echt happy waren, AXXIS mal auf der anderen Seite des Ozeans spielen zu sehen. Der Aufenthalt in Haiti war traumhaft. Kann diese Erfahrung nur jedem mal empfehlen. Trotz des Preises, es lohnt sich. War ne echte Hammerzeit! Wenn man bedenkt, dass wir bald gar nicht auf dem Schiff angekommen wären, bin ich echt dankbar, dass es doch noch geklappt hatte. Denn am Flughafen Düsseldorf mussten wir erfahren, dass unser Hinflug gecancelt war. Wie nun nach den USA kommen? Nach 2 Stunden des Bangens, gab es eine Möglichkeit. Von Dubai aus gab es noch ein Flug nach Fort Lauderdale, der kurz vor Schiffabfahrt ankommen sollte. Nach 26 Stunden in der Luft hats dann glücklicherweise geklappt. Mann was für Tage! Auf dem Schiff hatte es sich schnell rumgesprochen. AXXIS waren die Band, die aus Dubai kamen um auf Schiff zu kommen. Klang irgendwie cool 😉

9. In den letzten drei Jahren gab es in euren Kreisen ja mal wieder eine Menge Veränderung. Stefan Weber hat den Platz von Marco Wriedt in der Saitenfraktion eingenommen. Bisher seid ihr ja schon ein mal zusammen getourt und habt eine Menge miteinander erlebt. Das ist ja auch beileibe nicht der erste Line-Up Wechsel in der Band. Wie wirkt sich ein neues Mitglied auf eine Band aus, aus musikalischer und menschlicher Sicht?

Das Molekül „Band“ wird ständig durch äußere Umstände beeinflusst und es liegt an Harry und mir den Laden zusammenzuhalten. Ein neues Mitglied beeinflusst immer auch den kreativen Prozess, die Band Chemie und Stefan kann dies gut nachvollziehen. Loyalität steht für uns an oberster Stelle und alles ist – wie im Leben immer – ein Give and Take. Solange sich das in Waage hält und gemeinsame Ziele angestrebt werden, funktioniert eine Band. Denn nicht nur in Friede-Freude-Eierkuchen Zeiten muss eine Band funktionieren, auch im Stress und bei Meinungsverschiedenheiten. Gerade bei denen kommt oft der kreative Prozess gut in Gang. Einzelkämpfer oder Narzissten braucht keiner in einer Band… und da ist Stefan genau der Richtige. Weit entfernt von einem Narzissten, der ständig der Welt präsentieren muss, wie toll er ist.
Stefan ist definitiv „understatement“ und das macht ihn sehr sympathisch und zum „Bandtypen“.

10. Speziell im vergangenen Jahr ist für AXXIS, bzw. für dich ganz persönlich, ja doch eine Menge passiert. Unter anderem habt ihr eine vollständige Rockshow in einem Theater gespielt, vor sitzender Menge, und du hast für dein Engagement von der Stadt Lünen den Kulturpreis verliehen bekommen. Wie habt ihr die Nacht im Theater erlebt und wie fühlt es sich an, als Rock-/ Metalsänger einen Kulturpreis zu erhalten? Das ist ja auch alles andere als alltäglich.

Ehrlich gesagt, ich war geschockt, als der Bürgermeister mich eine Woche nach der Show im Theater angerufen hatte. Ich bin erst gar nicht ans Telefon gegangen, da ich mir den Morgen nicht versauen wollte. Mal ganz ehrlich, ich dachte, „Mist was ist denn im Theater alles kaputt gegangen, dass der Bürgermeister mich schon anruft?“. Dass der mir zum Kulturpreis gratulieren wollte – Mensch, wer denkt an so was? Und das die Stadt, die uns 1989 den Proberaum genommen hatte, mich 2016 zum Kulturpreisträger wählt… Hammer! Fühle mich da auch sehr geehrt und hab mich sehr darüber gefreut.

Muss auch sagen, dass die Show zur 675-Jahrfeier der Stadt Lünen im Heinz-Hilpert-Theater, der Oberknaller war. Wir hatten echt bedenken, wegen der Bestuhlung, der Pause, die wir machen sollten, die nicht gerade glückliche Vorgabe während der Show keine Getränke kaufen und trinken zu dürfen. Alles Sachen, die ich für problematisch hielt. Obwohl diese Einschränkungen da waren war es eine tolle Show mit echt super Publikum. Pitti Hecht, den wir uns als Percussionisten geborgt haben, der Junge der sich als Supertrommler erwies, die Videos im Hintergrund und das Theater Flair… war alles sehr speziell.

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11. Über eure Show im Theater, gibt es ja noch ein Novum, den Musikmarkt betreffend. Ich hatte die große Ehre mit Fotos und Story und unter Einbezug weiterer Bilder von Jörg Müller (The-Pit.de) und anderen Beteiligten, ein Buch mit euch aufzusetzen. So etwas gab es noch nie.
Die initiale Idee, aus den Bildern der doch ziemlich extravaganten Show und dem Gedankengut meinerseits, der Beteiligten und der Fans ein ganzes Buch zu erstellen, ist dir „zu zuschulden“. Wie kamst du darauf und erzähl vielleicht an dieser Stelle noch ein wenig über den Entstehungsprozess des Buches „Eine Nacht im Theater“.

