Allgemein Live Musik

Gotthard & Special Guest Pretty Maids, Capitol, Hannover, 15.02.2017

Wenn sich zwei einstige Schwergewichte des Hardrock/Melodicrock zum gepflegten Stelldichein im Hannoveraner Capitol ansagen, dann zieht es den Altfan

Gotthard & Special Guest Pretty Maids, Capitol, Hannover, 15.02.2017

Wenn sich zwei einstige Schwergewichte des Hardrock/Melodicrock zum gepflegten Stelldichein im Hannoveraner Capitol ansagen, dann zieht es den Altfan genauso wie Frischlinge der Musikgattung. So fanden sich 1200 partyhungrige Fans ein und wurden von zwei glänzend aufgelegten Bands durch den Abend begleitet.

Pretty Maids 01

Den Anfang machten die dänischen Heroen von Pretty Maids, denen man ihre lange Zugehörigkeit im Business förmlich aus dem Gesicht lesen konnte. Besonders Ronnie Atkins, immer noch fantastisch bei Stimme, kann den Grand Canyon nicht verleugnen. Gelebte Charakterzüge, die sich förmlich in die Konturen gefressen zu haben scheinen.

Pretty Maids 06

Mit dem Titeltrack des aktuellen Albums „Kingmaker“ eröffneten die Dänen ein Set, das von Highlights geradezu gespickt war. Hier zeigte sich bereits, dass die Band, obwohl sie heute keine Massen mehr zieht, noch ordentlich rocken kann. Eine Hookmaschine waren die Pretty Maids ja schon immer, was sich auch wie ein roter Faden durch sämtliche Alben zieht. Die Band hatte mit schwachem Licht und einem streckenweise stumpfen und matschigen Sound zu kämpfen, der aber leider auch den örtlichen Gegebenheiten geschuldet war. Das aber tat der Spielfreude keinen Abbruch und mit „Face The World“ folgte der nächste Song aus dem neuen Meisterwerk, bevor es mit „Rodeo“ in der Zeitmaschine um 30 Jahre zurück ging. Nicht nur ich fühlte mich dabei zurückversetzt in eine Zeit, als die Hosen noch eng und die Haare nicht nur beim weiblichen Geschlecht toupiert waren. So waren nahezu überall nur fröhliche Gesichter zu sehen, die ihre Helden der Jugend abfeierten und die Hymnen aus vollem Hals mitgrölten.

Pretty Maids 13

Selbst der sichtlich aus dem Leim gegangene Meister der Riffs, Ken Hammer, fühlte sich beflügelt, schenkte seinen Mitstreitern ein Lächeln und feuerte seine Soli ins Publikum. Die Highlights folgten natürlich am Ende des Sets und ließen die Zeitmaschine noch mal ordentlich rotieren. „Back To Back“, „Red, Hot & Heavy“, „Love Games“ und natürlich „Future World“ beendeten ein Set, das eine fantastische Band zeigte, von der man sich gerne mehr gewünscht hätte. Warum man allerdings bei einer Double-Headliner Show dem Opener schlechtes Licht und Sound verpassen muss, wird wohl auf ewig ein Rätsel bleiben. Meiner Ansicht nach muss sowas in der heutigen Zeit nicht mehr sein. Selbst wenn die eröffnende Band ein Publikum zum schwitzen bringt, sollte das Anreiz genug sein, dass sich auch die folgende Band mal so richtig den Allerwertesten aufreissen muss.

Pretty Maids 16

Setlist Pretty Maids:

Kingmaker

Face The World

Rodeo

I.N.V.U.

