CANNIBAL CORPSE, THE BLACK DAHLIA MURDER, NO RETURN – 09.02.2018, Hannover MusikZentrum
Menschenfleischsalat! Kein Wort kann treffender beschreiben, was da am Freitag, dem 09.02.2018, im (ausverkauften!) MusikZentrum Hannover über die etwa
Menschenfleischsalat!
Kein Wort kann treffender beschreiben, was da am Freitag, dem 09.02.2018, im (ausverkauften!) MusikZentrum Hannover über die etwa 500 Besucher hereingebrochen ist.
Das Fest beginnt pünktlich im bereits sehr gut gefüllten Rund mit NO RETURN, alten französischen Trash-Death-Hasen, die bereits seit 1984 ihr brachiales Unwesen treiben. Wie bei den beiden folgenden Bands ist der Sound laut und druckvoll, aber jederzeit transparent und strukturiert. Lediglich das Schlagzeug ballert eine Spur zu laut aus den Boxen. Angetrieben von Sänger Mick Caesare spielen die Herren ein knackiges Potpourri ihrer zumeist schnell galoppierenden und äußerst eingängigen Brecher. Ich kannte die Band bis dato nicht und bin sichtlich positiv überrascht. Dem Publikum gefällt das eben so gut wie den herren da oben, die sichtlich Spaß an der Sache haben und auf der Bühne so sympathisch wie danach rüberkommen, wo sie während des noch folgenden Konzerts am Merchstand für die Fans da ist. Der Anfang der Tour ist also geglückt.
Abb.: No Return
Weiter geht es mit THE BLACK DAHLIA MURDER. Die Herren kennt jeder, der Death Metal mag und nicht in einem Kellerverlies eingesperrt ist, denn sie haben gefühlt in so jedem verranzten Schuppen gespielt, in den sich schon einmal ein Metalhead verirrt hat. Und das ist in diesem Fall ein echtes Qualitätsmerkmal. Man darf sich zunächst nicht davon stören lassen, dass Herr Strnad aufs Neue aussieht und sich gebärdet wie ein auf Drogen im Ausdruckstanzmodus hängen gebliebener Sozialarbeiter, während der mittlerweile bartlose Herr Eschbach frisch vom Bäumefällen aus dem Wald an die musikalische Axt geeilt zu sein scheint. Was zählt, ist allein die Musik. Und die ist wie immer fett, hart, schnell, wild und grandios. Vor allem Herr Ellis macht an der Gitarre eine ausnehmend gute Figur, sein Einstieg 2016 hat vor allem bei den Leads für einen enormen Qualitätsschub gesorgt. Neben weiteren Reißern walzt THE BLACK DAHLIA MURDER mit „What A Horrible Night To Have A Curse“, „On Stirring Seas Of Salted Blood“, „Matriarch“ sowie dem Abschlussdoppel „Everything Went Black“ und „Warborn“ brutale und rasend schnelle Stücke tonnenschwer auf die Meute nieder und lässt diese zufrieden und fürs Erste erschöpft zurück.
Abb.: The Black Dahlia Murder
Was will Mann, Frau, Mensch, Existenz mehr? Wenn es denn einer der Anwesenden bis zum 09.02.2018 nicht wusste, dann wurde es ihm für immer und ewig in den Schädel geprügelt, geschlagen, getrieben, geritzt, gebrüllt, Gewalt. Denn nach einer kurzen Umbaupause bricht es über uns herein. Nicht Menschen, nicht eine Band, nicht Musik. Das hier ist mehr. Das ist ein Inferno aus Schwarz, ein Mahlstrom aus tiefsten Tönen, dunkelsten Trieben und der reinen, puren, unverfälschten Gewalt. Das ist Death Metal. Das ist CANNIBAL CORPSE.
Abb.: CANNIBAL CORPSE
Glücklicherweise gibt es eine Empore, und dort stehe ich und fühle mich wie auf der Tribüne in der Arena zu Zeiten der wollüstigsten, grausamsten römischen Dekadenz. Unter mir wabert es, sich windende, tobende Leiber, sich ineinander verkeilendes und aneinander prallendes Fleisch. Vom ersten Erzittern der Saiten bis zum letzten finalen Grunzen des Herrn Fisher gibt es keine Sekunde Ruhe, Entspannung, Stillstand. Selbst zwischen den Liedern pulsiert es da unter mir, saugen offene Mäuler gierig die Luft in brennende Lungen, entknoten sich Arme und Beine, wischen sich zittrige Finger den Schweiß aus den Augen, in denen sie flackert, die Glückseligkeit. Das hier ist das Paradies, der Garten Eden des Death Metal, das hier ist sie, die Inkarnation von Tod und Musik: die FleischMaschine. Und die läuft ebenso gut da oben auf der Bühne. Die Herren sind ein eingespieltes Team, jeder kennt seinen Platz und weiß diesen gekonnt zu füllen. Technisch ist das auch an diesem Abend über allem erhaben, vom präzisen wie unglaublich schnellen Schlagzeug des Herrn Mazurkiewicz über die tief sägenden und wunderbar dissonant solierenden Gitarren bis zum drückenden Bass. All dies bereitet das Mahl für den Herrn Corpsegrinder. Der wird anscheinend immer größer, breiter, massiger. Wie ein Monument steht er da oben, wuchtet abgrundtiefstes Grab aus seinem meterdicken Hals und zeigt das geliebte Rotieren seiner schweren Haare. All das wirkt authentisch und in seiner brutalen Intensität so virtuos wie grandios.
Abb.: Mr. Corpsegrinder
Auch musikalisch stimmt alles. Insgesamt fünf Stücke aus dem neuen und starken Opus „Red Before Black“ gibt es zu hören („Code Of The Slashers“, „Only One Will Die“, „Red Before Black“, „Corpus Delicti“, „Scavenger Consuming Death“), daneben ein appetitliches Gebräu diverser Hits. Und zum Ende hin steigert sich das alles noch einmal im doppelten Finale: „Stripped, Raped and Strangled“ schraubt den Gewaltfaktor ran an die Zehn, und beim Überhit „Hammer Smashed Face“ wird die Skala mal eben im Menschenfleischwolf atomisiert.
Fazit: So und nicht anders muss Death Metal! Das wird ein Siegeszug durch Europa. Es leben CANNIBAL CORPSE!
P.S. Die vollständigen Setlists sind im Weltnetz einfach zu finden. Und großen Dank an Andreas für die Unterstützung beim Bilder machen und Bier holen.
Prost!