Jimi Hendrix Experience (USA) – Hollywood Bowl, August 18, 1967
Es ist doch immer wieder erstaunlich was auch nach über 50 Jahre nach seinem plötzlichen Tod im Jahr 1970
Es ist doch immer wieder erstaunlich was auch nach über 50 Jahre nach seinem plötzlichen Tod im Jahr 1970 an Aufnahmen auftauchen. Genau genommen hat er in seiner viel zu kurzen Karriere nur 4 Alben veröffentlicht und damit Musikgeschichte geschrieben. Schaut man sich heute aber die Diskografie an, tauchen Alben auf, die manchmal schon ein wenig an Leichenfledderei erinnern. Doch es sind vor allem die offiziellen Alben, die sein Leben mehr als beeindruckend abzubilden verstehen. So auch diese Aufnahme eines Konzertes im Jahr 1967, als sein Debütalbum noch gar nicht erschienen war. Hinzu kommt, dass diese Aufnahme bisher noch nie veröffentlicht wurde. Selbst als Bootleg war die Show noch nie erhältlich, was den Reiz des Albums umso größer macht.
Der Mitschnitt entstand fünf Tage vor dem US-Release des Debütalbums „Are You Experienced“ und ist einer der letzten Gigs, den die Musiker spielten, als sie dem großen Publikum noch relativ unbekannt waren. Das Album war damals in Europa zwar schon drei Monate auf dem Markt. Aber dadurch bedingt, dass die Vorab-Singles in den USA nicht wirklich erfolgreich waren, wollte die Plattenfirma abwarten. Die Experience war zu diesem Zeitpunkt zehn Monate durch UK und Kontinentaleuropa getourt und hatte sich dort einen Namen gemacht. Doch in Los Angeles waren die meisten der knapp 17.000 Konzertbesucher gekommen, um The Mamas and The Papas zu sehen, die bei dem Event als Headliner auftraten. Diese Fans traf Jimis mitreißende Performance und seine Bühnenpräsenz völlig unvorbereitet. Auf Platte kommt die Explosivität der Band nur bedingt zum Ausdruck, was aber auch daran liegen mag, dass es sich nicht um eine professionelle Aufnahme handelt, sondern vielmehr einen Soundboard-Mitschnitt. Dadurch wirkt der Auftritt relativ roh und ungeschliffen, was aber auch den Reiz ausmacht. Sowohl Noel Redding am Bass, als auch Mitch Mitchell lieferten an diesem Abend eine beeindruckende Performance ab und wirkten im Zusammenspiel mit Hendrix als eine feste Einheit. Die Band spielte an diesem Abend neben grandiosen Versionen von “Purple Haze”, “The Wind Cries Mary” und von den bis dahin unveröffentlichten Songs “Foxey Lady” und “Fire” auch eigenständige, interessante Cover-Versionen von den Beatles (“Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band”), Howlin’ Wolf (“Killing Floor”), Bob Dylan (“Like a Rolling Stone”), The Troggs (“Wild Thing”) oder Muddy Waters (“Catfish Blues”). Der Großteil des Publikums hatte die Tickets schon Monate zuvor gekauft, um The Mamas and The Papas zu sehen und war nicht auf den Sound gefasst, den ihnen die Experience live präsentierte. Gitarrist Brian Ray, der u.a. mit Paul McCartney und Etta James zusammenarbeitete, war damals unter den Zuschauern und erinnert sich: „Die Fans waren wegen The Mamas and The Papas gekommen. Von Jimi Hendrix hatten sie noch nie gehört und mir ging es genauso. Die beiden Acts hätten gegenteiliger nicht sein können – hier kommt dieser Typ, er hat nur zwei Musiker dabei, alle haben Afros und tragen diese ausgefallenen bunten Theater-Klamotten. Dann wird es trotz brachialer Lautstärke musikalisch und vor allem sehr physisch. Jimi spielt die Gitarre unter seinem Bein, dann hinter dem Rücken und dann scheint er das Instrument zu vögeln – es war völlig irre. Als wären auf der Bühne alle Spielarten des Menschseins zu sehen – Schönheit und Anmut, Sexualität, Gewalt und Zärtlichkeit versammelten sich in dieser Band und strömten aus diesem Gitarristen. Ich würde nicht behaupten, dass das Publikum meine Empfindungen teilte. Während meine Schwester und ich komplett durchdrehten, gab es ringsherum eher leisen Applaus, als müssten die Leute erst einordnen, was sie da erlebten.“ Exakt dieser Eindruck spiegelt sich dann auch auf den Aufnahmen wieder. Wo man von späteren Aufnahmen wildes Gekreische und stürmischen Applaus gewohnt ist, hört man hier das Publikum nur vereinzelt dem Geschehen auf der Bühne mit einem leisen Anstandsklatschen den Respekt zollen. Vielleicht war das Publikum an diesem Abend nur einfach noch nicht so weit, um zu verarbeiten, was da gerade geschah. Auch wenn man beim Sound ein paar Abstriche machen muss, ist es ein äußerst interessantes Zeitdokument, das die Experience am Anfang zeigt.
Fazit: Für Hendrix-Fans ganz klar ein Muss.
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Introduction
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Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band
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Killing Floor
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The Wind Cries Mary
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Foxey Lady
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Catfish Blues
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Fire
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Like a Rolling Stone
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Purple Haze
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Wild Thing
Label: Experience Hendrix Records/Legacy Recordings
VÖ: 10.11.2023
Laufzeit: 47:59 Min.
Herkunft: USA
Stil: Rock