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HELLSEATIC Open Air 2022 in Bremen-Blumenthal – der zweite Tag 10.09.

Entgegen aller Vorhersagen: der Wetter-Teufel spielte doch gut mit! Denn, Gewitterwolken und daher auch viel Regen wurde vorhergesagt, aber

HELLSEATIC Open Air 2022 in Bremen-Blumenthal – der zweite Tag 10.09.

Entgegen aller Vorhersagen: der Wetter-Teufel spielte doch gut mit! Denn, Gewitterwolken und daher auch viel Regen wurde vorhergesagt, aber es blieb eben eher „fein“ nordisch. Soll heißen, hier und dort Sonnenschein, ab und an auch mal dichtere Wolken und wenn, dann nur etwas Regen zwischendurch; Letzteres sogar eher nur zum Abend hin. Und die Gewitterwolken als auch das Donnern wurden zwar in der Ferne wahrgenommen, aber im Blumenthal nicht aktiv. Doch wir haben hier keinen Wetterkanal, sondern die Berichterstattung über das rock-metallisch-bunte Open-Air-Festival HELLSEATIC Vol. 2 im Bremer Norden „Blumenthal“!

Etwas anderer Aufbau des Geländes als 2021, mehr Parkplätze für die Gäste, zudem eine weitere Bühne am Wendeplatz, obendrein ein paar Auftritte in der „Rumpelhalle“ sowie noch ein paar Kunstaussteller/innen als auch Merchstände der vertretenen Bands. Nicht zu vergessen wäre das gewisse Strandfeeling mit Sand und dazu ein paar Liegestuhlflächen auf den Containern. Etwas kleiner als 2021, dafür noch familiärer und eben entspannter;  Willkommen beim HELLSEATIC!

Das Organisationsteam war von Verschiebungen, Anpassungen im Lineup betroffen; natürlich aufgrund der allgemeinen Lage der „Gesundheitsmaßnahmen“ im Lande. Dennoch ist hierbei hervorzuheben, dass die Veranstalter schnell gehandelt und somit Ersatz gefunden haben.  
Bevor es jedoch heftig zur Sache ging, mit der ersten Band SKYSHAPER auf der Hauptbühne, durften einige, die es über Nacht noch nicht ins Zelt geschafft haben oder bereits tatsächlich aus den Federn gekrochen waren ein paar Aufwärmübungen mit DOOM YOGA in der Halle wahrnehmen. Der Körper durfte daher auf die kommenden Strapazen der Nackenmuskulatur vorbereitet werden. 

SKYSHAPER – junge Band, die dennoch sofort mit ihrem heftigen -sogenannten- Djent losfegte hat ihre Zeit genutzt, aber viele auf dem Gelände, vor allen Dingen in den ersten Reihen waren noch nicht zugegen. Danach durfte die erste Ersatzband TODEATER aus Osnabrück ran. Die haben zwar ordentlich ihr neues Werk vorstellen dürfen, aber derart dunkler und fieser Black Metal kommt eben kurz nach dem Mittag nicht so gut rüber, wie er sollte. Vor allen Dingen fehlt es eben an der „Dunkelheit“ auf der Bühne, um das gewisse Etwas zu erzeugen. Dennoch wurde die Band zu recht sehr gut aufgenommen, was sich auch am Merchstand zeigte. 

MAINTAIN haben nicht nur einen Ersatzplatz dazugewonnen, auch in der Zeit sind sie etwas aufgerückt und hatten so etwas mehr Fans vor der Brust. Und das ist eine Band, die schon lange im Geschäft dabei ist, was auch sofort spürbar wurde. Sie hatten auch das Publikum, in den ersten Reihen, sofort im Griff. Ordentlicher Modern-Metal-Core mit u.a. „Undertow“, „Sound Of Decay“ sowie „True Blue“, dazu ein freudestrahlender Shouter, der auch mal wucht-grimmig konnte und einem letzten Track für einen gewissen Uwe. 

VALBORG dagegen haben es nicht so leicht gehabt. Obwohl deren Sound absolut fett rüberkam und sich das Trio auf das aktuelle Werk „Der Alte“ konzentriert hatte, wollten die meisten Publikum nicht warm werden. Der Death-Doom-Indutsrial-Post-Sludge-Style hatte seine gewisse Wirkung und vor allen Dingen der Basssound und die zornigen Vocals kamen mit ordentlicher Wucht aus den Boxen. Massiv-schwer und walzend kommt es rüber, mit einer gewissen Monotonie, die allerdings alles andere als langweilig erscheint. Die Bonner wirken hoch konzentriert und im Flow; mir selbst kam die knappe halbe Stunde Spielzeit viel zu kurz, aber vielleicht holt man noch einige Songs bei der derzeit laufenden Tour mit Mantar im Lande. Zumindest gab es auch das neue Album in verschiedenen Farbvariationen (+ Shirts) am Merchstand. 

