Billy Joel (USA) – The Vinyl Collection Vol. 1
1949 erblickte Billy Joel in New York City das Licht der Welt. Schon früh zeichnete sich ab, dass er
1949 erblickte Billy Joel in New York City das Licht der Welt. Schon früh zeichnete sich ab, dass er sich für das Piano begeistern konnte. Auch wenn er sich anfänglich der klassischen Musik zugewandt fühlte, änderte sich das im Laufe der Zeit und so wurde er mit 15 Lenzen bereits Mitglied in diversen Rockbands, was seinen Werdegang fortan bestimmen sollte. Im Jahr 1971 schließlich erschien mit „Cold Spring Harbour“ sein Debütalbum. Anlässlich dieses Jubiläums veröffentlicht Legacy Recordings in Zusammenarbeit mit Sony Music nun also eine schicke LP-Box, die neben dem Debüt noch die Alben „Piano Man“, „Streetlife Serenade“, „Turnstiles“, „The Stranger“ und „52nd Street“ enthält. Darüber ist die Box noch mit dem Livealbum „Songs In The Attic“ und einer Doppel-LP mit dem bisher nicht veröffentlichten Mitschnitt „Live At The Great American Music Hall“ von 1975 gefüllt. Außerdem glänzt die Box neben der äußeren Erscheinung, die einem Plattenspieler nachempfunden ist, der eine LP von Billy Joel abspielt, noch mit einem über 50-seitigen Booklet mit Fotos aus Joels Karriereanfängen, Zitaten und einem Essay des amerikanischen Autors und Musikkritikers Anthony DeCurtis.
Den Beginn machte 1971 „Cold Spring Harbour“, das aber nur mäßigen Erfolg einfahren konnte. Geschuldet war dieses dem Umstand, dass beim Mastering geschludert wurde und das Album mit erhöhter Geschwindigkeit als LP gepresst wurde. Erst 1983 wurde dieser Fehler ausgemerzt und das Album erschien zum ersten Mal mit der ursprünglichen Geschwindigkeit, ließ die Songs dadurch auch in einem anderen Licht neu erstrahlen. Nach der Veröffentlichung führte auch eine nicht gerade optimale Abmischung dazu, dass das Album regelrecht floppte. Billy Joel versuchte daraufhin den Vertrag mit seiner Plattenfirma zu kündigen, hatte mit Columbia Records bereits ein neues Label in der Hinterhand. 1972 schließlich erfolgte die Einigung und Joel wechselte zu Columbia, wo dann 1973 das wegweisende Album „Piano Man“ erschien. In dem Titelsong verarbeite Joel seine eigene Vergangenheit als Barmusiker und brachte ihm aufgrund des immensen Erfolgs fortan den Spitznamen „Piano Man“ ein. Die Single schoss in den Charts regelrecht nach oben und bescherte dem ehemaligen Barmusiker eine gehörige Aufmerksamkeit. Doch wie das gerade im Musikbusiness immer mal wieder der Fall ist, blieben die Verkaufszahlen des 1974 erschienenen Nachfolgers „Streetlife Serenade“ hinter den Erwartungen zurück. Völlig unverständlich aus heutiger Sicht, denn mit dem schmissigen „Los Angelenos“, dem verspielten „Root Beer Rag“ oder dem kritischen „The Entertainer“, in dem er seinen Unmut äußerte, dass „Piano Man“ zu lang wäre und deshalb gekürzt wurde, hat das Album echte Highlights zu bieten. Auch „Turnstiles“, erschienen im Mai 1976, brachte nicht den erhofften Erfolg. Erstaunlich, wenn man das in die heutige Zeit übertragen würde, wäre Billy Joel bereits damals ein gebrandmarkter Künstler gewesen, dessen Vertrag mit sofortiger Wirkung aufgelöst werden würde. Doch damals hatten Bands und Künstler noch die nötige Zeit sich entwickeln zu dürfen, ihren eigenen Weg zu finden und zu verfolgen. „Turnstiles“ war nicht nur das vierte Album. Es war auch das erste Album, das ihn wieder in seine Heimatstadt New York zog. Kalifornien hatte er hinter sich gelassen, was er auch in dem Auftakt des Albums mit „Say Goodbye To Hollywood“ thematisiert. Mit dem vom Reggae inspirierten „All You Wanna Do Is Dance“ war ein Song vertreten, der so gar nicht in das übliche Schema von Billy passen wollte, während das folgende „New York State Of Mine“ eine der wohl schönsten Liebeserklärungen an seine Heimatstadt darstellt. Das Album war insgesamt ein wenig verspielter, stellte das Talent und die Vielseitigkeit mehr in den Vordergrund, was aber damals anscheinend noch nicht richtig wahr genommen wurde. Doch mit dem nächsten Album sollte sich das sprungartig ändern. Im September 1977 wurde mit „The Stranger“ sein fünftes Album veröffentlicht. Satte 137 Wochen konnte sich das Album in den Billboard Charts halten und erreichte mit Platz 2 die höchste Notierung. Bis 1985 war es das meistverkaufte Album von Columbia Records und hält bis heute noch immer die Spitzenposition im Katalog von Billy Joel als sein meistverkauftes Album. Es war zudem die erste Zusammenarbeit mit Produzentenikone Phil Ramone und glänzte mit dem brillanten „Movin’ Out“, dem leicht funkigen Titelstück, dem schmachtenden „Just The Way You Are“ und mit einem der wohl schönsten Liebeslieder „She’s Always A Woman“. Das knapp 8-minütige „Scenes From An Italian Restaurant“ als Herzstück des Albums offenbarte nahezu alles, wofür der Name Billy Joel bis dato gestanden hatte: Saxofoneinsätze, Piano, einen wandelbaren Künstler und eine ehrgeizige Art einen Song nicht einfach nur nach Schema F abzufertigen. Es war sein reifstes Album, das ihn als offenen Künstler zeigte, der seinen ganz eigenen Weg gefunden hatte. Es gehört zu den ganz wenigen Alben, die in den USA eine Diamantauszeichnung für 10 Millionen verkaufte Exemplare erhielt. Schon ein Jahr später erschien mit „52nd Street“ ein Album, das an den Erfolg des Vorgängers anknüpfen konnte und zudem