IN CHAINS – „Wenn das Licht verschwindet“ (EP)
IN CHAINS – „Wenn das Licht verschwindet“ (EP) Label: Dedication Records Laufzeit: 23:44 min VÖ: 06.07.2018 Genre: großartiger, fesselnder,
IN CHAINS – „Wenn das Licht verschwindet“ (EP)
Label: Dedication Records
Laufzeit: 23:44 min
VÖ: 06.07.2018
Genre: großartiger, fesselnder, harter, emotionaler Dark Rock
IN CHAINS bieten harten dunklen Rock, der abwechslungreich aufgebaut ist und nicht nur in den Texten, sondern auch in seiner kompositorischen Struktur überraschende Spannungsbögen, Wendungen und Widerhaken aufweist. Durch Wechsel zwischen harten und eher sanften Passagen ergibt sich zudem eine interessante Dynamik, so dass die Stücke stets frisch und fordernd bleiben. Dabei bauen sich die Songs zumeist langsam steigernd auf, beginnen leicht und luftig, wenn sich fein ziselierte Gitarrentöne mit einer sanft säuselnden Stimme umschlingen. Das steigert sich mit einem pumpenden Bass und verzerrt treibenden Gitarren und ergießt sich dann in wunderbar eingängige Refrains. Leider hört man am Sound allzu deutlich, dass es sich hier um Lieder aus verschiedenen Schaffensphasen handelt. Vor allem die ersten beiden Songs zeigen sich energetisch und schwer, dabei aber raumgreifend und breit, da schieben und drücken Schlagzeug und Bass mächtig voran, während Gitarre und Stimme aggressiv und hart dominieren. Danach habe ich vor allem beim Schlagzeug größte Zweifel, ob es den Herrn Wetzl wirklich gibt. Wenn ja, dann kann ich ihm nur raten, denjenigen, der diesen dünnen, nach billigem Plastik klingenden, völlig blutleeren, ausgesaugten, einfach miesen Tonschund bei den Drums verbrochen hat, nie wieder auch nur in die Nähe des Mischpultes zu lassen.
Die Musik von In CHAINS lebt von dem harten Gegensatz von bösen Texten und wunderbar eingängiger Musik. Die Stimmung der Lieder wird geprägt von einer abgrundtiefen Dunkelheit, Melancholie und Trauer, aber auch von kalter Wut, Schmerz und gnadenloser Rache. Dabei erinnert sie an das viel zu wenig beachtete „Zum letzten Mal“ von den Ärzten oder das berührende von „Alles Rot“ von Silly. IN CHAINS machen daraus ein fieses Kinderlied wie „Püppchen“ oder eine Todesballade wie „Leichenblass“. Ich schreibe selten über Texte, aber hier muss ich das einfach machen. Die sind bis auf ein Lied in Deutsch gehalten. Die sind aber vor allem absolut phantastisch, denn so sehr sie in bestimmten Klischees waten, so weit weg sind sie in ihrer Umsetzung davon. Themen wie Mord, Eifersucht, Besitzdenken, Fleischeslust werden in eindeutigen, unmissverständlichen, dabei wunderschönen Worten beschrieben, die in ihrer so klaren wie Nebel verhangenen Bildhaftigkeit auch jederzeit als Parabel für persönliche Dramen aller Art dienen können. Das mag nicht jedem gefallen, ist aber einzigartig und sehr besonders (Hört Euch nur mal „Todesengel“ an, wie hier ein schönes Märchen zu einem düsteren Klagelied erblüht!).
Bestimmt wird die Musik von der Gitarre. Die bietet nicht nur filigrane akustische Melodielinien, sondern agiert zumeist hart rockend, laut, schön rotzig und dreckig. Das sägt, groovt und schiebt, und da wird auch nicht an einem feisten Metalriff gespart („Herzblut“). Und dann kommt da dieser Gesang. Diese Stimme. Sängerin Angela Kuczewski ist klar das blutig pumpende Herz von In CHAINS. Sie kann nicht nur hart und böse, wenn sie ihr kraftvolles Growlen einsetzt, dunkel, selbstbewusst und stark. Sie verfügt auch über eine rockige Klarstimme, die mich in ihrer Stimmfarbe an die großartige Ina Deter, aber auch Anna Loss von Silly und ähnliche verdiente große Frauen des Deutschrock erinnert. Vor allem aber schafft sie es, ihre stimmliche Klasse in Emotionen zu gießen und dabei stets glaubwürdig zu wirken. Denn bei aller Bösartigkeit, Grausamkeit und Hoffnungslosigkeit atmet aus dieser Stimme ein erhabenes Selbstbewusstsein. Hier gehen die Protagonisten erhobenen Hauptes, mutig und würdevoll ihrem Schicksal entgegen. Und bei allem Schmerz und Tod zeigt uns Frau Kuczewski eine tief darin verborgene Schönheit, einen mystischen Glanz in schimmerndem Schwarz.
Fazit: IN CHAINS erbauen auf „Wenn das Licht verschwindet“ eine eigene, dunkel rockende Welt voller düsterer Emotionen, voller Trauer, Wut und Schmerz. Das ist so wunderschön wie verstörend, so erhaben wie kalt. Das ist großartig und verdient es, gehört zu werden. Also: Zugreifen!
Liederliste:
1. Vomit (4:59)
2. Püppchen (3:27)
3. Herzblut (6:19)
4. Leichenblass (3:25)
5. Todesengel (3:04)
6. glasige Augen (2:28)