DEVIN TOWNSEND PROJECT (CAN) – Ocean Machine / Live At The Ancient Roman Theater, Plovdiv (Bulgaria)
Muss Devin Townsend noch irgendjemanden vorgestellt werden? Kurzer Abriss über das musikalische Leben des Kanadiers: Seine Karriere startete er
Muss Devin Townsend noch irgendjemanden vorgestellt werden? Kurzer Abriss über das musikalische Leben des Kanadiers: Seine Karriere startete er bei / mit Steve Vai (eher als Sänger!), gründete Punky Brüster, Strapping Young Lad & Zimmers Hole (Extrem Metal). Dazu rief er weitere diverse Soloprojekte ins Leben, um alle seine musikalischen Vorlieben und Emotionen ausleben zu können wie „Devin Townsend“, „The Devin Townsend Band“ & „The Devin Townsend Project“ sowie „Casualties Of Cool“. Dazu lebt er mit Ziltoid sein Kaffee-süchtiges Alien-Ego aus, welches musikalisch eher wieder in Richtung SYL tendiert. Im großen und ganzen sind die Bandmitglieder die selben und so kann er sich auf eine wirklich extrem tighte Mannschaft verlassen, welche die (manchmal wahnsinnigen) Ideen des Meisters perfekt umsetzen können.
1997 veröffentlichte er unter dem Banner Devin Townsend das Album „Ocean Machine – Biomech“ und veränderte ordentlich mein bis dato vorhandenes Verständnis für extremere Musik, die mir bis zu dem Zeitpunkt zu „chaotisch“ wirkte, wie z.B. die Alben von Strapping Young Lad, die eher an mir vorbei gingen. Aber „Ocean Machine“ hat mit SYL nicht viel gemeinsam. Das Album entstand nach der Auflösung von SYL und dem Ende des überdurchschnittlichen Kiffens. Außerdem wurde Devin Vater und all diese Gefühle legte er in das Album „Ocean Machine – Biomech“. Das Album packte mich, fesselte mich, zog mich runter und baute mich wieder auf. Aber wie beschreibt man die Musik? Ok, grundsätzlich ist es schon Metal und es ist progressiv; aber so verdammt energisch, gefühlvoll, explosiv und doch unglaublich melodisch. Er singt, ruhig, laut, verzweifelt…dieses Kreischen, dieses hilflos anmutende Schreien zu diesen aufwühlenden Kompositionen…kurzum: Seit 1998 bin ich der Musik dieses Genies verfallen, dessen Spektrum von Pop, Punk, Elektro, Thrash, Death, Rock, Hard Rock, Ambiente, Prog, Alternative, Extreme, uv.m. reicht. Tatsächlich ist aus meiner Hörweise „Ocean Machine“ das emotionalste Album, was nicht bedeuten soll, dass die Nachfolger abfallen. Sie sind nur anders, und trotzdem nicht schlechter! Viele seiner Follower wünschten sich zwischendurch ein „Ocean Machine II“ o.ä. Ich wünschte mir auch, das Album komplett live zu erleben, aber bis ich Devin dann endlich live sehen konnte, sollten noch einige Jahre vergehen…
2017 lud das Devin Townsend Project nach Bulgarien ein. Genau gesagt, nach Plovdiv, ins sehr schöne und rustikal anmutende Ancient Roman Amphi-Theater, um das 20jährige Jubiläum des Album „Ocean Machine“ zu feiern und komplett durchzuspielen. Und wer sich mit den Veröffentlichungen des kanadischen Soundnerds auskennt, weiss, dass der Meister nicht einfach nur mal eben was durchspielt, sondern etwas richtig Großes draus macht. Also ließ er im Netz unter Fans abstimmen, welche Songs denn mit klassischer Unterstützung vorgetragen werden sollen und so mutierte er zu seiner eigenen Vorband mit dem Orchester und dem Chor der Staatsoper Plovdiv. Garniert mit einer unterhaltsamen Doku über das Spektakel, passend „Refelcting The Chaos“ genannt, welches sehr private aber auch sehr lustige Momente mit dem Musiker parat hält und der geneigte Fan sich wünscht: das hätte jetzt noch ein wenig ausführlicher sein können, wobei schon auf viele Details zur Vorbereitung der Show Wert gelegt wurde. Der Blick auf beide Setlisten, treibt einem vor Freude die Tränen in die Augen und ich konnte es kaum erwarten, DVD #1 nach der Doku (DVD #2) in den Schacht zu schieben. Natürlich hat wohl jeder Devin Townsend Fan seine ganz eigenen Favoriten, aber mit der Auswahl bin ich sehr zufrieden. Die Stimmung im Publikum ist sichtlich und hörbar bestens, die Band ist gut drauf und das Orchester sowie der Chor harmonieren brilliant mit Devins teilweise sehr proggigen, metallischen und folkigen Songs, die es verdient haben, in diesen Versionen für die Ewigkeit festgehalten zu werden. Wie gern wäre ich dabei gewesen… Gegen Ende des „By Request Set“ fällt auch immer mehr Dunkelheit über die Location, die dem Ambiente gerecht, dezent be- und ausgeleuchtet wird. Einfach alles hat bei dem Orchester-Set gepasst und Mr. Townsend sollte ernsthaft überlegen, nicht doch den einen und anderen Klassiker aus seiner Diskografie mit ´nem Orchester zu veredeln. Die hier vertretenen Songs passen allesamt in solch ein Projekt, wobei mir noch mind. 10-12 weitere Songs einfallen, denen dieses dezente klassische Gewand stehen würde.