erstmalig auch Einflüsse aus dem Jazz zuließ. Es erzielte zwar nicht ganz die hohen Verkaufszahlen von „The Stranger“, gilt aber bis heute unter Kennern als eines der vielseitigsten Alben von Billy Joel. Schon der rockige Opener „Big Shot“ deutete an, dass erneut kleine Änderungen in die Songs Einzug gehalten hatten. „Honesty“ wiederum war eine typische Ballade im Joel Stil, die vom grandiosen „My Life“ abgelöst wurde. In „Zanzibar“, eine Huldigung an das Jazzviertel New Yorks, konnte Gast Freddie Hubbard mit seinem herrlichen Spiel auf der Trompete Glanzpunkte setzen. In „Half A Mile Away“ konnte man förmlich die Straßen New Yorks riechen, trug es doch den Spirit des Schmelztiegels regelrecht in sich. Das Album, welches im Oktober 1978 das Licht der Plattenläden erblickte, war übrigens weltweit das erste Album, das im Jahr 1982 als CD veröffentlicht wurde. Im Jahr 1981 schließlich erschien mit „Songs In The Attic“ das erste Livealbum. Aufgenommen während der Tour 1980, war es ein Zusammenschnitt aus diversen Auftrittsorten, wobei der Fokus für das Album zu einem großen Teil bei dem Debütalbum lag, das zu der Zeit aufgrund von Rechtsstreitigkeiten nicht mehr verkauft wurde. Joel war es zum einen wichtig vor allem seinen neueren Fans, die erst seit „The Stranger“ dazugekommen waren, auch den Zugang zu seinem vorherigen Schaffen zu ermöglichen. Zum anderen bekamen die Songs teilweise eine völlig andere Richtung, da Joel für die Tour eine feste Band an Bord hatte, die jeden Abend die Songs präsentierten. Dieser „rote Faden“ fehlte bei seinen Album bis 1977, hatte er sich bis dahin vorrangig Studiomusiker dazu geholt, wodurch nie ein Bandgefüge entstehen konnte. Wie so häufig in der Geschichte von Livealben, ist es ein klein wenig Stückwerk, das aber durch den Mix wie aus einem Guss wirkt. Zu guter Letzt enthält die Box dann noch mit „Live At The Great American Music Hall“ eine Doppel-LP, die nur in der Vinyl-Box enthalten ist und auch nicht digital verfügbar sein wird. Zu hören ist hier der Mitschnitt eines Konzerts vom Juni 1976 aus San Francisco zum Album „Streetlife Serenade“. „Turnstiles“ war noch nicht erschienen und doch konnten hier erstmals die beiden Songs „New York State Of Mind“ und „James“ gehört werden. Ebenso sind hier die liebevollen Imitationen von Leon Russell, Joe Cocker und Elton John zu hören, die später ein fester Bestandteil einer jeden Show sein sollten. Man spürt, dass hier ein Künstler am Anfang seiner Karriere steht, der noch Großes vor hat, sich dem Publikum energetisch und mit ganz viel Flair präsentiert.
Man kann sich natürlich die Frage stellen, ob man sich eine Box ins Haus holen soll, wenn man die Originalalben vielleicht sogar noch im Regal stehen hat. Doch wer auf opulente Boxsets steht, Freude an der Aufmachung hat und vielleicht auch einfach mal die Frühwerke genießen möchte, bekommt hier alleine mit dem famosen „Live At The Great American Music Hall“ einen Mehrwert geliefert, der eben den jungen und hungrigen Billy Joel zeigt, aus dem noch nicht der große Star geworden ist.
Fazit: „The Vinyl Collection Vol.1“ ist eine liebevoll gestaltete Box, die in komprimierter Form die frühen Jahre abbildet und Appetit auf Vol.2 macht.
Live At The Great American Music Hall
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Opening
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Somewhere Along The Line
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Roberta
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The Mexican Connection
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Root Beer Rag
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James
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Intro of Band Members
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You’re My Home
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Cocker Imitation/You Are So Beautiful (Interlude)
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Everybody Loves You Now
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New York State Of Mind
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Benny & The Jets (Interlude)
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Travelin‘ Prayer
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Delta Lady (Interlude)
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The Entertainer
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The Ballad Of Billy The Kid
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Ain‘t No Crime
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Weekend Song
Box Inhalt:
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Cold Spring Harbor
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Piano Man
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Streetlife Serenade
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Turnstiles
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The Stranger
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52nd Street
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Songs in the Attic
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Live at The Great American Music Hall – 1975 (2LP)
Label: Legacy Recordings/Sony Music
VÖ: 05.11.2021
Laufzeit:
Herkunft: USA
Stil: Pop/Rock
Webseite: https://www.billyjoel.com
Facebook: https://www.facebook.com/billyjoel/