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DER TOTEN LEBEND SCHEIN – „… Von Leichen Bewohnt“ (EP)

DER TOTEN LEBEND SCHEIN – „… Von Leichen Bewohnt“ (EP) Label: Pest Productions Laufzeit: 19:15 min VÖ: 19.08.2017 Genre:

DER TOTEN LEBEND SCHEIN – „… Von Leichen Bewohnt“ (EP)

DER TOTEN LEBEND SCHEIN – „… Von Leichen Bewohnt“ (EP)

Label: Pest Productions

Laufzeit: 19:15 min

VÖ: 19.08.2017

Genre: Black Metal voller Melancholie und Poesie

 

DER TOTEN LEBEND SCHEIN beweisen mit ihrer EP „… Von Leichen Bewohnt“ zunächst einmal echtes Stehvermögen: Nach einer Split von 2010 so lange durchgehalten zu haben und nun im wahrlich nicht untätigen deutschen Black Metal Untergrund ein zweites Lebenszeichen von sich zu geben, nötigt zunächst einmal großen Respekt ab. Mir jedenfalls waren sie bisher unbekannt.

Die beiden Herren Vathek und Fester setzen mit den drei Stücken ein dickes Ausrufezeichen in Sachen Ideen, Atmosphäre, Ernsthaftigkeit und professionelle Umsetzung. In manchen getragenen und rezitativen Momenten und versehen mit einer gewissen melancholischen und folkloristischem Glasur erinnert das an Fäulnis oder Horn. Und das sind ja beileibe keine schlechten Referenzen! Und wer mag, kann gerne noch ein Post irgendwo unterbringen und liegt auch damit nicht falsch.

Es beginnt mit „Versagen“ und einem filigranen akustischen Einstieg schwebender Klaviertöne. Dann erhebt sich ein prägnantes Riff, monoton, stoisch, bis sich schließlich Blastbeat und Gesang auftürmen, um eine das Lied dominierende melodische Leadgitarre vor sich her zu treiben. Die Stimme agiert heiser, krächzend, immer wieder rezitativ, dramatisch und klagend. Auch „Masken der Vernunft“ berührt mit einem feinfühligen Duett aus Gitarre und Geige, hinter dem sich ein Wetterrauschen fliehend entfernt. Gesang und flirrend berauschende Leadgitarre setzen ein, getragen, immer wieder aufgebrochen von einem eruptiven Blastbeat. Die Stimmung ist düster, mystisch, verstärkt durch einen Teil, in dem eine warme Stimme in klarem Ton rezitiert, bevor sich im Finale der Gesang mit einem filigranen Riff in Melancholie vereint.

Die Kunst von DER TOTEN LEBEND SCHEIN erreicht ihren Höhepunkt im abschließenden „Arkadien“. Wie in den beiden anderen Liedern werden Worte, Verse, Gedanken und Musik eins. Nach einem kurzen Einstieg explodiert das Stück. Eine melodische Leadgitarre zieht die Hörenden in ihren Bann, voller Traurigkeit und Melancholie, in der jedoch auch Hoffnung mitzuschwingen scheint. Unbarmherzig nach vorne gepeitscht von einem treibenden Schlagzeug und getragen von einem heiser krächzenden Gesang folgt ein Bruch: Eine warme Stimme trägt mystische Verse vor, ernst, schwermütig, beschwörend, untermalt von vereinzelten Giatrrentönen. Abrupt explodiert das Stück in einem wunderbar melodischen Gitarrensolo, das packt, berührt, mitreißt. Es folgen Tempowechsel, auf- und abschwellende Teile voller Spannung und Emotionen, schwer, wütend, klagend, drohend, verzweifelt, bis sich in einem letzten Aufbäumen alles nochmals in einem treibenden Riff verdichtet und dann in sich zusammenfällt. Wer davon nicht berührt wird, der ist schon lange tot und verfault!

Fazit: DER TOTEN LEBEND SCHEIN machen ihrem Namen alle Ehre: Sie zeigen, dass der deutsche Untergrund reich ist an Ideen, an Enthusiasmus, an Energie, an Durchhaltevermögen! Ihre Musik kann viel und sagt noch viel mehr: Black Metal lebt, wächst, mutiert, interessiert, durchdringt, erhebt, verlangt, und beschenkt. Und nun, meine Herren, her mit dem Debütalbum – aber dalli!

Tracklist

1. Versagen (4:27)
2. Masken der Vernunft (5:28)
3. Arkadien (9:20)