Wir wollten auf keine Fälle wieder eine DVD machen und da wir als Verlag und Label mal andere Wege gehen wollten, dachte wir uns, eine Fotodokumentation des Abends anlässlich der 675-Jahrfeier der Stadt Lünen wäre doch mal ne echte Alternative. Ich hab mich privat dabei erwischt, dass ich mir komischerweise Erinnerung in Form von Fotos lieber anschaue als privat aufgenommenes Videomaterial. Und da ich es schade gefunden hätte, diesen Abend in Vergessenheit geraten zu lassen, schien mir das Buch-Experiment sinnvoll. Zudem erweitert es auch unseren Erfahrungswert. Ein Buch haben wir noch nie gemacht, geschweige denn auf den Markt gebracht. Holger Kliemannel von der Edition „Roter Drachen“ hat uns dabei sehr geholfen. Er hat auch die Gestaltung und das Layout übernommen. Ist echt klasse geworden. Dann deine echt super Bilder und die Story, ein echt tolles Buch in dem auch die Besucher des Abends zu Wort kommen. Ich finde es Klasse 🙂
Übrigens das Buch gibt es nicht im Handel! Es wird lokal in Lünen angeboten oder exklusiv bei uns www.axxis.de

12. Als wir vor drei Jahren zuletzt in offizieller Sache miteinander sprachen, gab es u.a. auch die Frage, wie du persönlich das Musikbusiness heutzutage wahrnimmst. Gerne erzählst du zum Beispiel darüber, dass AXXIS ja sogar das Label EMI überlebt haben. Was hat sich in den drei Jahren verändert?

Tja, z.B. das Vinylplatten wieder im Kommen sind, die CD Verkäufe weiter fallen, der Streaming-Boom anhält und es immer mehr Plastik-Produktionen auf dem Markt gibt, da die Software-Industrie kräftig daran arbeitet auch für weniger talentierten Musikern Software anzubieten, die denen eine respektable CD Produktion mit vielen virtuellen Instrumenten ermöglicht… und dann noch auf den Markt bringt. Mir gehen echt langsam die vielen Laptops auf der Bühne bei vielen Metalbands auf den Sack. Da war ja die Hitparade mit Dieter Thomas Heck authentischer.
Das Zeitalter des „Fakens“ hat mit Fake-News begonnen und setzt sich auch im Metalbereich durch Fanverarsche durch… scheint den Fan jedoch nicht zu interessieren und das schockt mich ein wenig.


13. Auch in Bezug auf die Tatsache, dass ich seit Jahren definitiv das Gefühl habe, dass viele junge Leute wieder nach ehrlicher und handgemachter Musik zu lechzen scheinen, hatten wir schon einmal gesprochen. Auch in eurem Publikum sieht man immer mehr Leute so zwischen 15 und 30. Wie nimmst du das wahr und was ist dahingehend deine Hoffnung die jüngere Generation betreffend? Gibt es einen Appell?

Ja, den Trend gibt es! Doch leider wird der im Metal, wie ich oben gerade erwähnt habe, nicht mehr so häufig angeboten von den Bands und die Fans denken, nur es ist handgemacht.

Einen Appell kann es nicht von mir geben, denn die junge Generation muss selber herausfinden, ob sie sich weiter faken lassen will oder ob es Ihnen reicht, Spaß zu haben – egal mit welchen Mitteln, die von ihren Stars produziert werden.
Aber auch das ist vielleicht „Retrolution“. Die „alten“ Bands kommen aus der Zeit, wo man noch einigermaßen spielen können musste, um eine gute CD bzw. ein gutes Konzert abzuliefern. Vielleicht ist dies auch einer der Gründe, warum immer noch so viele „alte“ Bands auch junge Leute wieder ziehen. Man entdeckt dort vielleicht was authentisches, was in Computer-gesteuertem Recording verloren gegangen ist. Wie auch immer es zu sein scheint, wir profitieren davon
🙂

14. Nun sind wir am Ende des Interviews angekommen und nebst meinem besten Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, bleibt mir noch eine der, wie ich finde, wichtigsten Fragen: Gibt es etwas, das du persönlich noch los werden möchtest? Brennt dir noch etwas auf der Seele?

Da wir von der Musik immer noch leben, kann ich immer nur an die Leute appellieren uns weiterhin über unsere Homepage www.axxis.de direkt zu unterstützen, unsere neue CD „RETROLUTION“ und das Buch „Eine Nacht im Theater“ zu kaufen und unsere Tournee mit tollen Support Bands (Tri State Corner/ C.O.P. UK und Stepfather Fred) zu besuchen. Wir kämpfen seit Jahren erfolgreich gegen den Streaming-Trend und nur unsere Fans ermöglichen es uns, dass wir weiterhin kreativ arbeiten dürfen und davon leben können. Das würden wir gerne noch ein paar Jährchen so durchziehen…denn Energie ist noch genug da 😉