Buch-Review: K.K. Downing / Leather Rebel- Mein Leben mit Judas Priest (mit Mark Eglinton)
Die Geschichte von KK Downing ist auch die von Judas Priest, denn er war es, der mit Al Atkins
Die Geschichte von KK Downing ist auch die von Judas Priest, denn er war es, der mit Al Atkins irgendwann beschloss, dem Blues abzusagen um einfach nur härter zu klingen, lange bevor Ian, Rob, Glenn und Scott auf den Plan traten. Ich kam erst 1980 (mit 8!) auf Judas Priest und mich hat diese gradlinige Härte einfach nur fasziniert. Umso mehr war ich gespannt auf die Biografie von KK, um verstehen zu können, warum die Band so klang wie sie klang und klingt wie sie klingt. Um verstehen zu können, warum man nach vielen Dekaden doch besser getrennte Wege gehen sollte. Um nachvollziehen zu können, warum Judas Priest nicht die selben großen Hallen wie Inselkonkurrent Iron Maiden oder Metallica füllten, warum Live-Alben manchmal diskussionswürdig klingen…
Doch machen wir es wie der Gitarrist selbst, und beginnen von vorn. Das Buch beginnt mit einem detaillierten, aber nicht langgezogenen Rückblick auf die eher nicht so schöne Kindheit, die ihm sein Vater bescherte. Seine ersten akustischen Erregungen fand er bei Jimi Hendrix, den er auch viele Male live sah. Er weckte letztendlich auch den Drang in ihm, Profimusiker / Gitarrist zu werden. Während er nebenbei alle positiven und negativen Erlebnisse eines heranwachsenden Rock-Rebels durchlebte – welche aber auch diverse Sinne schärfen, lernte er Noten und Gitarre spielen, und stellte sich der ersten Judas Priest Formation vor. So viel kann ich verraten, ohne viel zu spoilern: er war natürlich noch zu schlecht und Al Atkins verabschiedete ihn mit freundlichen Worten und einem Handshake. Doch der Anblick des selbstdesignten Bandtransporter spornte ihn nur noch mehr an, was soweit ging, dass er sein erstes Fuzz-Face-Pedal klauen musste…
In der Schule lernte er bereits Ian Hill kennen. Beide zockten grad in einer Combo names Freight, als Al Atkins bei einer Probe vorbeischneit, und sich als Sänger anbot. Nach einem klärenden Gespräch zum Thema Stilrichtung und Bandnamenübernahme ging es los, und am 16.3.1971 fand dann der erste offizielle Judas Priest Gig statt. Immer noch weit entfernt vom heutigen Bandsound und von der heutigen Bandbesetzung, denn anhaltende Erfolglosigkeit trotz harter Arbeit, ließen das Bandkarussell desöfteren drehen. Von der Band Hiroshima wechselten dann Rob und der Drummer zu Judas Priest und der Kampf hat begonnen, gute Songs zu schreiben, denn man wollte Rob ja nicht wieder verlieren, Abwerben war zu der Zeit ein Volkssport. 1974 sollte auf Drängen des Managers noch ein Musiker zur Band kommen, doch etwas anderes als eine 2. Gitarre, machte für KK keinen Sinn, und so landete Glenn Tipton in der Band.
Von den Schwierigkeiten des ersten Studio-Aufenthalt, dem Mastering des Debüt, über Schwierigkeiten des Tourbuslebens, erzählt KK sehr offen, schonungslos -und sehr selbstkritisch-, auch über Erfolge, Misserfolge, Rückschläge & Vorstöße, sowie Emotionen die ihn damals übermannten und lange Zeiten beschäftigten. Er spart nicht mit Hintergrundgeschichten zu den Albumentstehungen, zu einzelnen Songs und es ist auch interessant zu wissen, wie Judas Priest als Supportband behandelt wurden und wie sie Supportbands später behandelten. Mit jeder weiteren Seite wird klarer, warum es es irgendwann zur Trennung kommen musste, doch der Gitarrist verliert keine bösen Worte an die ehemaligen Weggefährten und Mitstreiter! Niemand wird wirklich einzeln so richtig „zur Sau gemacht“, wenn sich das irgendjemand erhofft. Es geht um Judas Priest als Band und dem Gründungsgitarristen, der seine Erfahrungen niedergeschrieben hat, was das Buch überhaupt nicht weniger lesenswert macht, wenn man Fan der Band ist und einige ungeklärte Fragen im Hinterkopf hat. Er schreibt über die Probleme, die entstanden als Rob die Band verließ um sich solo auszuleben und er hat natürlich auch eine Meinung dazu, die er ganz offen vertritt. Aber richtig schmutzige Wäsche wird nicht gewaschen und das gefällt mir sehr gut an den knapp 224 Seiten (Bilderseiten mitgezählt), denn es weiß auch mit anderer Neugierigkeitsbefriedigung zu überzeugen. Auch der Konkurrenzkampf zwischen ihn und Glenn wird thematisiert, offen aber sehr gesittet – very british, oder doch eher gentleman-like?
Fazit: Glücklicherweise entzaubert KK Downing in und mit seiner Biografie nicht den Wahnsinn rund um Judas Priest, weiss aber mit vielen Geschichten, Anekdoten und kleinen Geheimnissen zu den Songs, zu den Studios, zum Miteinander in der Band, und vielem mehr, kurzweilig und informativ zu unterhalten. Dabei geht es um das gelobte Land des Heavy Metal 1983, Treffen und Touren mit Jimi Hendrix, AC/DC, Def Leppard, UFO, Dresscodes, die Entdeckung der Gitarrensynthesizer, Rod Smallwood´s respektlosen Jungspunden, der Flucht vor der Realität (geht auch ohne Drogen!) sowie natürlich um Mädchen, um die Liebe & Autos, u.v.m. Seine reflektierende, plausible Sicht auf die Dinge die da waren, machen neugierig auf die noch ungeschriebenen Biografien seiner Ex-Kollegen und deren Sicht auf die Dinge. Aufgelockert wird das Ganze mit einigen bis dato unveröffentlichten Fotos.
Lustig an der Geschichte: KK Downing ist aktuell zu 25% immer noch offiziell Mitglied in der Firma Judas Priest und damit auch heute noch, ein Geschicke-Mitlenker!
K.K Downing mit Mark Eglinton
Leather Rebel – Mein Leben mit Judas Priest
IP Verlag
VÖ: 28-02-2019
ISBN: 978-3-940822-13-0
Seiten: 224
Farbseiten: 16
Abbildungen: 23
Sprache: Deutsch
Internet:
HP – http://kkdowning.net/steelmill/
FB – https://www.facebook.com/kkdowningsteelmill
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