Bull’s Eye

Little Drops Of Heaven

Back To Back

Red Hot And Heavy

Love Games

Future World

 

Nach 30 Minuten Umbaupause enterten dann Gotthard mit ein wenig Verspätung die Bretter des Capitols und eröffneten mit „Silver River“ vom Jubiläumsalbum „Silver“ ihr Set. Zuerst für viele verwunderlich saß jedoch nicht Gotthard Drummer Hena Habegger hinter den Kesseln, sondern Aushilfs-Drummer Dani Löble. Der Helloween Schlagzeuger war am Montag kurzfristig für den erkrankten Schweizer eingesprungen und spielte in Hannover seine dritte Show mit Gotthard. Bedenkt man, dass seine erste Probe erst am Nachmittag vergangenen Montag stattgefunden hat und er fast ausschliesslich nach Noten trommelte, war es auch nicht verwunderlich, dass manch ein Fan den Groove der Band vermisste. Man merkte halt schon, dass Löble ansonsten in härteren Gefilden unterwegs ist. Das aber ist jammern auf verdammt hohem Niveau. Gotthard ließen mit „Electrified“ ebenfalls einen neuen Song folgen, bevor der alte Joe South Klassiker „Hush“ aus der PA ertönte.

Gotthard 03

Mit „Stay With Me“ folgte dann bereits der dritte Song von „Silver“. Fallen die Songs auf dem Album alle ein wenig weichgespült aus, so zeigt die Band an diesem Abend die Zähne und beweist, dass sie den Songs mit Energie und Kraft die nötige Härte druchaus verleihen kann. Warum nicht im Studio? Sänger und Steve Lee Nachfolger Nic Maeder machte ein gute Figur, verfing sich jedoch auch manchmal zu sehr in seinen Ansagen, die durchaus komisch anmuteten. Ob er damit Dani ein wenig Zeit geben wollte, sei einmal dahin gestellt, für die Fans war es sinnloses Geschwafel. Ein Kracher folgte dem nächsten, „Sister Moon“, Mountain Mama“ und zwischendurch immer wieder auch leicht balldeskes wie „Remember It’s Me“ oder „Feel What I Feel“. Doch irgendwann war dann auch der akustische Teil des Abends erreicht, während dem sich Leo Leoni, Freddy Scherer und Nic Maeder auf Barhockern dem Publikum präsentierten. „One Life One Soul“, „Let It Be“, „Angel“ und „Heaven“ sangen die Fans teilweise lauter als die Band mit. Eine eher fragwürdige Aktion spielte sich beim meiner Ansicht nach schlechtesten Song des aktuellen Albums, „Miss Me“ ab, als Nic darum bat, dass sich eine Dame auf die Bühne begeben würde. Walzer tanzend zu einem Song dürfte so gar nicht in das Bild der Schweizer passen und sollte der Band auch selbst peinlich sein. Fannähe sieht anders aus.

Gotthard 06

Aber wie auch immer jeder das sehen mag, der Stimmung tat dies keinen Abbruch, denn bereits mit „Firedance“ hatte die Band die Fans wieder auf ihrer Seite. Auch „Top Of The World“ von „Human Zoo“ konnte überzeugen. Aber erst als das Dschungel-Drumming von „Lift U Up“ erklang, waren die Fans restlos aus dem Häuschen. Es folgte noch ein kurzes aber knackiges Drumsolo, das erneut den musikalischen Background von Dani Löble offenbarte. Mit „Standing In The Light“ und „Anytime Anywhere“ entließen die Schweizer schliesslich ihr Publikum in die Hannoveraner Nacht. Ein sicherlich nicht in allen Belangen gelungener Abend, zeigte zwei Bands, die sich hervorragend präsentierten, sicher aber auch noch mehr zu bieten gehabt hätten.

Gotthard 16

Setlist Gotthard:

Silver River

Electrified

Hush

Stay

Mountain Mama

Remember It’s Me

Feel What I Feel

Bass Intro

Sister Moon

What You Get

One Life One Soul

Let It Be

Angel

Heaven

Miss Me

Firedance

Top Of The World

Lift U Up

Drum Solo

Standing in The Light

Anytime Aynwhere

 

Weitere Bilder des Abends gibt es hier: https://www.metalglory.com/gallery/gotthard-special-guest-pretty-maids-hannover-capitol-15-02-2017/