Ghost „A Pale Tour Named Death 2019“, Support Candlemass, 17.02.2019, Swiss Life Hall, Hannover
Tobias Forge hat sich mit seinem Projekt Ghost nicht nur Freunde gemacht. Musikalisch irgendwo zwischen Pop und Metal
Tobias Forge hat sich mit seinem Projekt Ghost nicht nur Freunde gemacht. Musikalisch irgendwo zwischen Pop und Metal angesiedelt, war es vor allem der Rechtsstreit ehemaliger Bandmitglieder, der dazu führte, dass sich Forge outen musste und seine Identiät, die er so lange geheim gehalten hatte, offenbaren musste. So lassen sich zwischen den ganzen Fans leider auch immer wieder Hater finden, die dem Mann die Krätze an den Hals wünschen. Doch am Sonntag, 17. Februar, war davon in der mit 2.700 Fans gut besuchten Swiss Life Hall nichts zu spüren. Es sollte ein tolles Fest mit dem besten Sound und einer Lightshow, die man auch so nennen darf, der letzten Jahre werden.
Den Opener gaben die älteren Herrschaften von Candlemass, die seit über dreissig Jahren das Zepter des schleppenden und groovigen Doom Metals hochhalten und ihn nahezu zelebrieren, wie kaum eine andere Band. An diesem Abend standen Gründer und Bassist Leif Edling und seine seit 2002 bestehende Band neben dem neuen alten Sänger Johan Langquist auf der Bühne. Langquist hatte im letzten Jahr den Job von Mats Levén übernommen du damit das erste Mal seit 1987 wieder zusammen mit der Band für Furore gesorgt. Auch an diesem Sonntag gab er eine ausgezeichnete Leistung ab, was vor allem durch den transparenten Sound mehr als deutlich unterstrichen wurde. Ein besonderes Lob geht hier an den Soundmann, der endlich einmal Lautstärke nicht mit Sound gleichzusetzen im Stande war und damit ein wuchtiges und dennoch facettenreiches Klangbild erschaffen konnte. Die Setlist setzte sich vorwiegend aus älterem Material zusammen, wobei der Klassiker „Epicus Doomicus Metallicus“ zwangsläufig die größte Aufmerksamkeit bekam. Candlemass nutzten ihre knapp 45 Minuten und konnten selbst einige, sonst eher dem Pop-Metal zugeneigten Fans erreichen.
Setlist Candlemass:
- The Well Of Soul
- Dark Reflections
- Astorolus – The Great Octopus
- Mirror Mirror
- A Saucerer’s Pledge
- Solitude
Nach einer 30-minütigen Umbaupause, die mit teils seltsam anmutender Musik gefüllt wird, stehen Ghost, genauer gesagt Forge mit seinen sieben Nameless Ghouls auf der Bühne, zelebrieren den Opener „Ashes/Rats“ vom aktuellen Album „Prequelle“.
Forge und seine Ghouls spielen in den Texten auf Okkultismus an, spielen mit der christlichen Hierarchie und deren Gebaren, tragen den Satanismus in die heimische Stube. Das alles passiert mit zuckersüßen Melodien, die teils oppulent instrumentiert ihren Weg in die Gehörgänge finden. Die Fans in der Swiss Life Hall lassen sich von dem Charisma anziehen, spielen das Spiel mit und lassen sich auch gerne mit „Ihr riecht gut!“ bauchpinseln. Eine echte Horrorstimmung will derweilen nicht aufkommen. Da hat Alice Cooper deutlich mehr zu bieten. Doch die Show kann mit ausgeklügelten Showeffekten punkten – es kracht, es zischt und vom Konfettiregen bis zu Feuersäulen gibt es das gesamte Spektrum einer fulminanten Show. Glänzend ist vor allem die Lightshow, die perfekt programmiert das Geschehen auf der Bühne in Szene setzt und zudem auch hier mit einem grossartigen Sound eine rundum gelungene Show präsentiert. Forge, herrlich diabolisch geschminkt, richtet sich ein paar Mal ans Publikum, lässt bei der Bandvorstellung (warum eigentlich, wenn doch alle nur als „Ghouuuul“ vorgestellt werden?) eben mal gefühlte 10 Minuten verstreichen und versucht die Fans gegen Ende mit „Geht endlich heim und habt Sex.“ zu aktivieren. Zwischendurch wechselt er immer wieder die Kleidung, steht als der satanische Papa Nihil am Saxophon, gibt sich in einer roten Robe Weihrauch schwenkend oder in einem weißen Anzug, der fast schon an Sinatra erinnert.
Warum man allerdings mit vielen Regeln im Metal brechen muss, scheint nur Forge selbst zu wissen. Provokation? Na ja, eine viertelstündige Pause zwischen den beiden Sets sind zumindest mehr als ungewöhnlich. Allerdings machen sie auch wieder Sinn, wenn man bedenkt, dass die Ghouls in ihren schwarzen Kostümen (mit eng anliegenden Kapuzen) und den Masken schon einen schweißtreibenden Job zu verrichten haben und dankbar sein dürften zwischendurch Sauerstoff zu tanken.
Ghost sind schon ein Kunstprodukt, das zwiespältig erscheinen mag. Aber es folgt einem festgelegten Ritus, einer genauen Choreografie und vor allem dem Willen von Cardinal Copia, der die Nachfolge der ganzen Papa Emeritus Auflagen angetreten hat. So gab es an diesem Sonntagabend mehr als 150 Minuten reine Unterhaltung auf höchstem Niveau, die sowohl für Herz als auch Hirn eine echte Offenbarung gewesen sind. Da Forge als Entertainer einfach grandios ist und auch mit Humor nicht geizt, kann Fans eine Show der Schweden nur wärmstens ans Herz gelegt werden. Selber Schuld, wer das verpasst hat!
Setlist Ghost
Set 1:
- Klara Stjärnor (Intro 1)
- Misere Mei, Deus (Intro 2)
- Ashes/Rats
- Absolution
- Ritual
- Con Clavi Con Dio
- Per Aspera Ad Inferi
- Devil Church
- Cirice
- Miasma
- Jigolo Har Megiddo
- Pro Memoria
- Witch Image
- Life Eternal
Set 2:
- Masked Ball (Intro)
- Spirit
- From The Pinnacle To The Pit
- Majesty
- Satan Prayer
- Faith
- Year Zero
- He Is
- Mummy Dust
- If You Have Ghosts
- Dance Macabre
- Square Hammer
Encore:
- Monstrance Clock
- The Host Of Seraphim (Outro)
Zu den Bilder der Show: https://www.metalglory.com/gallery/ghost-a-pale-tour-named-death-europe-2019-support-candlemass-17-02-2019-swiss-life-hall-hannover/