Vorwort von Christoph Speidel: Anfangs komplett anders geplant, sind es manchmal die kleinen Dinge des Lebens, die es so verdammt lebenswert machen. Als meine eigentliche Begleitung für den Abend gegen Mittag des Konzerttages absagen musste, ging die Suche nach einem passenden Ersatz los. Vor allem die Kurzfristigkeit hätte mir ein Bein stellen können. Doch was lag da näher, als meinen lieben Freund Chris anzurufen und zu einer mehr als kurzweiligen Show einzuladen. Im Laufe des Konzerts kam mir dann der Gedanke, warum Chris eigentlich nicht auch einen kleinen Bericht verfassen könnte. Wohlwissend um den Mangel an Freizeit, war ich umso mehr erfreut, dass Chris mir sofort sein OK gab. Ein echter Freundschaftsdienst, der ein dickes „DANKESCHÖN!“ hinter sich herzieht. Doch lest selber was der gute Chris Laut euch zu sagen hat und wie er den bunten Abend erlebt hat:
30. Januar 2018: STEEL PANTHER beehren die Hansestadt Hamburg. Mit im Gepäck: FOZZY, die Band um Rich Ward (STUCK MOJO/Ex-ADRENALINE MOB) und Wrestling-Star Chris Jericho.
Für Eilige: alles wie erwartet. Aufblasbare Penisse und Gitarren, Bandanas, Leo-Leggings, zerrissene Shirts, Haarspray, Haargel, Gleitgel und ein hoher verbaler Datenstrom in Sachen Brüste, Genitalien und Austausch von Körperflüssigkeiten. Ach ja: und Rock’n’Roll, derbe gut gespielt.
Für noch Eiligere: viiiiiiel besser können wir (Ohrenfeindt, Anm. des Redakteurs) das auch nicht.
Für Leser mit etwas mehr Zeit:
Überpünktlich um 20:59 Uhr betreten STEEL PANTHER die Bühne, nachdem sich der Support FOZZY auf der Bühne redlich abgemüht hat, aber im Soundbrei dermaßen unterging, das einzelne Songs wohl nur für eingefleischte Fans erkennbar waren. Schade.
Los gehts mit „Eyes of a Panther“ und „Goin’ in the Backdoor“ – und bei STEEL PANTHER hat die Soundabteilung den Abend im Griff. Das erst im März 2015 eröffnete Mehr! Theater (Kapazität 3.500 Gäste) ist bestens gefüllt mit Gästen zwischen 18 und 60, viele davon im klassischen 80ies-Hair-Metal-Look mit reichlich Haarspray, Bandanas und Leggings – ein konzertgewordener Rock’n’Roll-Maskenball.
Die Show: eine laute Party, bei der es vor allem um Entertainment geht. Ohne ausgedehnte Wortbeiträge, die sich thematisch vorwiegend in … ähm … schlüpfrigem Terrain bewegen und ein längeres Gitarrensolo von Satchel würde die Show vermutlich eher nur 60 Minuten dauern. Macht aber nichts: man merkt ihm an, dass er einige Zeit bei Paul Gilbert (
MR. BIG) gewohnt und den einen oder anderen Trick von ihm gelernt hat. Großes Tennis!
So wie man dem Rest der Band, Sänger Michael Starr, Bassist Lexxi Foxx und Schlagzeuger Stix Zadinia deutlich die jahrzehntelange Vergangenheit in verschiedensten Cover- und anderen Bands anmerkt. Die komplette Band besteht aus erstklassigen, gut abgehangenen Rock’n’Roll-Haudegen, die die Hair-Metal-Ära selbst miterlebt haben und deren Musik zwar persiflieren, aber sie eben damit auch hochhalten und vom obersten Regal abliefern – immer mit einem fetten Augenzwinkern.
Bei der Danksagung an
FOZZY spielt Zadinia immer wieder das Drum-Lick eines
OZZY-Songs (Satchel: „It’s Fozzy, not Ozzy!“), um es beim Anspielen eines
OZZY-Titels genau umgekehrt zu handhaben („Stix, it’s Ozzy, not Fozzy!“) – zurückgehend darauf, dass
FOZZY irgendwann einmal als
FOZZY OSBOURNE angefangen haben. Auch
ACCEPT, die
SCORPIONS und
EUROPE müssen herhalten.
Allzu ernst nehmen darf man das Quartett eben nicht – das tun die Kalifornier selbst allerdings auch nicht. In ausführlichen Wortbeiträgen wird über die unterschiedlichen Qualitäten von Frauen in verschiedenen Ländern und Städten, ihre Bereitschaft zur gemeinsamen, horizontalen Freizeitbeschäftigung und ihre Behaarung schwadroniert, derweil aufblasbare Penisse geschwungen und die Damen mehrfach aufgefordert werden, ihren Oberkörper freizumachen. Stets wird die Rolle der Kunstfiguren, aus denen STEEL PANTHER besteht, eisern durchgehalten.
Schließlich verlässt Zadinia seine Rock’n’Roll-Planstelle am Schlagzeug, um am Piano Platz zu nehmen, während Starr eine junge Dame auf die Bühne bittet, die die anzüglichen Bemerkungen der Band offensichtlich als imagegemäßes ‚Staying in character‘ zu verstehen und genau so viel Spaß an der Sache zu haben scheint wie Starr und Co. Sie bleibt nicht lang allein: zunächst wird eine zweite Zuhörerin nach oben geholt, und schließlich – bei „17 Girls in a Row“ – ist die Bühne brechend voll mit so vielen Gästen, dass die Band selbst kaum noch Platz findet.
„Gloryhole“ und „Death to all but Metal“ runden den Abend ab, bevor die Band sich kurz zurückzieht, um dann nochmal zwei Songs draufzulegen.
So soll das sein: eine stellenweise leicht überdrehte Hommage an den Hair Metal und seine Helden auf ganz hohem musikalischen Niveau und viele glückliche Gäste, die bestimmt wiederkommen. Rockt.
Chris Laut
Setlist:
Eyes of a Panther
Goin‘ in the Backdoor
Asian Hooker
Tomorrow Night
Wasted Too Much Time
Poontang Boomerang
That’s When You Came In
Weenie Ride
17 Girls in a Row
Gloryhole
Death to All but Metal
Zugabe:
Community Property
Party All Day (Fuck All Night)