Allgemein Live Musik Tipp der Redaktion

Deep Purple, Monster Truck & Siena Root 07.06.2017, Westfalenhalle 1, Dortmund – InFinite: The Long Goodbye Tour 2017 & 11.06.2017 FFM / Festhalle (Edit)

Ein letztes Mal, so war es im Vorfeld zu lesen, lassen die Herrschaften von Deep Purple noch einmal ihre

Deep Purple, Monster Truck & Siena Root 07.06.2017, Westfalenhalle 1, Dortmund – InFinite: The Long Goodbye Tour 2017 & 11.06.2017 FFM / Festhalle (Edit)

Deep Purple 02

Ein letztes Mal, so war es im Vorfeld zu lesen, lassen die Herrschaften von Deep Purple noch einmal ihre legendären Songs live erklingen. Bereits der Name der Tour lässt darauf schließen, dass Ian Gillan, Ian Paice, Roger Glover, Steve Morse und Don Airey es auch ernst meinen. Das allerdings wurde ja bekanntlich schon von vielen anderen Acts ziemlich schnell wieder gekippt. Fast 50 Jahre haben sie die Welt umtourt, haben Musikgeschichte geschrieben, den Grundstein gelegt für den Hardrock und Metal, sich gezankt, wieder versöhnt, verschiedene Inkarnationen durchschritten und sind sich doch stets treu geblieben. Nun also der Abschied.

 

Aber immer der Reihe nach. Den Anfang des Abends durften die Schweden von Siena Root erledigen, die allerdings früher anfingen und vor fast leeren Rängen spielen mussten. Die bereits anwesenden Fans, zumeist in Ehren ergraute Sechziger, konnten eine Band erleben, die sich redlich Mühe gab ihren sechziger/siebziger Jahre Sounds offene Ohren abzugewinnen. Obwohl die Band den meisten Anwesenden vermutlich unbekannt gewesen sein dürfte, schafften sie es die ersten Fans zu begeistern. Danach folgte ein Spektakel der Extraklasse, denn Monster Truck, unermüdlich tourende Kanadier, konnten bisher während all ihrer Shows überzeugen. Vier Mann und ein Mördersound, der sich am rauen Retrorock orientiert, viele Elemente des frühen Metal in sich vereint und dazu ein Gitarrist, dessen Anblick alleine schon die Show wert ist. Mit freiem Oberkörper malträtiert Jeremy Widerman seine Gibson SG, entlockt ihr bizarre Klänge, während Bassist und Sänger Jon Harvey seine zottelige Mähne wirbeln lässt. Sicherlich sind die aus Hamilton, Ontario stammenden Rocker wenig innovativ, klingen doch viele Songs ähnlich, doch wie sie sich hier präsentieren durften, zeugt von Inbrunst, Ausdruck und echten Emotionen. Eine tolle Band, von der sicherlich noch mehr zu hören sein wird.

Monster Truck 04

Umbaupause, Licht aus, Gehörschutz rein und schon startete reichlich unspektaktulär eine der dienstältesten Bands dieses Planeten. „Time For Bedlam“ aus dem aktuellen Album „inFinite“ eröffnete die Zeitreise zurück in die Zeit als Musik noch etwas zu erzählen hatte und von der sich alle Justin Biebers dieser Welt in ihrer gänzlichen Belanglosigkeit eine dicke Scheibe abschneiden sollten. Die Band präsentierte sich in überzeugender Spiellaune, der jedoch auch eine gewisse Routine anzumerken war. Lässige Eleganz könnte man das auch nennen. In den letzten Jahren bestach die Band ohnehin schon mehr durch ihre Konstante als durch agiles Vorturnen auf der Bühne. Lediglich der rastlos wirkende Roger Glover stand kaum still, Steve Morse zeigte sich als grandioser Viruose an der Sechssaitigen, während das Duracell-Männchen Ian Paice seiner Band den nötigen Wums verpasste. Ian Gillan, stimmlich immer noch auf der Höhe, wirkte streckenweise müde, was aber seiner vokalen Performance nicht anzumerken war.

Deep Purple 34

Während sich viele andere Bands auf ihre alten Tage auf ein „Best of“ Programm verlassen, steuern die Briten noch immer dagegen, setzen auch auf aktuelle Songs. Immerhin sechs Songs aus den beiden letzten Alben haben den Weg ins Set gefunden. Dass die angereisten 6.000 Besucher natürlich die Hits hören wollten, war klar, schließlich ging es hier um ihre Jugend oder Kindheitserinnerungen. Natürlich wurden sie von ihren Helden auch nicht enttäuscht und so schallte mit „Fireball“, dem Klassiker des gleichnamigen fünften Albums, der erste Knaller des Abends durch die Halle, gefolgt von „Bloodsucker“ aus dem 1970er Werk „In Rock“. Brüllend laut (Nein, liebe Tontechniker. Lautstärke bedeutet nicht gleichzeitig auch Klang!) und teilweise in einem ziemlichen Soundbrei erstickt, ließen sich die Fans das aber nicht anmerken und feierten ihre Helden ab. Die spielerische Klasse, hierbei ganz besonders die „Neuen“ Steve Morse und Don Airey, der Band konnte dem einiges entgegensetzen, zeigte, dass Deep Purple selbst in der heutigen Zeit noch immer im Geschäft der Großen mitspielen können und vielen jüngeren Acts deutlich ihre Grenzen aufzeigen. Großes Entertainment hat derweil bei Deep Purple ohnehin noch nie eine gewichtige Rolle gespielt. Eine beeindruckende Lightshow, fein nuanciert und abgestimmt, begleitete die Band durch ihren Set von knapp 100 Minuten, der sicherlich auch den ein oder anderen Klassiker vermissen ließ. Doch als das beste und vermeintlich bekannteste Rockriff aller Zeit durch die Halle dröhnt, war klar, dass der Rauch über dem Lake Montreux noch lange seine Schwaden übers Wasser ziehen wird. DER Rocksong schlechthin, „Smoke On The Water“, beendete den offiziellen Teil, der vor allem die Fähigkeiten von Don Airey verstand in den Vordergrund zu drängen, welcher mit seinem Erbe des Erfinders der Schweineorgel respektvoll und vor allem versiert umging. Das bewies er mit einem elegischen Intro zu „Lazy“ und setzte in seinem Solo auch ungewöhnlich die deutsche Nationalhymne in Szene. Auch das ewige Gerede, wer denn nun wirklich Deep Purple ausmacht, ob Blackmore nicht doch der einzig wahre Held der Band war und Morse in viel zu große Fußstapfen getreten ist, wurde ad acta gelegt. Morse hat seine Zweifler schon lange in die Schranken verwiesen. Vielleicht ist Blackmore der gefühlvollere Gitarrist, der mit seinem Spiel zahlreiche Zöglinge inspiriert hat. Das aber sollte die technische Seite von Morse keineswegs unter den Scheffel stellen, was der Mann mit der blonden Mähne auch erneut bewiesen hat.

