Graspop Metal Meeting 2018 – Teil 1, Donnerstag (21.06.2018)
In seinem 23. Jahr des Bestehens kann das Graspop Metal Meeeting in Dessel (Belgien) endlich das erste Mal ein
In seinem 23. Jahr des Bestehens kann das Graspop Metal Meeeting in Dessel (Belgien) endlich das erste Mal ein „Sold Out“ an allen Tagen vermelden. Höchste Zeit, denn schon seit Jahren überzeugt das GMM immer wieder mit erstklassigen Billings, die das Festival zu einem DER europäischen Highlights im Open-Air-Segment machen, zu welchem sich auch immer mehr deutsche Fans aufmachen.
Dieses Jahr fand das GMM vom 21. bis 24. Juli statt und lockte zusätzlich mit einem ganzen Bonus-Tag: Graspop XL war das Motto! Der Grund dafür kam nicht von ungefähr, hatte man doch für den Donnerstag niemand geringeres als Guns’n’Roses als Headliner verpflichten können. So ein Headliner schreit natürlich nach vernünftigem Vorprogramm und so präsentierte sich der Donnerstag zwar nicht als ganz vollwertiger Festival-Tag (das große „Marquee“-Zelt wurde noch nicht bespielt und auf den Hauptbühnen begann das Programm erst am Nachmittag), doch da die Anreise trotz früherem Beginn erst ab Donnerstagmorgen möglich war, wäre alles andere auch einfach Unsinn gewesen.
Donnerstag
Der Anreisetag beginnt nämlich leider wie immer beim Graspop – mit viel Geschleppe. Wenn es eine Sache gibt, die beim GMM wirklich etwas aufs Gemüt schlägt, dann ist das die Schlepperei vom Parkplatz zum Campground. Andererseits hat man dadurch verhältnismäßig kurze Wege vom Camp zum Festivalgelände (10 Minuten Maximum), was auch nicht zu verachten ist.
Da dieses Jahr jedenfalls am Donnerstag schon mehr Programm als sonst und der erste fette Headliner am Abend ansteht, führt das zur Stoßzeit am späten Morgen und gegen Mittag zu sehr langen Schlangen und Wartezeiten vor dem Ticketumtausch und den Sicherheitskontrollen. Hier wäre es organisatorisch wirklich besser gewesen, die Anreise bereits ab Mittwoch zu erlauben, doch vermutlich scheiterte dies an behördlichen Auflagen oder den dadurch zusätzlich entstehenden Kosten.
Wie auch immer: Anreise und Aufbau des Camps kosten Zeit und so schaffen wir es erst gegen 18 Uhr aufs Gelände und führen uns sozusagen als persönlichen Opening Act ICED EARTH zu Gemüte. Der Gute Herr Schaffer polarisiert seit Jahren nicht nur mit von den Fans sehr unterschiedlich aufgenommenen Alben, sondern auch mitunter zweifelhaften politischen Aussagen, doch lassen wir das mal außen vor. Die Amis liefern einen routinierten, wenn auch nicht mitreißenden Auftritt ab, der durch den Hit „Watching Over Me“ abgeschlossen wird, welchen Schaffer einst für einen bei einem Motorradunfall verstorbenen Freund schrieb.
Gleich im Anschluss pilgern anwesende KORN-Fans und mehr vor die Hauptbühne als JONATHAN DAVIS dort Stücke seines ersten Soloalbums zum Besten gibt. Was das furchtbar langweilige und einfallslose Schwarz-Weiß-Banner optisch nicht herzugeben weiß, macht die um den KORN-Fronter versammelte Band live locker wett: Neben klassischer Rock-Instrumentierung gibt es u.a. Kontrabass und Geige zu sehen/hören und sowohl Davis als auch seine Mitmusiker geben die im Schnitt eher etwas melancholischeren, nicht ganz so harten Songs überzeugend zum besten.
Ganz kann ich mir das aber leider nicht zu Gemüte führen, denn im kleineren der beiden Zelte – dem „Metal Dome“ – entern DOOL gleich die Bühnenbretter. Seit Ihrem Debütalbum von Anfang 2017 haben die Niederländer mit konstantem Touren und grandiosen Livequalitäten immer mehr Bekanntheit und Fans erspielt. Wenig verwunderlich, dass der Metal Dome dann auch sehr gut besucht ist und eine euphorische Meute Frontfrau Ryanne van Dorst und ihre Mitstreiter ab Song Eins (das grandiose „The Alpha“) ordentlich abfeiern. Mit authentischer Rock-Attitüde und weiteren Knallern wie „She Goat“, „Vantablack“ und „Oweynagat“ im Gepäck gerät der Auftritt zum Selbstläufer. Die Niederländer können vermutlich einfach keinen schlechten Auftritt spielen.
Einen schlechten Auftritt bekommt man von diesen Gestalten vermutlich auch nur sehr selten zu sehen: GHOST liefern danach als direkte Vorband der Gunners die gewohnt hochqualitative Unterhaltung mit vielleicht nicht ganz perfektem Sound aber reichlich Hits ab. Die lediglich sechzig Minuten offenbaren sogar ein echtes Luxusproblem, das die Schweden nach nur vier Alben jetzt schon haben: Sie haben einfach zu viele Hits für so eine Spielzeit. So wird u.a. das grandiose „He Is“ ausgespart und die Stücke des neuen Albums „Prequelle“ (gespielt wurden „Rats“, „Faith“ und „Dance Macabre“) funktionieren bereits so gut, dass man auch hiervon gerne noch mehr gehört hätte. Der Spielzeit ist dann wohl auch geschuldet, dass auf viele der sonst üblichen Show-Effekte um Papa-Eremitus-Nachfolger Cardinal Copia verzichtet wird. Pyros und Konfettiregen sorgen trotzdem für einen netten Rahmen und das Rock-Spektakel begeistert die riesige Masse vor der Bühne mit Leichtigkeit.
Danach ist es also Zeit für GUNS’N’ROSES, die unglaubliche 3,5 Stunden Spielzeit zu Verfügung haben. Und was soll ich sagen: Zwei Stunden hätten es als Festivalauftritt wohl auch getan. Das ist übrigens nicht nur meine persönliche Meinung, denn bereits nach 1,5 Stunden ist zu beobachten, wie immer mehr Leute das Gelände verlassen. Eine stärkere Konzentration auf Hits hätte dem Auftritt wohl gut getan, um die anfangs große Menge vor der Bühne länger bei der Stange gehalten.
Abgesehen davon liefern die Gunners aber professionelle Weltklasse ab: Nachdem sich Axl etwas eingesungen hat, ist er stimmlich auf voller Höhe und Slash (der interessanterweise in ZEAL-AND-ARDOR-Shirt spielt – siehe Rezension am Freitag) ergeht sich immer wieder in den bekannten Solo-Shows. Interaktion der Herren untereinander sollte man natürlich nicht erwarten – hier wird ganz eindeutig Geld verdient und nicht Spaß gehabt. Doch gut, solange die Fans es genießen können und das Ganze so professionell dargeboten wird – sei’s drum. Für mich als erklärten Nicht-Fan aber immerhin Sympathisanten bleibt das Highlight des Auftritts das Cover von Soundgardens „Black Hole Sun“. Sorry.
Hier geht’s zu Teil 2, Freitag 22.06.2018.
All pictures by Börbel. Thanks, buddy!