Beth Hart “Thankful Tour”, 06.12.2022, Kuppelsaal, Hannover
Wie die meisten Konzerte, die derzeit stattfinden, war auch die Show von Beth Hart von den coronabedingten Verschiebungen betroffen.
Wie die meisten Konzerte, die derzeit stattfinden, war auch die Show von Beth Hart von den coronabedingten Verschiebungen betroffen. Doch nicht nur das, sondern eine zusätzliche Erkrankung führte dazu, dass das ursprünglich für den 10. November angesetzte Konzert in Hannover erneut verschoben werden musste. Doch am Dienstag Abend war es dann endlich soweit und Beth Hart konnte sich ihren Fans in Hannover präsentieren.
Unerwarteterweise stand sie aber nicht auf der Bühne, sondern eröffnete das Konzert im Publikum. Durch eine der hinteren Eingangstüren betrat sie singend den Saal, begleitet von ihrem Ehemann Scott, dem sie später sogar noch einen Song widmete. Doch viel interessanter war das Intro, das der Show vorausging. Mit einem Song ihrer Lieblingsband Rammstein, wie sie immer wieder betont, beginnt ein eindringlicher Abend. Doch zurück zum Gang durchs Publikum. Mit dem Blood, Sweat & Tears Cover „I Love You More Than You’ll Ever Know“ startete sie in ihr Set. Sie ließ es sich dabei nicht nehmen Hände zu schütteln und auch mal eine kleine Umarmung zum Besten zu geben.
Genau das ist eine der ganz wichtigen Eigenschaften der Kalifornierin, denn kaum ein anderer Musiker ist derzeit ehrlicher und authentischer, als die 50-jährige. Ihre Liebe zu Rammstein zeigte sie übrigens auch mit einem Shirt, das mit dem wohl handschriftlichen Rammstein versehen war. Eindringlich und emotional ging es bei ihren Shows schon immer zu. Doch dieser Abend schien auch ein wenig so, als ob die ganze Last der letzten Jahre ein wenig von ihr abfiel, sich diese einzigartige Stimme Bahn brach und das obwohl schon zahlreiche Shows hinter ihr lagen. Von Anfang an sprang der Funke auf das Publikum über und nicht wenige waren dabei zu beobachten, als sie bei dem ihrem Ehemann gewidmeten „My California“ ein Taschentuch zückten. Beth selbst war zutiefst ergriffen, ließ ihren Gefühlen und Tränen freien Lauf. Ein wenig ist das auch ihrer eigenen Vergangenheit geschuldet, betonte sie doch auch immer wieder, dass sie durch die Hölle ging und Scott ihr Retter war, mit den zwei Seelen in ihrer Brust aber auch leben muss. Ehrlicher und dankbarer für das Leben, ihr Leben, für die Musik und auch die Liebe zu ihren Fans geht es wohl kaum mehr.
Dabei ist es vor allem diese Ehrlichkeit, die bei niemandem auch nur den Hauch von Kitsch aufkommen lässt. Überhaupt scheint Routine kein Thema zu sein, was vielleicht aber auch damit zusammenhängen mag, das kein Abend dem anderen gleicht. Jeden Tag gibt es, bis auf ein paar Titel, eine komplett andere Setliste, was die Tour-Routine nimmt und damit selbst für die Band spannend bleibt. Auch dass ein Song mal länger gespielt wird, in eine Jamsession (auch vokal) übergeht, hält die Band frisch. Die Blicke der Bandmitglieder Jon Nichols an der Gitarre, Bill Ransom hinter den Drums und Neuzugang Tim Lilly am Bass sprachen dabei nicht selten Bände. Bemerkenswert dabei ist, dass sich Beth dabei auch mal während des Sets dazu entscheidet einen Song zu spielen, der nicht auf der eigentlichen Setliste steht.
Bei der Songauswahl hatte sich Beth nicht auf ihr letztes Album, das Led Zeppelin Tribute, eingeschränkt, sondern bot eine sehr ausgewogene Wahl an Blues, Soul und Rock. Mal sitzend, wild rockend und dann wieder am Klavier, bot sie mit ihrer Band in knapp drei Stunden eine mehr als emotional packende Show. Keine Pyros, kein wild flackerndes Licht oder sonstigen Firlefanz gab es – nur Musik pur in seiner reinsten Form. Beth Hart bewies damit in einem nicht ganz ausverkauften Kuppelsaal erneut ihre Einzigartigkeit und Authentizität und man darf sich bereits jetzt schon auf ein Wiedersehen mit ihr freuen – wann auch immer das sein wird.
Setlist (nicht ganz vollständig):
Intro Rammstein
I Love You More Than You’ll Ever Know
When The Levee Breaks
Waterfalls
Your Heart Is As Black As The Night
As Good As It Gets
Bad Woman Blues
Jazz Man
Rub Me For Luck
Isolation
My California
Sister Heroine
Chocolate Jesus
War In My Mind
Without Words
Sugar Shack
Fat Man
House Of Sin
No Quarter/Babe, I’m Gonna Leave You
Mehr Bilder des Abends: Beth Hart im Kuppelsaal