Deep Purple 40

Die Herren Ian Gillan (71 Jahre), Ian Paice (70 Jahre), Roger Glover (71 Jahre), Steve Morse (62 Jahre) und Don Airey (69 Jahre), präsentierten im Zugabenblock mit „Hush“ und „Black Night“ noch zwei weitere Klassiker aus dem unerschöpflichen Fundus ihrer langen Karriere und zählen damit noch lange nicht zum alten Eisen. Das soll das Ende einer der wichtigsten Bands des Rock gewesen sein? Abwarten. In dieser Form wird man davon ausgehen können, dass die „Long Goodbye Tour“ wohl ein eher dehnungsfähiger Begriff ist.

Deep Purple 42

Zu den Bildern der Show: https://www.metalglory.com/gallery/deep-purple-monster-truck-07-06-2017-westfalenhalle-1-dortmund/

 

Setliste:

  • Time For Bedlam
  • Fireball
  • Bloodsucker
  • Strange Kind Of Woman
  • Johnny’s Band
  • Uncommon Man
  • The Surprising
  • Lazy
  • Birds Of Prey
  • Hell To Pay
  • Keyboard Solo
  • Perfect Strangers
  • Space Trucking
  • Smoke On The Water

Encore:

  • Hush
  • Black Night

 

Edit: Monster Truck & Deep Purple am 11.06.2017, FFM – Festhalle by Totti

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Auch Frankfurt wusste, die Großmeister des leicht psychedelischen / progressiven Hardrocks des vorigen Jahrhunderts abzufeiern und es gibt auch nicht viel, was hier noch zu dem ausführlichen Bericht von Christoph hinzuzufügen ist. Die „Retro-hardrockenden“ Kanadier Monster Truck sollte sich niemand entgehen lassen, stehen die Jungs für eine wilde „Bilderbuch-Rock´n´Roll Poser Show“ und konnten auch hier in Frankfurt mächtig punkten. Am Merchstand ging es in der Pause erstmal hoch her…!

Mit den Songs:

-Old Train

-Don´t Tell Me How To Live

-The Enforcer

-She´s A Witch

-For The Sun

-Sweet Mountain River

-New Soul

-The Lion

und spürbarer Spielfreude konnten Monster Truck definitiv ein paar neue Fans für sich verbuchen!

Im Vorfeld des Deep Purple Gig gab es noch etwas Gossip. Zum einen wurde erklärt, warum es „Long Goodbye“ heißt und zum anderen wurde gemunkelt, warum Ian Gillan nicht 100%ig auf der Reihe wirkte, ohne aber sein Können zu vernachlässigen. Es gab nur hier und da Momente in denen man meinen konnte zu erkennen, dass er Schmerzen o.ä. hat. Ok, es sind ja auch nicht mehr die jüngsten und diverse Schmerzmittel lassen einen manchmal recht seltsam aus der Wäsche gucken doch muß ich im selben Atemzug auch erwähnen, dass nichts von der professionellen Show / Leistung eingebüßt werden musste.

Mein Fazit zur FFM Show:

Großartig was beide Bands hier und heute geboten haben. Ich wurde in den letzten Jahren etwas „müde“ was Deep Purple Live betraf, doch es hat sich von der ersten bis zur letzten Minute gelohnt. Die neuen Songs funtionierten neben den Klassikern, als wären sie schon ewig dabei. Weil die Herren sich eigentlich nur von den überlangen weltweiten Tourneen verabschieden wollen, gibt es zukünftig noch so einige Möglichkeiten, Deep Purple auf Festivals erleben zu können. Solange es Beine, Hüften, Rücken, etc. zulassen… Übrigens auch sehr beeindruckend, wie gemischt das Publikum aussah: Vom Alt-Hippie über Rocker bis sehr sehr junge Rockfans, war wirklich alles vertreten und es war ein Fest, mit allen gemeinsam generationsübergreifend Songs mitzusingen, die teilweise auch älter als ich sind.

Hier gibt es die Bilder aus Frankfurt / Main:

https://www.metalglory.com/gallery/deep-purple-monster-truck-11-06-2017-ffm-festhalle/

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