Dropkick Murphys, Frank Turner & Jesse Ahern, 12.02.2020, Swiss Life Hall, Hannover
Wenn die Bostoner Irish Punks in der Stadt sind, ist Ausnahmezustand angesagt. 5.000 Fans wollten in der schon seit
Wenn die Bostoner Irish Punks in der Stadt sind, ist Ausnahmezustand angesagt. 5.000 Fans wollten in der schon seit einigen Wochen ausverkauften Swiss Life Hall in Hannover eine zünftige Party feiern. Über 20 Jahre gibt es die Band bereits. Seit 2001 sind sie die große Attraktion beim St. Patrick’s Day in ihrer Heimatstadt, die ohnehin eine große Heimat irischstämmiger Einwanderer darstellt. Mit ihrem Folk-Punk, wie die Band ihren Stil selbst beschreibt, verstehen sie es die Massen mitzureissen, eine wüste Party zu feiern, die auch den ein oder anderen Bierkonsumenten aus den Socken hauen kann. Das Bier, leider kein irisches, fliesst an diesem Abend standesgemäß in Strömen, was man dann auch immer wieder beim trinkfesten Publikum feststellen muss. Denn es gab ja nicht nur die Boston Boys abzufeiern. An diesem Abend waren auch noch Frank Turner & The Sleeping Souls und der ebenfalls aus Boston stammende Irish Roots Rocker Jesse Ahern vor den Dropkick Murphys an der Reihe.
Jesse Ahern, hierzulande noch weitestgehend unbekannt, nutzte seine 30 Minuten Spielzeit, hielt sich gar nicht mit großen Floskeln auf, sondern verstand es die Massen schon mal ein wenig auf Betriebstemperatur zu bringen. Nicht gerade einfach, wenn man nur mit einer Akustik-Gitarre vor 5.000 ausgelassenen Fans sein Bestes geben muss. Doch er meisterte die Sache gut, präsentierte seine meist getragenen Songs mit einer Eigenständigkeit, die sicher einige Anwesenden überzeugen konnte. Ich bin mir sicher, dass er ein paar neue Fans dazugewinnen konnte.
Weiter ging es dann mit Frank Turner und seiner Band The Sleeping Souls. Wer es bisher noch nie geschafft hat einer Show von Frank Turner beizuwohnen, hat bisher etwas ganz Großes verpasst. Mit einer unfassbaren Energie feuert er seine Rhythmen ins Publikum. „Mein Deutsch ist perfekt. Deshalb werde ich heute mein Englisch ein bisschen aufbessern.“ Alleine mit dieser Aussage hatte er schon gewonnen. Doch selbstbewusst schob er ein wenig später noch hinterher, dass man ja nach seinem Gig die Halle auch verlassen könne, würden die Dropkick Murphys es doch nicht schaffen ihn zu toppen. Na ja, ganz so abwägig war die Aussage nicht. Denn was er mit seiner Band hier abbrannte war schon spektakulär.
Keine große Show, kein dickes und übermässiges Licht, keine Pyros… einfach nur Musik voller Energie in seiner puren Form. Turner ist ein Entertainer der besonderen Art. Einer, der es anscheinend problemlos schaftt eine Nähe zum Publikum aufzubauen und auf seine Seite zu ziehen. Sympathisch, voller Tatendrang wurden seine Songs ins Publikum gefeuert, das inzwischen mehr als Betriebstemperatur erreicht hatte. Die ersten Fans mussten schon mit einem Kreislaufkollaps aufgeben und der Abend hatte doch erst angefangen. Sagenhafte 16 Songs gab er mit seiner Band zum Besten, die ebenfalls genau diese Energie auszustrahlen vermochte.