Als NECROTTED die Bühne danach enterten, schien es doch ein wenig klar geworden zu sein: einige im Publikum hatten sich die Pause gegönnt, um Kraft zu tanken und bei den Death-Grind-Maschine aus dem Tiefen Süden der Republik ordentlich abzugehen. Geballer ohne Wenn und Aber, komplette Zerstörung der Bühne. Dabei juckte es niemanden, dass die Gitarristen mit Badelatschen (und natürlich weißen Socken, typisch Deutsch:-)) die Bühne auf- und abliefen; zudem hatte der Shouter komplett auf Fußbekleidung verzichtet. Aber Spaß muss sein und spielt auch keine Rolle, wenn eine Band wirklich Gas gibt und sichtlich auch selbst am Gig hat. Bereits beim dritten Track gab es einen Circle Pit, die Band wurden sehr warm empfangen, dabei war es deren erster Auftritt in Bremen (Nord!) überhaupt – und zudem der Abschlussgig ihrer Sommer-Open-Air-Shows. !

STAKE, die früher eben anders hießen, sind ein eingespieltes Team. Das merkte man bereits beim Soundcheck. Ihr Mix aus Desert Rock, Sludge und Post-Core á la Kvelertak und Co. hat schon das gewisse Etwas, vor allen Dingen auf der Bühne. Agil, voller Spielfreude und mit einem Sänger, der das Publikum voll und ganz einbezieht – und selbst auch mal das Mikro komplett im Mund versinken lässt, ohne dabei zu vergessen rumzuschreien. Die belgische Vertretung auf dem Festival hat ordentlich Spaß, präsentiert zudem einen neuen Song und bedankt sich lange beim Publikum und dem Veranstalter hierher eingeladen worden zu sein. 

Die Old-School-Thrash Formation CRISIX ist aus Barcelona angereist und hat auch nicht viel Zeit, der Flieger sei gebucht. Dennoch sind sie kaum von der Bühne wegzubekommen. Die Meute, mittlerweile dürften sich knapp 1000 Besucher auf dem Gelände befinden, dabei etliche in den vorderen Reihen, gibt nicht viel weniger Einsatz. Dennoch, die Spanier begeistern auf ganzer Linie. Wirken sehr eingespielt und vor allen Dingen auch voller Leidenschaft, mit ständig fetten Grinsen über beide Ohren, jeder von ihnen. Das wurde auch nicht anders, als auch mal ein paar „Funky“-Sounds rausgehauen wurden oder sie ihre Positionen, Instrumente wechselten, um ein paar kurze Cover im Set einzubinden, ob u.a. „Hit The Lights“, „Walk“ oder „Anti Social“. Cooler Idee und zu ihrem Anthrax-Overkill-Suicidel-Exodus-Stilmix war das passend – eben eine fette Thrash-Metal-Party; Circle Pit, Wall of Death und Pogo fast die komplette Stunde lang.

Und danach war es endlich soweit. HEIMSPIEL für MANTAR, in Bremen-NORD! Die Band, die bereits am letzten Tag des 2021er Hellseatic-Festivals als erster Headliner fest stand! Bereits beim Aufbau wurde die Band abgefeiert, die Geduld wurde eben ein wenig strapaziert, aber im positiven Sinne. 

Gewohnt voll Konzentriert geht es nach dem Intro und einem niedlichen Popsong-Einschub geht es ordentlich mit „The Berserker’s Path“ in die Vollen. 
MANTAR sind eine Wucht, eine Macht – vor allen Dingen LIVE ON STAGE!
Die beiden wirken wieder wie ein eingespieltes Team, wie Zwillinge. Vergessen ist der spezielle Album-Release-Gig im Bremer Tower, zwei Monate zuvor, bei dem einiges nicht so hinhauen sollte. Doch die zusätzlichen Proben der Protagonisten zeigen bei diesem Open Air ihre Wirkung.  
Mehr muss man dazu (eigentlich) nicht sagen, denn diese Energie, die von diesen Beiden ausgeht, wenn sie live on stage am ackern sind, kann man nicht in Worte fassen. 

Nach ein paar Songs gibt es endlich ein paar Worte von Hanno; wenn es eben schon Bremen-Nord ist, wo sie aufgewachsen sind und die Sommerferien in Bremen Ost verbracht hatten. Lacher auch aus dem Publikum folgten. Und natürlich sind die beiden schon nach paar Minuten, (ich zitiere ein paar Worte von Hanno): „...im Arsch; denn 89 Songs sind gespielt worden, sind ja eh nervös „zu Hause“ zu spielen und blamieren sich ja...“. Aber man kennt ja die Aussagen des Hauptsongwriters. Ab zum Circle Pit, hieß daher die Devise. 
Selbstverständlich haben sie das neue „Pain Is Forever and This Is the End“-Album mit einigen Auskopplung in der Setliste verankert. Doch Mantar wäre nicht Mantar, wenn es für das heimische Publikum nicht was Besonderes gegeben hätte. So gab es neben dem lange nicht mehr gespielten „Swinging the Eclipse“ auch „Oz“ obendrauf; Songs, die natürlich jeder Bremer (und darüber hinaus) kennt, aber eben lange in der Mantar-Setlist nicht mehr zu sehen waren. Unabhängig davon, dass die letzten Jahre alles eh brach lag – in der KulturLIVESzene. Auch wenn es die feinen Perlen des neuen Albums wie „Grim Reaping“, „Egoisto“, „Hang ‚Em Low…“ sowie „Of Frost and Decay“ gegeben hat, hätte es an diesem speziellen Abend auch ein „Walking Corpse“, „New Age Pagan“ und vor allen Dingen „Odysseus“ geben dürfen; doch man kann ja bekanntlich nicht alles haben – auch wenn diese Show fast 90 Minuten inne hatte – voller Brachialität, Einsatz und purer Leidenschaft!

