Campino “Hope Street”, 23.08.2021, Gilde Parkbühne, Hannover
Wenn man gleich zur Begrüßung hört, dass Hannover in keiner guten Erinnerung geblieben ist, dann weiß man sofort, dass
Wenn man gleich zur Begrüßung hört, dass Hannover in keiner guten Erinnerung geblieben ist, dann weiß man sofort, dass es um das runde „Leder“ geht. Die Erinnerung an ein verlorenes Spiel seiner geliebten Fortuna im Jahr 2013 scheint auch heute die damalige Wunde zum Vorschein zu bringen. Niemand geringeres als Toten Hosen Sänger Campino gastierte also gestern zusammen mit seinem Kumpel Kuddel auf der Gilde Parkbühne, um aus seiner Autobiografie „Hope Street – Wie ich einmal englischer Meister wurde“ (erschienen im Piper Verlag) zu lesen und natürlich auch ein paar Songs zum Besten zu geben. Dass es natürlich kein reines Konzert war, sollte jedem Besucher von Anfang klar gewesen sein. So fanden sich 900 Fans in der herrlichen Location ein, um einem der erfolgreichsten Punkrocker Deutschlands zu lauschen.
Wer nun erwartet hatte, dass es nur Hits der Toten Hosen geben würde, dürfte schwer enttäuscht worden sein, denn die beiden brachten auch Klassiker der britischen Musikkultur zu Gehör, wobei natürlich jeder Song in irgendeiner Beziehung zum Fußball oder seiner eigenen Geschichte stand. Campino gab sich als Geschichtenerzähler, der bisher noch nie etwas anderes gemacht zu haben schien. Charmant, mit viel Witz erzählte er vor allem von seiner großen Liebe dem FC Liverpool, seiner Freundschaft zu Liverpool Coach Jürgen Klopp, etlichen Reisen zu Auswärtsspielen und durchzechten Nächten. Doch auch sein Elternhaus kam zur Rede, schließlich ist Campino oder Andreas Frege, wie er mit bürgerlichem Namen heißt, Sohn einer britischen Mutter und eines deutschen Vaters, die kurz nach dem Ende des 2. Weltkriegs zusammenfanden.
Ein wenig sattelfest sollte man mit der Familiengeschichte schon sein, las er doch auch Passagen vor, die einem als Nicht-Fan nicht bekannt waren. Doch es war immer wieder der Schalk im Nacken, der bei den Zuschauern lautes, schallendes Gelächter hervorrief. Campino betonte dabei immer wieder, wie wichtig es ist in diesen Zeiten vor Publikum auftreten zu dürfen, bedauerte aber auch gleichzeitig, dass stattfindende Konzerte mit seiner Band wohl noch ein wenig länger dauern würden.
Zwischen den Kapiteln trugen er und Kuddel immer wieder Songs vor, machten aus der Lesung eine Art Happening und forderten auch zum Mitsingen auf. Zwischendurch merkte man immer wieder, dass Campino viel lieber auf der großen Bühne stehen, viel lieber seine Hymnen ins Publikum feuern würde. In diesen Momenten kam die ganze angestaute Energie zum Vorschein, die auch raus musste. Ein emotionaler Erzählstil beim Lesen drückte eben jenes zusätzlich aus. So war der Abend kurzweilig und keineswegs langweilig, wie man vielleicht bei einer Lesung erwarten könnte. Ein ganz besonderes Erlebnis, das die Wartezeit zum nächsten Hosen Konzerte angenehm verkürzt hat. Er bewies damit, dass er nicht nur ein großartiger Sänger, sondern auch Geschichtenerzähler ist, der es versteht sein Publikum zu begeistern.
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