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DARKENHÖLD & GRIFFON – „Atra Musica“ (Split)

DARKENHÖLD & GRIFFON – „Atra Musica“ (Split) Label: Les Acteurs de l’Ombre Productions Laufzeit: 45:40 min VÖ: 31.05.2019 Genre:

DARKENHÖLD & GRIFFON – „Atra Musica“ (Split)

DARKENHÖLD & GRIFFON – „Atra Musica“ (Split)

Label: Les Acteurs de l’Ombre Productions

Laufzeit: 45:40 min

VÖ: 31.05.2019

Genre: französischer Pagan Black Metal, erhaben, archaisch, majestätisch

Die Splits von Les Acteurs de l’Ombre haben mittlerweile eine festen Platz in meinem Leben, sorgen sie mit ihren Bands doch immer für großartige Momente voller Black Metal mit Gefühl und Einzigartigkeit. Auf „Atra Musica“ haben sich nun DARKENHÖLD und GRIFFON verewigt.

Beginnen dürfen die mir bisher unbekannten GRIFFON. Die erschaffen einen so mächtigen, erhabenen wie unbändigen und kraftstrotzenden Black Metal. Der bringt zunächst musikalisch das mit, was Black Metal ausmacht. Da gibt es Riffstürme, flirrend, kalt, rasend, die als eisiger Sturm über Frankreich wehen. Darüber schweben immer wieder ergreifende Melodien, entrückt, eigenartig, aus einer anderen Welt, fremd, und doch irgendwie so vertraut. Das Schlagzeug agiert sehr sondgdienlich, blastbeatrumpelt ebenso souverän wie es sich in schwerem Groove über schwarze Erde wälzt. Das ist großartig und eigenständig, wie man es aus dem französischen Black Metal nicht anders erwartet. Der Gesang kommt sehr abwechslungsreich daher. Weit weg vom genretypischen flachbrüstigen Rabengekrächz keift und wütet sich die Stimme aggressiv in französicher Sprache durch die Stücke – und kann doch so viel mehr. Da gibt es dunkle Rezitationen, die für Düsterkeit und Atmosphäre sorgen, und immer wieder chorale Gesänge, voluminös und erhaben, steigen sie aus längst vergangenen Zeiten empor. Für eine besondere Note sorgen aber die Tasteninstrumente, vor allem, wenn sie sich als spinettartige Melodien wie ein Spinnennetz über die Musik legen („Si Rome vient à périr“, „Jérusalem“). Das ergibt einen Black Metal, der überzogen ist mit einer mittelalterlichen Patina, das klingt roh, ehrlich, natürlich, und zieht mich tief hinab in eine archaische, längst vergangene Zeit. Das gelingt auch deshalb so gut, weil sich die Stücke entfalten, erheben, erstrahlen dürfen, weil Melodien Zeit und Gelegenheit bekommen, sich anzuschmiegen, zu verzaubern. Und das gelingt.

DARKENHÖLD gehen einen gänzlich anderen Weg. Ihr von übermächtigen epischen, hymnischen, sakralen Momenten durchzogener Pagan Black Metal konnte auf dem letzten Album „Memoria Sylvarum“ eine magische Wirkung entfalten. Von dieser Energie und druckvollen Mächtigkeit ist auf „Atra Musica“ nichts zu hören. Das liegt an der Herangehensweise von DARKENHÖLD, die hier offenbar traditionell handgemacht daherkommen, heute nennt man das wohl: Unplugged. Das ist interessant, sehr ungewöhnlich und vor allem mit seinem warmen, erdigen Sound auch irgendwie faszinierend. Aber für mich ist das nicht mehr DARKENHÖLD, wie sie mich begeistert haben. Da klingen nicht nur die Lieder in ihrer Lautstärke gleichförmig, ohne Strom fehlt es an jeder Dynamik, an Kraft, Wildheit, an Gegensätzen, Ecken und Kanten, an wohligem Dreck und Rotz, den noch bei „Memoria Sylvarum“ sägende Gitarren verbreitet haben. Dazu ist der Gesang so sträflich in den Hintergrund gemischt, dass er oftmals kaum wahrzunehmen ist. Auch damit wird Leidenschaft und Emotionalität verschenkt. Da helfen dann auch keine schön eingesetzten Streicher und Flöten mehr. Hier kann ich leider nur sagen: Das ist – gerade auf einer Split mit einer so kraftvoll agierenden Band wie GRIFFON – grandios misslungen. Schade, ich denke, auf einer eigenen Scheibe wäre das besser aufgehoben gewesen.

Fazit: GRIFFON beweisen mit ihren vier Stücken, dass Frankreich in Sachen atmosphärischer Pagan Black Metal voller Gefühle und Energie weiter die unangefochtene scharfkantige Lanzenspitze bildet. DARKENHÖLD berauben sich leider mit ihrem seltsam blutleeren unplugged Auftritt all dessen, was sie so großartig macht: majestätische Kraft, stolz geschwellte Erhabenheit, energetisches Selbstbewusstsein. Aber das kann ja jeder Hörer da draußen auch ganz anders sehen und hören.

Liederliste:

1. GRIFFON – Si Rome vient à périr (9:13)
2. GRIFFON – Souviens toi, Karbala (5:58)
3. GRIFFON – Jérusalem (8:00)
4. GRIFFON – Interlude (3:06)

5. DARKENHÖLD – Marche des bêtes sylvestres (4:57)
6. DARKENHÖLD – Le sanctuaire de la vouivre (4:42)
7. DARKENHÖLD – Les goules et la tour (4:31)
8. DARKENHÖLD – Citadelle d’obsidienne (5:13)