Kadavar (D) – For The Dead Travel Fast
Jedes Konzept nutzt sich irgendwann einmal ab und liefert dann nur noch einen müden Aufguss seiner Selbst. Die Berliner
Jedes Konzept nutzt sich irgendwann einmal ab und liefert dann nur noch einen müden Aufguss seiner Selbst. Die Berliner Recken von Kadavar scheinen diese Probleme nicht zu kennen, denn auch auf ihrem inzwischen fünften Album können sie voll und ganz überzeugen.
Düster beginnt das Album, ein bedeutungsschwangerer Wind fegt mit „The End“ durch die Bude, bevor das schleppende und atmosphärische „The Devil’s Master“ den bunten Reigen so richtig eröffnet. Schon jetzt wird klar, dass Kadavar nichts von ihrer Stärke verloren haben, sich weiterhin tief im Hardrock der 70er Jahre wohlfühlen und selbst eine Band wie die alten Helden von Dust blass aussehen lassen (kennt die überhaupt noch jemand?). Es sind vor allem die knarzigen, unheimlichen Vocals, die den Songs ihre Atmosphäre verleihen. Damit passt der Gesang auch zur Thematik des Albums. Sehr passend mit »For The Dead Travel Fast« betitelt (und einem Gedicht des deutschen Schauerliteraten Gottfried August Bürger entlehnt), nimmt Kadavars unheilschwangeres fünftes Album den Hörer mit auf eine Reise ins Reich der Toten, auf eine Expedition in die schattigsten Ecken unserer Seele. Eine bleischwere, schleppende, pulsierende Allmacht aus Gitarre, Bass und Schlagzeug, heimgesucht von geisterhaften Synthies und einem brütenden Narrativ im besten Sinne eines viktorianischen Totenkults. Das hier ist die pechschwarze Reinkarnation Kadavars. „Alte Horror-Soundtracks und Werner Herzogs ‚Dracula‘ hatten großen Einfluss auf dieses Album“, bekennt Drum-Berserker Tiger. Man stelle sich irgendwas zwischen Hawkwind und der Melodik alter Pink Flyod vor, andersweltlich gesungen von Lupus, dessen Gesang direkt aus dem Grab zu uns herüber zu wehen scheint. Der geriet vor einiger Zeit in den Bann des italienischen Vintage-Horrors, insbesondere des Films „Suspiria“ und seines Soundtracks aus der Feder des Kult-Acts Goblim. „Meine erste Idee für dieses Album war dann auch ein Synthie-Horror-Soundtrack im Stile der großen Goblim“, sagt Lupus. „Ich kratzte mein Erspartes zusammen, kaufte mir drei alte Synthesizer und machte mich an die Arbeit. Ich wollte natürlich auch die Band damit anstecken. Doch irgendwie wollte die lieber eine Rock-Platte und keine Synthesizer-Platte machen“, lacht er. Immerhin: das geisterhafte Synthie-Echo dieses Albums wandert immer noch seufzend durch die Stücke wie ein Hausgeist. Damit betritt Kadavar auch ein wenig Neuland. Nicht nur dass „For The Dead Travel Fast” einem Konzept folgt, sondern auch der Einsatz von Synthesizern, der dem ohnehin schon leicht bedrohlichen Sound der Berliner die besondere Würze verleiht. Während andere Bands ihren einmal eingeschlagenen Weg stur weiterverfolgen, öffnen sich Kadavar, suchen nach neuen Wegen und neuen Einflüssen, die dann auch in ihren Songs verarbeitet werden. Damit setzen sie sich erneut ab und beweisen, dass die ollen Retrosounds noch immer eine Daseinsberechtigung haben.
Fazit: Frisch und doch typisch Kadavar.
- The End 2:18
- The Devil’s Master 5:07
- Evil Forces 4:42
- Children Of The Night 5:59
- Dancing With The Dead 5:09
- Poison 5:25
- Demons In My Mind 4:43
- Saturnales 4:03
- Long Forgotten Song 7:49
Label: Nuclear Blast
VÖ: 20.09.2019
Laufzeit: 45:19 Min.
Herkunft: Deutschland
Stil: Doom/Stoner Rock
Webseite: https://www.kadavar.com/
Facebook: https://de-de.facebook.com/KadavarOfficial/