Natürlich hat Hanno es sich nicht nehmen lassen es unerwähnt zu lassen, dass deren Mercher Costa an dem Tag nichts besseres vor hat, als eben Merchandise beim Hellseatic zu verkaufen; dabei hat er jedoch Geburtstag. Was das Publikum sofort in „Happy Birthday“-Rufe aufnahm. Prompt folgte die Ansage, dass nach dem letzten Song sich jeder auf den Weg machen sollte zur Geburtstagsparty mitzukommen; Costas Mutter wüsste bescheid.
Nun denn, „White Nights“, der absolute Kulttrack (neben „Era Borealis“) gab dem Publikum und der Band den Rest und der obligatorische „Domination“-Schrei kam diesmal vom Gitarren-Tech-Roadie Gabo; auf den Punkt. Ende; euphorischer Applaus, aber Zugabe-Rufe halfen nicht.
Die Veranstalter nutzen die Umbauphase um ein paar Worte an das Publikum zu richten, selbstverständlich mit Dank und den Hinweis auf das Jahr 2024.

Aber am Ende war man noch lange nicht, denn es folgten noch NEÀNDER aus Berlin, die den Abend mit ihrem einwandfreien, rein instrumentalen Post-Rock-Metal in die Nacht gleiten lassen haben. Musik, bei der man eben nicht ständig zuschauen muss, das Bier oder auch Glas Wein (Mische!) war daher nochmal zu holen, um der wohltuenden, druckvollen Musikkulisse zu lauschen. 

Und nebenbei bemerkt, zwischen den Um-/Aufbauarbeiten und Soundchecks auf der Hauptbühne, gab es natürlich eine noch buntere Auswahl an Songs, Sets und Bands. Nämlich auf der Wendeplatz-Bühne mit u.a. Waran, Krachwalze und Die Stadt der Zukunft. Überwiegend beheimatete Projekte, Bands, aber alles in allem ist das Konzept durchaus aufgegangen. Abgespacte, doomig, chillig und auch Electro-Punk-Brachial sowie Sludge war hier angesagt und sehr gut von den Fans aufgenommen worden. Somit hatten auch die Kunstaussteller ein paar Besucher und die Helfer am Bierstand am Ende des Wendeplatzes auch  alle Hände voll zu tun. Alternativer und bunter geht es kaum, gerne beim nächstes Mal wieder!
Sicherlich  hätten es deutlich mehr Fans an diesem zweiten Tag des Open Air schaffen können, was dennoch sicherlich so familiär und „chilig“ abgelaufen wäre. Abwarten was nun für 2024 folgen wird, denn aus rein planungssicheren und organisatorischen Gründen kann es 2023 nicht stattfinden. 

Also, Early-Blind-Seepferd-Tickets holen und die Szene unterstützen: irgendwelche Kracher werden die „Heavy Bremer“ mit Sicherheit für 2024 angeln, an Land ziehen; in die Meeres-Hölle in Blumenthal.

Berichtsupdate (Aftermovie 21.12.22; Quelle & ©: hellseatic.de-Veranstalter):

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An das Orga-Team und deren Ehrenamtliche/Helfer etc.: Macht nur weiter so, viel Erfolg!!!

 

 

  

  

  

     

 

Setlist: MANTAR – Hellseatic 2022 in Bremen-Nord
(Titel – Album/EP/VÖ-Jahr)

Intro
The Berserker’s Path – Death by Burning (2014)
Pest Crusade – The Spell (2017)
Astral Kannibal – Death by Burning (2014)
Cross the Cross – Ode to the Flame (2016)
Age of the Absurd – The Modern Art of Setting Ablaze (2018)
Egoisto – Pain Is Forever and This Is the End (2022)
Hang ‚Em Low (So the Rats Can Get ‚Em) – Pain Is Forever and This Is the End (2022)
Spit – Death by Burning (2014)
Into the Golden Abyss – Death by Burning (2014)
Grim Reaping – Pain Is Forever and This Is the End (2022)
Of Frost and Decay – Pain Is Forever and This Is the End (2022)
Swinging the Eclipse – Death by Burning (2014)
Obey the Obscene – The Modern Art of Setting Ablaze (2018)
Oz – Ode to the Flame (2016)
Sundowning – Ode to the Flame (2016)
Era Borealis – Ode to the Flame (2016)
White Nights – Death by Burning (2014) 

 

Quelle & © der Presseinfo/Flyer: hellseatic.de//
© der Live-Bilder: Arthur/Metalglory.com