Bukahara “Tales Of The Tides Tour 2023”, Support Power Plush, 26.10.2023, Capitol Hannover
Ein ausverkauftes Capitol ist immer eine tolle Sache, zeigt vor allem auch, dass es in Zeiten, in denen noch
Ein ausverkauftes Capitol ist immer eine tolle Sache, zeigt vor allem auch, dass es in Zeiten, in denen noch immer Tourneen mangels Vorverkaufs abgesagt werden müssen, eine Lust auf Livemusik gibt. Wenn es dann noch Shooting Stars wie Bukahara sind, ist die Freude umso größer.
Doch bevor Bukahara die Bühne betreten konnten, waren erst mal die Newcomer Power Plush an der Reihe. Irgendwo zwischen Flower Power, Indie und Girlie Pop bewegte sich die Band, die mit ihrem Schlagzeuger nicht nur als reine Frauenband durchgeht. Die drei jungen Frauen zeigten sich anfangs ein wenig nervös, kamen aber immer mehr in ihr Set rein, was auch seitens des Publikums mit Beifall goutiert wurde.
Einzig am mehr als fragwürdigen Gesang teilten sich die Geister, denn für Zuschauer, die ausdrucksstarken Gesang gewohnt sind, war es stellenweise eine „Zumutung“. Der Gesang erinnert sehr stark an japanischen J-Pop, bei dem vor allem quietschige, schrille Stimmen für Aufmerksamkeit sorgen. Musikalisch waren die Songs größtenteils recht angenehm, gingen zwar ins Ohr, blieben aber nicht lange hängen. Mit ihrem Charme konnte die Band dennoch einiges ausgleichen und man kann ihr eigentlich nur wünschen, dass sie mit ihrem Debüt, das erst kürzlich erschien, ihr Publikum erreichen. Ob es allerdings zu einem zweiten Album reicht, darf durchaus angezweifelt werden.
Nach der obligatorischen Umbaupause enterten dann die Kölner unter frenetischem Jubel die Bühne. Wer sich bisher noch nie mit der Band beschäftigt hat, wird sicherlich anfangs verwundert gewesen sein, dass Soufian Zoghlami nicht nur den Leadgesang übernimmt, sondern zusätzlich noch Gitarre und Schlagzeug bedient. Bereichert wird die feine Melange aus Folk, Swing und afrikanischen Elementen von Kontrabassspieler Ahmed Eid, Posaunist Max von Einem, der daneben auch noch Sousaphon und Schlagzeug spielt und Daniel Avi Schneider, der mit Geige und Mandoline für die folkloristischen Parts sorgt. Mit viel Herz und Emotion schaffte es die Band innerhalb kürzester Zeit aus dem altehrwürdigen Capitol einen bunten Kessel voller spürbarer Lebensfreude zu zaubern. Überall lag gute Laune, Liebe und Ausgelassenheit in der Luft, was eine ganz besondere Energie erzeugte, der man sich nicht entziehen konnte (und wollte). Spürbare Emotionen, die von der Band auf das Publikum übersprangen und nur glückliche Gesichter hinterließ.
Die Band, die mit ihrer Musik immer auch mal wieder an Mumford & Sons erinnert, zeigte sich eingespielt und die Erfahrungen der letzten Jahre waren deutlich zu spüren. Besonders in den letzten 2-3 Jahren hat die Band, die sich 2009 aus Studenten der Musikhochschule Köln zusammenfand, einen riesigen Satz gemacht und mehr und mehr Menschen mit ihrer Musik erreichen können. Tief gehende Momente war das sehr emotional vorgetragene Statement von Ahmed und Daniel, die palästinensische bzw. israelische Wurzeln haben und so wurde es für einen Moment auch einmal kurz politisch. Ahmed sang einen Titel, der beim Publikum Spuren hinterließ und so mancher Fan drückte kurz eine Träne weg.
Wenn Musik als Sprachrohr, als verbindendes Element zwischen Nationen, Kulturen und Glauben jemals eine Rolle gespielt hat, dann war das an diesem Abend der Fall. Zwangsläufig stellt sich die Frage, wann diese ganze Sinnlosigkeit eines Krieges, der Hass endlich einmal ein Ende findet und die Menschheit endlich versteht, dass wir alle Eins sind.
Nach etwas mehr als 80 Minuten fand das Konzert sein Ende, was seitens des Publikums aber keineswegs einfach so hingenommen wurde. Für zwei weitere Songs kehrte die Band zurück und nach mehr als eineinhalb Stunden des Spaßes, der guten Laune und Partystimmung verabschiedete sich die Band unter tosendem Beifall und entließ ihre Fans in die angenehme Nacht Hannovers.
Nachtrag: Im Laufe der Jahre scheint es mehr und mehr zur „Mode“ geworden zu sein, dass Bands ihren eigenen Fotografen mit auf Tour nehmen. Häufig sind dies jedoch keine professionellen Fotografen, sondern meist Freunde der Band. Grundsätzlich ist das auch in Ordnung. Wenn aber ein Tour „Fotograf“ die einfachsten Regeln nicht beherrscht, hat er auf einer Tour nichts verloren. Wie kann es angehen, dass man als Zuschauer ständig mehr als gestört wird, weil der „Fotograf“ nichts besseres zu tun hat, als dem Musiker seine Kamera direkt vors Gesicht zu halten und damit die gesamte Intimität eines Konzerts zu zerstören? Ist ein Fotograf mit auf der Bühne so MUSS er für das Publikum unsichtbar sein, darf sich vielleicht einmal kurz am Bühnenrand aufhalten, ansonsten aber steht er im Hintergrund und NIEMALS im Rampenlicht. Das gehört den Bands und damit den Fans, die schließlich teils hohe Eintrittspreise gezahlt haben, um mit ihren Lieblingen eine unbeschwerten Abend zu genießen. Im Fall von Bukahara war die Anwesenheit des „Fotografen“ eine absolute Unverschämtheit! Selbst die einfachsten Regeln wurden nicht beachtet und sind damit ein Tritt ins Gesicht eines jeden Fotografen, der seinen Job ernst nimmt. Mit Blitzlicht vom Balkon zu fotografieren z.B. ist ein absolutes No Go und ein Fotograf, der diese Regeln nicht beachtet, gehört nicht in ein Konzert. Punkt!
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