Interview: Wolf Hoffmann / Accept, 12.10.2017 -Phone
Unser Cheffe hatte bereits in diesem Jahr die Möglichkeit, mit Accept-Gitarristen Wolf Hoffmann zu schnacken. Ich hatte da aber
Unser Cheffe hatte bereits in diesem Jahr die Möglichkeit, mit Accept-Gitarristen Wolf Hoffmann zu schnacken. Ich hatte da aber noch ein paar Fragen und das große Glück, den sympathischen Herrn jetzt nochmal ans Telefon zu bekommen, bevor der südamerikanische Kontinent kollektiv zum Headbangen ansetzt weil „Teutonic Heavy Metal“ durch die Lande walzt. Dabei ging es u.a. um das aktuelle Album „The Rise Of Chaos“, den Wacken-Gig, ob man Jubiläen feiern muß und vieles mehr…lest selbst:
MG:
Hi Wolf, wir, bzw. der Cheffe, hatte in diesem Jahr bereits die Ehre, mit Dir ein wenig über das Album zu plauschen. Nun ist zwischendurch ja auch einiges positives passiert. Zum Beispiel der Charteinstieg, der Wacken-Gig…
W.H.:
Hi Totti, Wacken? Wacken war der Oberhammer! Das war wirklich wie Weihnachten und Ostern zusammen, es war so schön und so toll…Wir hatten da ja eine 3-Part-Show; zuerst Accept, dann Headbangers Symphony – meinem Klassik / Metalprojekt mit Orchester als Weltpremiere- und zur Krönung Accept mit Orchester. Diverse Klassiker neu arrangiert. Das war wirklich so Hammer…es hat auch alles super funktioniert und was ich im TV sah, klang auch sehr gut.
MG:
War das nicht der pure Dauerstress für Dich?
W.H.:
Ein bißchen schon, es war logistisch gar nicht so einfach in der Umbauphase, wenn die eine Band geht, die nächste kommt und das Orchester auch schon bereit steht…aber das lief alles so toll ab, wir haben auch alles gefilmt und eines Tages wird davon auch eine DVD erscheinen, mal gucken, vllt. nächstes Jahr oder so…ich habe bis jetzt das Footage noch nicht gesehen aber ich gehe mal davon aus, dass wieder alles bestens ist, keine Bedenken.
MG:
War das jetzt ein Teil zur 40-Jahre-Feier, oder kommt da noch was zu Eurem Jubiläum?
W.H.:
Machen wir gar nicht. Nee, wir sind jetzt auch nicht die Jubilanten…ich finde das schrecklich, jeder macht zur Zeit irgendwas… Weißt Du, in unserem Alter kann man in jedem Jahr etwas feiern; 35 Jahre dies, 40 Jahre das…da kommst Du ja aus dem Feiern nicht mehr raus, hahaha… Es ist eine Unsitte geworden, eine Vermarktungsgeschichte, verstehe ich ja auch, aber wir wollen das nicht so gern, wir machen lieber neue Sachen.
MG:
Sehr sympathische Einstellung! Zum Album „Rise Of Chaos“: Für mein Gehör, klingt das Album sehr straight / direkt, weniger verspielt und wie aus einem Guss, einfach nur geil.Wie kam es zu dem leicht apokalyptisch angehauchtem Titel und haben u.U. auch eigene, private Ängste damit zu tun?
W.H.:
Chaos ist ja ein brandaktuelles Thema und da erschien es uns sinnvoll, das so zu machen, bzw. zu nennen. Irgendeinen Titel muß jedes Album schließlich haben und bevor man irgendwas belangloses macht oder was aus der Luft greift, denke ich, sollten wir in bester Tradition etwas nehmen, was uns alle interessiert, betrifft. „The Rise Of Chaos“ geht ja um die ganze Welt von daher erschien uns das als passender Titel aber persönliche Ängste habe ich jetzt nicht so doll. Ich bin jetzt auch nicht so einer der ständig denkt früher war alles besser bzw. alles wird schlechter.
MG:
Ihr habt zum 4. Mal mit Andy Sneap zusammengearbeitet. Warum, liegt Ihr auf einer Wellenlänge oder woher kommt die Kontinuität?
W.H.:
Absolut, wir verstehen uns prima und er macht einen super Job. Da gibt es überhaupt keinen Grund, etwas daran zu ändern. Ich meine, man ändert Dinge ja auch nur, wenn man auf der Suche ist oder jemand abspringt / keine Lust mehr hat, oder wie auch immer. Aber wir verstehen uns alle sehr gut und das funktioniert. Da gibt es keinen Grund für uns etwas anderes in Erwägung zu ziehen.
