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CHAEDRIST – “Chaotheosis”

CHAEDRIST – “Chaotheosis” Label: Eigenveröffentlichung Laufzeit: 40:14 min VÖ: 05.04.2019 Genre: eigenwilliger Black Death Pagan Metal mit vollem Dauerstroboskop

CHAEDRIST – “Chaotheosis”

CHAEDRIST – “Chaotheosis”

Label: Eigenveröffentlichung

Laufzeit: 40:14 min

VÖ: 05.04.2019

Genre: eigenwilliger Black Death Pagan Metal mit vollem Dauerstroboskop

Die Münchner CHAEDRIST legen mit „Chaotheosis“ nach dem Debüt „Grandevality“ von 2015 nun ihren Zweitling vor. Darauf kredenzen uns die vier Herren nach einem so kurzen wie atmosphärischen Intro in neun schmissigen Songs eine sehr eigenständige, ja eigenwillige Mischung aus komplexem Black und Death Metal. Das Album ist in Eigenregie entstanden, aber dies ist zu keinem Zeitpunkt zu bemerken. Der Sound geht völlig in Ordnung, alles ist sauber und transparent produziert, dazu eher höhenlastig angelegt. Das wird einigen Hörerinnen und Hörern deutlich zu klinisch und steril klingen, passt aber letztlich zur technisch sauberen und teilweise fast schon ins Progressive ragenden Musik.

Bestimmendes Element von CHAEDRIST ist der Gesang, der seine lyrischen Inhalte in fünf Sprachen offenbart. Neben Deutsch und Englisch gibt es auch Texte in Latein, Mittelhochdeutsch und Norwegisch. So verwirrend und konfus sich das zunächst anhören mag, ist es genau der Gesang, der die Musik zusammenhält und die Musik zu einem großen Ganzen vereint. Herr Deleski beweist dabei zwischen kalt krächzendem Keifen, dunklem Growlen und aggressivem Shouten eine breite Wandlungsfähigkeit, wenn er mal rezitativ auf einem harten Riff aufsattelt, um dann mit melodischen Linien über der puren Raserei zu schweben. So gelingt es ihm, die Lieder jeweils in einer ganz eigenen Stimmung erstrahlen zu lassen.

Instrumental geht es zumeist in die Vollen. Da gibt es klirrende Riffs im Sekundentakt, da flirrt es an allen Ecken und Enden – und da erheben sich immer wieder wunderbar melodische Gitarrenlinien aus dem Gewaltchaos. Hervorzuheben sind jedoch besonders die abgestoppten Riffs, die verdammt tight gespielt sind und sich als mächtige Dampfwalzen erbarmungslos voranschieben. So ist „Chaedran Cult“ einfach nur brutaler Death Metal. Dazu veredeln die Herr Tröstl und Reu die Musik mit grandiosen Soli, die sich wunderbar in die Lieder einfügen und Momente voller Magie erschaffen (Hört nur das Solo in „Beruset av hat“, der pure Metalwahnsinn, während das in „Sæliclîche Vinsterheit“ wunderbar an frühe Running Wild erinnert.). Diese Melodien haben etwas archaisches, ursprüngliches, sie wirken wie Musik aus fernen Zeiten voller bärtiger Männer auf ihren über Steppen reitenden Schlachtrössern und erinnern an alte, längst vergangene Königreiche voller erhabener Größe. Indem sie ihre Musik mit einer Patina aus Pagan Metal überziehen, erzeugen CHAEDRIST eine ganz besondere Aura, die fesselt und berührt.

Leider wird das positive Gesamtbild deutlich eingetrübt durch das Schlagzeug. Das liegt nicht am Können von Herrn Kraxenberger, der ist ein wahrer Meister seines Fachs, wenn er rasend schnell und präzise wie ein Uhrwerk seine Doublebass bearbeitet oder unglaublich tight unter abgestoppten Riffs marschiert. Aber es fehlt eindeutig an Varianz. Viel zu oft werden alle kompositorische Klasse und die aufblitzenden feinen Details bei Bass, Gitarren und Gesang von diesem nicht enden wollenden, gnadenlosen Blast- und Doublebassgewitter zu Tode stroboskopiert. Das kostet nicht nur Dynamik und langweilt auf Dauer in seiner stumpfen Vorhersehbarkeit, sondern fängt irgendwann richtig an zu nerven.

Das ist umso bedauerlicher, weil CHAEDRIST in Liedern wie „Chaedran Cult“ oder „Ante Aras ad Sidera“ beweisen, dass Riffs und Schlagzeug in rhythmischer Präzision einen brachialen Todesgroove erzeugen. Dann erheben sich aus der Musik spannende Gegensätze aus rastloser, unbarmherziger Gewalt und tonnenschweren Riffgebirgen. Und dann gelingt CHAEDRIST mit „Lichtdurchflutet“ auch ein echter Hit, der nicht nur mit einem sich auf ewig in den Schädel rammenden Refrain, sondern mit Melodien voller epischer Majestät und sakraler Magie begeistert. Und so rufe ich den vier Herren laut zu: Hier müsst Ihr weiter machen, hier seid Ihr wirklich groß.

Fazit: CHAEDRIST zeigen mit ihrem neuen Album “Chaotheosis”, dass sie auf einem guten Weg sind, sich mit ihrem einzigartigen Gebräu aus Black, Death und Pagan Metal lautstark und selbstbewusst im harten Metal zu etablieren. Ihre Musik atmet Hingabe, Leidenschaft und Inbrunst. Mit etwas mehr Varianz und Reduktion auf ihre Stärke, so eingängige wie brachiale Lieder zu erschaffen, wird die große Klasse ihrer Musik noch heller erstrahlen. Also meine Herren, auf geht’s!

Liederliste:

1. Vastitas Mvndi (0:45)
2. Sæliclîche Vinsterheit (4:55)
3. Nicht mal mehr Asche (4:05)
4. Chaedran Cult (4:41)
5. Ante Aras ad Sidera (5:02)
6. Lichtdurchflutet (5:30)
7. Mad Creatress (3:37)
8. Whilst the Wolven Hour (3:10)
9. Beruset av hat (5:51)
10. Waidmannssang (2:38)

 

Quelle Bild: facebook.com/chaedrist/