Eine Stunde lang gab er Songs seiner 8 bisherigen Alben zum Besten. Atempause? Fehlanzeige. Selbst Crowdsurfing war für Turner kein Problem, ließ sich über das Publikum tragen und legte danach noch einen flotten Tanz inmitten der Fans mit einem weiblichen Fan hin. Wer nach diesem Auftritt kein Fan des Briten geworden ist, war definitiv auf dem falschen Konzert.
Setliste Frank Turner:
Get Better
1933
The Lioness
Try This At Home
If Ever I Stray
Photosynthesis
Polaroid Picture
Long Live The Queen
Jinny Bingham’s Ghost
Eulogy (auf deutsch gesungen)
The Next Storm
The Road
Out Of Breath
Recovery
I Still Believe
Four Simple Words
Nach einer 30-minütigen Umbaupause erklang dann endlich das Intro „Foggy Dew“. Die ersten Takte fanden noch hinter einem von hinten beleuchteten Vorhang statt – nur ein paar Silhouetten waren zu sehen und dann ging die Sause los. Die Dropkick Murphys stellten sogleich fest, dass Turner mit seiner Aussage wohl doch ein wenig zu dick aufgetragen hatte. Stürmisch legten die Bostoner mit „The Lonesome Boatman“ los und brachten das Publikum gleich von Anfang an derbe ins Schwitzen. Wie man es von ihnen kennt, fegten die beiden Sänger Al Barr und Ken Casey über die Bühne, sprangen auf die vor der Bühne aufgebauten Podeste und waren immer wieder direkt vorm Publikum zu sehen. Bei dieser Band wird Publikumsnähe groß geschrieben. Die Band hielt sich nicht mit langen Ansagen auf – Songs gingen teilweise direkt ineinander über. Pure Energie mit mächtig Spaß inne Backen lautete das Motto. Ein paar bierselige Fans warfen, einer gewissen Tradition folgend, Bierbecher auf die Bühne. Ob man das nun wirklich braucht, sei mal dahin gestellt. Es gibt sicher bessere Arten seiner Lieblingsband Tribut zu zollen. Die Band störte es nicht weiter, wich den fliegenden Bechern immer wieder gekonnt aus. Zwischendurch gab es ein paar minimalistische Worte ans Publikum, ansonsten stand Vollgas auf dem Programm. Lauthals wurden die Songs mitgegrölt, wurden aus vollen Kehlen nicht nur die Refrains teils ziemlich schräg mitgeträllert. Aber das spielte überhaupt keine Rolle, stand doch die Musik, der Spaß und schieres Vergnügen auf dem Speiseplan. In knapp 90 Minuten gab es stolze 26 Songs und ließ kaum noch Wünsche offen. Hits, wie „Rose Tattoo“ oder „Johnny, I Hardly Knew Ya“ standen genauso auf dem Zettel, wie eine schnell gespielte Version von „Amazing Grace“. Das inzwischen völlig durchgeschwitzte Publikum feierte ausgiebig mit, wollte ihre Helden nicht ziehen lassen und dennoch war nach den obligatorischen drei Zugaben Schluss. Fortsetzung? Garantiert in absehbarer Zukunft. Wer dann nicht dabei ist, ist selber Schuld.
Mehr Bilder der Show findet ihr hier: https://www.metalglory.com/gallery/dropkick-murphys-frank-turner-jesse-ahern-12-02-2020-swiss-life-hall-hannover/
Setliste Dropkick Murphys:
The Lonesome Boatsman
The Boys Are Back
Famous For Nothing
Blood
The State Of Massachussetts
The Bonny
The Walking Dead
The Auld Triangle
The Battle Rages On
The Black Velvet Band
Your Spirit’s Alive
First Class Loser
Smash Shit Up
Cruel
The Warrior’s Code
Amazin Grace
Prisoner’s Song
I Fought The Law
Jimmy Collins’ Wake
Johnny, I Hardly Knew Ya
Out Of Our Heads
Worker’s Song
Rose Tattoo
Encore:
Going Out In Style
Until The Next Time
I’m Shipping Up To Boston