DOWNFALL OF GAIA – „Ethic of Radical Finitude“
DOWNFALL OF GAIA – „Ethic of Radical Finitude“ Label: Metal Blade Records Laufzeit: 40:07 min VÖ: 08.02.2019 Genre: Post

DOWNFALL OF GAIA – „Ethic of Radical Finitude“
Label: Metal Blade Records
Laufzeit: 40:07 min
VÖ: 08.02.2019
Genre: Post Black Metal – so hochklassig wie bekannt
Wer DOWNFALL OF GAIA kennt, der weiß um ihre musikalischen Säulen: dynamische Kontraste zwischen explodierenden Riffattacken und fast meditativen Melodielinien, ein unbarmherzig treibendes und niemals Ruhe gebendes Schlagzeuggewitter, und eine so fies wie ergreifend kreischende Stimme. Das alles verpacken sie in oftmals langen Songs, die sich mal gemächlich aus dem puren Nichts emporheben, mal abweisend harsch voranrasen, aber immer auf und nieder schwellen, wabern, wüten. Vor allem aber sind DOWNFALL OF GAIA eine phantastische Liveband, die im nebelverhangenen Soundgewitter mit ihrem Agieren die Herzen und Seelen der Zuhörer erreichen und eine unglaublich dichte Intensität zu erschaffen vermögen.
Das Problem ist, dass ich diese Intensität und Dichte auch fühlen möchte, wenn ich ihre Alben höre. Das mag in letzter Konsequenz unfair sein, es ist aber nun einmal das, was ich ersehne, was ich erflehe und erhoffe, wenn ich ein neues Album des sympathischen Vierers höre. Im Vergleich zur letzten Scheibe „Atrophy“ von 2106 hat sich für mich nicht allzuviel geändert. Und doch klingt „Ethic Of Radical Finitude“ anders. Sound, Musik und Lieder wirken weniger roh und unbehauen, sondern mehr fokussiert und strukturiert und die Stimmungen mehr ausgedehnt und ausdifferenziert. Die Laut-Leise-Kontraste wirken im Laut noch lauter, im Leise noch leiser, die Langsam-Schnell-Kontraste im Langsam noch melancholisch reduzierter, im Schnell noch unbarmherzig rasender. Und doch bleibt neben der wieder nicht erfüllten Hoffnung auch ein wenig Ratlosigkeit, ja ein wenig Enttäuschung. Warum? Weil mir da zu viel Wiederholung ist, zu viel Auswalzen von Riffs, von Strukturen, weil ich mich dann doch immer wieder dabei erwische, dass ich schon weiß, wann nach einem Abflauen des flirrenden Mahlstroms das Schlagzeug sich langsam wieder in eine Breakmanie und Doublebassraserei hineinsteigern wird, wann sich alles wieder zum orkanischen Post Black Metal Wüten aufbrausen wird. Schade, denn die musikalische Klasse ist weiterhin unbestritten, und es ist auch zu jeder Sekunde zu merken, dass die vier Herren ihre Kunst als Einheit betrachten, als Konzept. Aber „We Pursue The Serpent Of Time“ mit einem irgendwie fast 2 Minuten verloren vor sich hin klimpernden Klavier und „Guided Through A Starless Night“ gar mit 3 Minuten vor sich hin rezitierender Frauenstimme enden zu lassen, lässt mich ratlos zurück. Es ist bezeichnend, das für mich das beste Lied das an räudigen Hardcore erinnernde „As Our Bones Break To The Dance“ ist, nicht, weil es kurz und knackig daherkommt, sondern weil es für mich den einzig überraschenden Widerhaken der gesamten Scheibe enthält, ein so unerwartetes wie formidables Gitarrensolo.
Fazit: DOWNFALL OF GAIA gehen ihren Weg unbeirrbar weiter. „Ethic of Radical Finitude“ ist zugleich Weiterentwicklung durch Ausdifferenzierung wie Stagnation auf höchstem Niveau. Ich hätte mir weniger langatmige Riffreihungen und Liedenden gewünscht, aber das dürfen Post Black Metal Fetischisten und Fans gerne anders sehen.
Liederliste:
1. Seduced by… (2:43)
2. The Grotesque Illusion of Being (5:53)
3. We Pursue the Serpent of Time (9:38)
4. Guided Through a Starless Night (9:29)
5. As Our Bones Break to the Dance (4:54)
6. Of Withering Violet Leaves (7:30)