Nach einer kleinen Umbaupause für das „Ocean Machine Set“ gab es eine kleine Veränderung im Line-Up: das Orchester hatte Feierabend und statt Stammbassist Brian Waddell durfte John Harder den Tieftöner übernehmen. John spielte auf dem Album bereits vor 20 Jahren den Bass ein, erkrankte aber schwer; zu schwer, um weiterhin dauerhaft Musik machen zu können. An diesem Abend wurde er auf eigenem Wunsch in seinem Rollstuhl auf die Bühne gefahren, und durfte das Programm durchspielen. Eine sehr ergreifende Geschichte und ich sage: er kann es immer noch! Sonst hat sich an der Bühnenbesetzung der Band nichts geändert. Als das Intro vom Opener „Seventh Wave“ ertönte, ging es mir wieder durch und durch. Ein klarer Sound, das passende Licht, die Umgebung, einfach alles passt und eine Gänsehaut jagt die nächste, als Devin in die Saiten griff und die Riffs ins Rund jagte. Verdammt, warum war ich nur nicht dabei? Während immer mehr die Nacht hereinbricht gehen die Songs mit sehr wenigen, aber doch feinen Veränderungen in manch Detail der Reihe nach in die Ohren der Zuschauer, die das Event frenetisch abfeiern. Und nach über 2,5 Stunden genial-wahnsinniger Musikdarbietung ist der Spaß vorbei, der wirklich (wie auf der CD) mit dem Schrei endet!
Fazit: Ein weiteres Ausnahme-Konzert des oft durchgeknallt wirkenden, aber doch sehr schüchternen und sympathisch-lustigen Devin, welches nicht nur Freunden, Fans & Follower gefallen wird, sondern Musikfreunden generell gefallen könnte, wenn sie keine Probleme mit progressiver Musik haben, die wirklich in alle Richtungen emotional voll ausgelebt wird. Erscheinen soll das gute Stück in bester Devin Townsend Manier als limitierte Deluxe 3CD / 2DVD / Blu-Ray Artbook (mit Liner Notes), Standalone Blu-Ray, Special Edition 3CD/DVD Digipack und als Download. Sound und Bild sind feinste Sahne für Ohren und Augen. Alle Daumen nach oben!
Tracklist By Request With Orchestra:
1. Truth (05:58)
2. Stormbending (06:04)
3. Om (6:47)
4. Failure (06:26)
5. By Your Command (08:45)
6. Gaia (07:03)
7. Deadhead (08:24)
8. Canada (07:21)
9. Bad Devil (05:39)
10. Higher (10:20)
11. A Simple Lullaby (08:26)
12. Deep Peace (07:52)
Stage Line-Up By Request With Orchestra:
Devin Townsend: Vocals, Guitar, Keys, Programming
Ryan Van Poederooyen: Drums
Dave Young: Guitar, Keys
Brian ‚Beav‘ Waddell: Bass
Mike St-Jean: Keyboards, Synths, Programming
+ Orchestra and Choir of State Opera Plovdiv / Bulgaria
Tracklist Ocean Machine Set:
1. Seventh Wave
2. Life
3. Night
4. Hide Nowhere
5. Sister
6. 3 A.M.
7. Voices in the Fan
8. Greetings
9. Regulator
10. Funeral
11. Bastard
12. The Death of Music
13. Things beyond Things
Stage Line-Up Ocean Machine Set:
Devin Townsend: Vocals, Guitar, Keys, Programming
The Project
Ryan Van Poederooyen: Drums
Dave Young: Guitar, Keys
John ‘Squid’ Harder: Bass
Mike St-Jean: Keyboards, Synths, Programming
VÖ: 06-07-2018
Label: Inside Out Music
Gesamtspielzeit: 2:51:30 Std.
Herkunft: Kanada
Genre: Metal, Modern Art Metal, Prog
More Infos:
FB – https://www.facebook.com/dvntownsend/
Youtube: