Joe Jackson Presents Max Champion (UK) – What A Racket!
Joe Jackson, geboren im August 1954, begann seine musikalische Laufbahn schon in jungen Jahren und hat sich seitdem als
Joe Jackson, geboren im August 1954, begann seine musikalische Laufbahn schon in jungen Jahren und hat sich seitdem als ein Künstler präsentiert, der nie einfach nur dem Mainstream folgt. Seine Ausflüge in Blues, Soul und Jazz sind legendär, haben ihm aber nie den richtig großen Erfolg beschert und die Top Ten der Charts blieb ihm stets verwehrt. Lediglich „Steppin‘ Out“ (1982) schaffte es in seiner Heimat und den USA auf vordere Plätze. Zeit seines musikalischen Schaffens standen ihm andere Dinge im Sinn und so ist es nicht verwunderlich, dass er sich nun mit dem „What A Racket!“ einer Ära widmet, die für die britische Kultur so wichtig ist.
Das Genre Music Hall war (zusammen mit dem amerikanischen Pendant Vaudeville) die erste Form der Massenunterhaltung, die von der Arbeiterklasse, dem Proletariat, geschaffen wurde. Seine Anfänge lagen in den Pubs und Straßen Londons in der Mitte des 19. Jahrhunderts, und obwohl es nie wirklich als „respektabel“ galt, wurde es um 1900 in opulenten Theatern vor einem riesigen Publikum aus allen Gesellschaftsschichten aufgeführt. Prostituierte und Prinzen gleichermaßen sangen zusammen mit Superstars, von denen viele heute legendär sind und deren Lieder im Vereinigten Königreich noch immer bekannt sind. Diese Lieder, die den Alltag im viktorianischen Zeitalter beschreiben, waren meist humorvoll oder satirisch, obwohl einige auch sentimental oder patriotisch waren, und andere befassten sich mit dunkleren Themen wie Eifersucht und Mord. Viele waren unverblümt sexuell, wenn auch immer in geschickten Euphemismen und doppeldeutigen Formulierungen. Einer der faszinierendsten der späteren Music-Hall-Darsteller war Max Champion. Über ihn ist nur wenig bekannt, außer dass er 1882 im Londoner East End geboren wurde und vermutlich mit dem großen viktorianischen Unterhaltungskünstler Harry Champion verwandt war. Als aufstrebender Künstler teilte er die Bühne mit großen Stars wie Gus Ellen und Vesta Tilley, aber seine Karriere wurde (ähnlich wie die Music-Hall-Ära selbst) durch den Ersten Weltkrieg unterbrochen, und seine Lieder gerieten in Vergessenheit. Das heißt, bis 2014, als Max-Champion-Noten auftauchten: zuerst in Malta, dann in England und interessanterweise auch in Belgien, wo Max wahrscheinlich in den Schützengräben sein Ende fand. Bis 2019 waren genug Lieder wieder aufgetaucht, um es Joe Jackson zu ermöglichen, sie mit einem 12-köpfigen Orchester wiederzubeleben. Dieses außergewöhnliche Album liegt nun vor und es fällt nicht schwer ihm zu verfallen. Die Reise, die in der Zeit weit zurück geht, entführt den Hörer in eine Ära der vermeintlichen Unbeschwertheit, der teilweise aber auch schon die Schatten des 1. Weltkriegs erahnen ließ und vielleicht genau deshalb in den „unteren“ Schichten der Bevölkerung so viel Zuspruch erhielt. Die Musik entführte die Zuschauer in eine andere Welt, die stets etwas Verruchtes beherbergte, sich auch mal spöttisch über die Gesellschaft und Politik ausließ. Jackson ist es gelungen genau diese Luft einzuatmen, daraus ein Werk zu schaffen, das den Spirit dieser Zeit in sich trägt und nicht selten einen gewissen Marschmusik-Charakter in sich trägt. Der Duft von Zirkusluft vermengt mit der Atmosphäre eines kleinen Theaters taucht beim Hören zwischendurch immer einmal wieder auf und damit auch der Bezug zur heutigen Zeit. Damit bietet das Album eine willkommene Abwechslung zur heutigen schnelllebigen und häufig auch überbordenden Zeit, die kaum Zeit für das Angenehme ermöglicht. „What A Racket!“ ist neben der Zeitreise vor allem das Abtauchen in eine Zeit, in der vieles vermeintlich noch ein wenig beschaulicher zuging.
Fazit: „What A Racket!“ ist eine Reise wert.
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Label: earMusic
VÖ: 24.11.2023
Laufzeit: 41:52 Min.
Herkunft: UK
Stil: