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EISREGEN – „Fegefeuer“

EISREGEN – „Fegefeuer“ Label: Massacre Records Laufzeit: 54:28 min VÖ: 26.10.2018 Genre: Dark Black Epic Metal n’Roll irgendwie Hurra!

EISREGEN – „Fegefeuer“

EISREGEN – „Fegefeuer“

Label: Massacre Records

Laufzeit: 54:28 min

VÖ: 26.10.2018

Genre: Dark Black Epic Metal n’Roll irgendwie

Hurra! Da sind sie wieder, unser aller geliebte Thüringer Freunde von EISREGEN! Diesmal haben sie mit „Fegefeuer“ ihr Album Nr. 13 dabei, 10 Lieder und obendrauf noch drei schräge Coversongs. Und das vorab: Das ist ein wirklich brachiales Stück Fleisch geworden!

Musikalisch gibt es knackige Härte und hämmernde Gewalt. Zunächst fallen die Gitarren auf. Die sägen, tief, stählern, fett, mal schwer groovende Riffs, mal flirrende, krächzend schwarze Linien. Immer aber brutal, metallisch, rabiat. Dazu marschiert Herr Fimmel am Schlagzeug stoisch und humorlos als urwüchsig kraftvoller Muskel voran, der den Fleischberg erbarmungslos vor sich her treibt. Das sind eine unaufhörlich auf und nieder fahrende Doublebass und Blastbeats, Knochen zermahlende Grooves, und eine wunderbare Beckenarbeit, vor allem am Ridebecken. Chapeau! Auch der Bass hat seine Aufgabe im geschundenen Körper. Der pumpt und pumpt frenetisch und knarzend das rote, saftige Blut und sorgt für die nötige Energie. Angedickt wird die fettige Masse dann noch durch Synthies und eine feine Violine, die zusätzlich kiloweise Fleisch auf die Rippen packen. Das sorgt im Gesamtbild für noch mehr Volumen, Masse und Weite im dunklen, phantasmagorischen Kosmos von EISREGEN. Darüber wütet, geifert, keift und singt auch mal schön der Herr Roth mit seiner unverwechselbaren Blutkehle. Aus der pressen, spucken, zerren, schleifen sich das bekannte gallige, fiese, heimtückische Lamentieren in einer wunderschönen Garstigkeit, fließen aber auch immer wieder düstere Melodien voller hoffnungsloser Melancholie und vernarbter Anmut. Zudem glänzt das „Fegefeuer“ mit einem wirklich tollen Sound: Das ist dicht, druckvoll und wuchtig, dabei schön warm, vor allem aber transparent und sehr ausgewogen. Auch wenn die Stimme das Geschehen beherrscht, sind alle Instrumente gut voneinander abgegrenzt und auch im blutigsten Fleischkrawall gut zu hören. Für mich ragt hier das Schlagzeug noch heraus, das mit einem ebenso klaren wie wuchtigen Sound glänzt.

Aus all diesen saftigen menschlichen Zutaten erschaffen EISREGEN Musik, die so gekonnt die Erwartungen der Fans bedient wie sie mit neuen Details lässig der Gefahr der Eigenparodie den Schädel einschlägt. Vor allem bilden Musik und Texte eine fast symbiotische Einheit. Die Inhalte sind an folgenden Fakten leicht zu erraten: Da wird in neun Liedern das „Blut“, in acht das „Fleisch“, in sieben der „Leib“ und in noch vier die „Haut“ besungen. Und selbst der Rezensent, der im oberen Teil alles versucht hat, muss da kapitulieren! Zunächst sind da die Songs, in denen uns EISREGEN die menschlichen Abgründe unter unsere feinen Nasen reiben. Und die werden derb, roh, mit flirrenden Schwarzmetallriffs und rasendem Blastbeat dargeboten („Axtmann“, „Fahlmondmörder“), oder aber im schweren Groove, gnadenlos treibend, mit abgehackten Riffs und tight wie Sau („Knochentorte“, „Fegefeuer“). Und dann gibt es die traurigen, von Verzweiflung, Angst und verlorener Liebe getriebenen Schauermärchen, in denen EISREGEN mit Klargesang, symphonischen, epischen Melodien und eingängigen Refrains eine tief aufwühlende Melancholie erzeugen („Alice im Wundenland“, „Opfer“). Vor allem die düstere Doomwalze „Die Bruderschaft Des 7. Tages“ und das zu Tränen rührende „Opfer“ sind großartige Lieder, die zeigen, wie sich Inhalt und Musik zu einer emotionalen und magischen Einheit verschmelzen lassen.

Fazit: EISREGEN bleiben sich mit „Fegefeuer“ treu – das aber auf eine wunderschön harte, metallische Weise. Das ist erfrischend derb, roh, fies, garstig und gewalttätig, aber auch tief emotional, voller Trauer, Verzweiflung und Melancholie. Wer EISREGEN liebt, wird sie noch mehr lieben, und wer nicht, dem bleibt nicht viel, dies zu begründen. Applaus, meine Thüringer Freunde!

Liederliste:

1. Vorhölle
2. Fegefeuer
3. Knochentorte
4. Oben Auf Dem Leichenberg
5. Alice Im Wundenland
6. Axtmann
7. Es Lauert
8. Opfer
9. Die Bruderschaft Des 7. Tages
10. Fahlmondmörder
11. Ich Mach Dich Bleich
12. The Gate Of Nanna (Beherit Cover)
13. Black Magic Mushrooms (Mysticum Cover)
14. Das 4. Tier Aß Den Mutterwitz (Betlehem Cover)