MG:
Kann er Euch noch Input geben?
W.H.:
Ja klar. Witzigerweise haben sich im Lauf der Zeit die Rollen etwas verschoben; Auf den ersten Alben war er noch etwas mehr in Pre-Production und Songwriting involviert, wir hatten seine leitende Stellung öfter in Anspruch genommen doch mittlerweile machen wir das allein weil wir wissen worauf es uns ankommt. Wir haben da ein blindes Verständnis untereinander und er konzentriert sich jetzt mehr auf´s Mixen, Aufnehmen und solche Geschichten.
MG:
Wie läuft das denn heutzutage bei Accept grundsätzlich mit der Bandarbeit / Proben, etc.? Werden Files durch´s Netz gejagt, trifft man sich zum Proben?
W.H.:
Peter und ich wohnen schon seit ein paar Jahren in Nashville, recht nah beieinander, dadurch haben wir die Möglichkeit, uns recht häufig zu treffen. Und letztes Jahr hatten wir die Phase eyh, wir müssen neue Songs schreiben, und dann trifft man sich halt mehrmals die Woche. Jeder schreibt so für sich und dann spielen wir uns gegenseitig die Ideen vor. Aus den verschiedenen Riffs basteln wir dann die Songs zusammen, d.h., wir probieren aus, was passt, Peter singt meist dazu, dann kommen meist erstmal Drumcomputer zum Einsatz bevor es an eins der verschiedenen Schlagzeuge in meinem Studio geht. Wir tasten uns dabei langsam vor und irgendwann haben wir dann genug Songs zusammen und schicken die dann Mark, um zu hören, wie er darauf singt. Es macht ja doch einen riesigen Unterschied, wenn man dann die richtige Stimme dazu hört. Zu diesem Zeitpunkt sind die Songs dann auch schon relativ fertig weil Mark nicht gern zu Demos immer wieder neue Texte schreibt, bis es endlich passt. Deshalb fuddeln wir uns das soweit es geht schon zusammen, der Song hat dann auch bereits einen Namen und geht ab zu Mark mit den Worten: Mach jetzt mal! Hahaha…
MG:
Ein Teil Eurer Live-Mannschaft hat gewechselt. War es soweit oder was steckt dahinter?
W.H.:
Nee nee…die Beiden haben es sich in den Kopf gesetzt, selbst ´ne Band gründen zu wollen und sind ausgestiegen; ganz einfach. Das kann man ja auch keinen verwehren, es ist ja niemand hier lebenslang angestellt. Können doch machen was sie wollen, sind ja freie Menschen, Musiker und hatten auch schon vorher andere Bands. Und wenn sich einer verbessern will, soll man den auch nicht aufhalten…zum Glück haben wir dann 2 neue Mitarbeiter gefunden und sind auch superhappy mit den Beiden. Uwe Lullis an der Gitarre kennt man aus frühen Grave Digger Zeiten. Wir kennen Uwe auch schon länger, er war bei uns auch schon gelegentlich als Gitarrentechniker tätig und wußten daher, dass es auch menschlich passt, was auch superwichtig ist. Gitarre spielen ist die eine Sache…man muß auch miteinander auskommen! Der andere Typ ist Christopher Williams, ein jüngerer, unbekannter, sehr talentierter Schlagzeuger aus Nashville. Den haben wir hier vor Ort gesehen und waren begeistert. Den mussten wir uns nehmen und es hat sich in den knappen 2,5 Jahren herausgestellt, dass auch er bestens zu uns passt. Die Zeit vergeht so schnell…wir haben ja auch schon gemeinsam hunderte Auftritte zusammen gehabt, sind um die Welt gereist, das geht ja immer so ratzfatz…Wahnsinn!
MG:
Aprpopos um die Welt reisen: Wie kam es denn zur Opener-Tour für Sabaton? Vom „Status“ her, wäre es aus meiner Sicht eher umgekehrt verlaufen…wobei es mir auch egal ist, ich freue mich über jede Minute Accept Live!
W.H.:
Haha, Danke. Ja das war recht unkonventionell; wir hatten grade Zeit, nachdem wir das ganze Jahr über im Studio waren und dachten uns: Ok, wir werden garantiert in Deutschland auch wieder ´ne Headliner-Tour machen aber wir haben damit auch kein Problem denn bis zur Tour ist ja noch etwas Zeit. Viele werden gedacht haben, da ist jetzt die alte Band Accept mit der jüngeren Band Sabaton: Warum spielen die so rum? Aber wir haben uns gesagt, warum nicht mal anders rum? Dann spielen wir alte Band mal vor dem Sabaton-Publikum was uns vllt. nicht kennt…hat sich auch als super herausgestellt, hat wirklich gut funktioniert. Sehr harmonisch und ich glaube, für alle Beteiligten sehr lohnend.
MG:
Du bist solo aktiv, hast Accept…was treibt Wolf Hoffmann sonst noch?
W.H.:
Oh Gott…viel. Den ganzen nur busy, habe soviel Eisen im Feuer und weiß manchmal gar nicht, was ich zuerst machen soll, hehe… Ich war lange Zeit Fotograf, aber das mache ich zur Zeit weniger. Derzeit bin ich ausschließlich mit Musik beschäftigt, voll im Einsatz. Demnächst geht es nach Süd-Amerika, und letztendlich ist die Musik ja mein Leben, mein Job.
MG:
Woher rührt denn dieser Hang, diese Liebe zur klassischen Musik bei Dir?
W.H.:
In den späten Teenagerjahren habe ich die für mich entdeckt. Metal, Rebellion, Krach machen, ist ja alles geil…aber irgendwie ist ja an der klassischen Musik auch was dran und habe das dann zaghaft für mich auf dem 2. Bildungsweg entdeckt, hahaha…Ich sehe das für mich auch eher als Tribute-Platte weil ich in dem Sinne auch kein klassischer Musiker oder gar Experte bin. Ich gehe aus Liebe zur klassischen Musik da ran und habe natürlich auch immer davon geträumt, beide Genre miteinander zu verschmelzen. Deswegen auch die Solo-Alben, da kann man sich so schön austoben, Ich habe bei Accept mal ein paar klassische Momente eingebaut, aber als eigenständiges Projekt, ist das natürlich auch sehr reizvoll. Ich kann halt solo auf den Alben aus dem vollen Schöpfen ohne Rücksicht auf Gesang, Aceept-Songstrukturen, etc. zu nehmen.
MG:
Was hörst Du sonst, wenn Du Bock auf Musik hast und welches Medium bevorzugst Du??
W.H.:
Du wirst lachen, ich höre eigentlich relativ wenig Musik…natürlich gibt es im Hintergrund schon Radio oder so…aber wenn ich ernsthaft Musik hören will, dann hauptsächlich Klassik Musik. Ich bin auch dermaßen ausgelastet, ich brauche das gar nicht, mich mit Musik von allen Seiten zuzuballern. Ich mache doch schon genug selbst, hahaha…
MG:
Was steht denn noch auf Deiner To-Do-Liste, was willst Du noch erreichen, mit der Band, wo willst Du noch hin?
W.H.:
Äähhhhmmmmm….hmmmmmm…. Ich glaube, wir haben so weit schon alles erreicht in unserem Bereich. Vielleicht noch den Nobel-Preis für Heavy Metal, hahaha…der wäre noch ganz schön.
MG:
Gibt es eigentlich Länder in denen Ihr besonders gern unterwegs seid oder Länder in denen Ihr Einreiseverbot habt?
W.H.:
Haha, also aktuell weiß ich von keinem Einreiseverbot. Auf der kommenden Süd-Amerika Tour kommen wir jetzt in ein paar Länder, in denen wir bisher noch nicht waren. Kolumbien, Paraguay…die etwas exotischeren Länder und da freue ich mich schon tierisch drauf. Ansonsten war wir ja schon fast überall; Indien steht noch auf meinem Zettel, über China muß ich nochmal nachdenken, bei den Stories die man da so hört, hahaha…Nach der Tour gibt´s erstmal Betriebsferien und Anfang nächsten Jahres heißt es dann: Europa- Here We Come! Mit allen drum und dran, wir spielen relativ viele neue Songs, haben ein 2 Stunden-Programm zusammengestellt was der Hammer ist und sind mit voller Produktion unterwegs; das wird ´ne echt tolle Sache.
MG:
Die Spannung steigt, ich freue mich denn wir sehen uns in FFM.
W.H.:
Geile Sache, komm´ einfach vorbei wenn Du noch Fragen hast, oder lass uns ein Bier trinken.
MG:
So kann es gehen im Leben: zum Bier eingeladen von dem Gitarristen, zu dessen Musik man schon in ganz jungen Jahren die Luftgitarre schwingend über´s Bett durch den Raum sprang…
Accept sind:
Wolf Hoffmann: Guitar
Peter Baltes: Bass
Mark Tornillo: Vocals
Christopher Williams: Drums
Uwe Lullis: Guitar
Review „The Rise Of Chaos“:
https://www.metalglory.com/accept-d-the-rise-of-chaos/
Tourdates 2018 (Europe):
Internet:
HP – http://acceptworldwide.com/
FB – https://www.facebook.com/accepttheband/
Youtube: