KALANDRA – „The Line“
KALANDRA – „The Line“ Genre: sphärischer Post Folk Pop Rock, emporgestiegen aus melancholischen Träumen Ich gebe zu, dass ich
KALANDRA – „The Line“
Genre: sphärischer Post Folk Pop Rock, emporgestiegen aus melancholischen Träumen
Ich gebe zu, dass ich kein allzu großer Fan solcher Bands wie Sigur Rós, Mogwai oder God Is An Astronaut bin. Deren Musik verliert sich für mich viel zu oft in belangloser Repetiton und bauscht ein paar verlorene Töne zu großer Kunst auf. Allerdings liebe ich die japanischen Mono, in deren Musik ich mich vorbehaltlos fallen lassen kann wie von einem sturmumtosten Achttausender. Das Genre wird nun durch das norwegische Kollektiv KALANDRA belebt, die mit ihrem Debütalbum 11 Lieder präsentieren, die zwischen folkloristischer Träumerei, nordischer Gelassenheit und gelegentlichen postrockigen Eruptionen pendeln.
Aushängeschild ist die Sängerin Katrine Stenbekk, die mit ihrer hohen, feinfühligen, fast hypnotischen Stimme engelsgleich über der Musik schwebt. Sie weckt immer wieder Assoziationen zu den großartigen Lisa Gerrard und Enya. Auch instrumental macht KALANDRA echt was her. Da ist ein warmer und bei aller Filigranität ordentlich drückender Bass, da sind fein ziselierte Akustikgitarren, die wunderschöne Harmonien säuseln, aber auch angenehm verzerrte Riffs voller fließender Eingängigkeit, und da sind elektronische Elemente, die als sanfte Flächen für Weite und Volumen sorgen. Aber es ist das Schlagzeug, das der Musik nicht nur Struktur gibt, sondern auch für ordentlich Kraft und Energie sorgt. Diese treibenden knackigen Grooves, angereichert durch druckvolle perkussive Rhythmen geben der Musik neben all der Zerbrechlichkeit eine zwingende und durchaus hart rockende Note.
Nun ja, nun vermögen eine überragende Stimme und hervorragendes handwerkliches Können noch nichts über die Qualität der Musik zu sagen. Im Falle von KALANDRA führen die Zutaten jedoch zu überaus spannender und mitreißender Musik. Es gelingt der Band vor allem immer wieder, ihre Lieder mit einfühlsamen Melodien und eingängigen Refrains zu veredeln. „Ensom“, „Brave New World“ und „Wonderland“ sind zeitlose Perlen, die sofort in Ohren und Herzen strömen und für wohlige Gedanken sorgen. Aber auch die durchaus hart rockenden „On the Run“ und „Naive“ wissen zu begeistern. Allerdings sollten KALANDRA im Songaufbau zukünftig etwas mehr Finesse walten lassen. Zu oft beginnen die Lieder sanft, minimalistisch und ruhig, um sich dann aus einer schmetterlingsgleichen Zartheit zu einem adlerflügelschlagenden dramatischen Finale zu erheben. Das wirkt auf Dauer dann doch etwas vorhersehbar und raubt der Musik ein wenig Glanz und Magie („Slow Motion“, „Brave New World“, „Ensom“).
Fazit: KALANDRA legen mit „The Line“ ein großartiges Debüt vor, in dem die Verbindung von Pop, Magie, Rock, Weltmusik und Kunst ein sphärisches großes Ganzes ergibt, das fesselt, begeistert und emotional erfüllt. Wer abseits von ausgetretenen Popfaden und brachialer Härte nach Musik sucht, die tiefe Erfüllung verspricht und diese Versprechen eindrucksvoll einlöst, der ist bei KALANDRA genau richtig.
Label: By Norse Music
Laufzeit: 50:28 min
VÖ: 23.10.2020
Liederliste:
1. Borders (5:30)
2. The Waiting Game (4:06)
3. Slow Motion (5:19)
4. Naive (3:15)
5. Virkelighetens Etterklang (4:43)
6. Ensom (4:30)
7. Brave New World (4:00)
8. On the Run (4:39)
9. Wonderland (5:09)
10. With You (4:12)
11. It Gets Easier (5:07)
Quellen: www.facebook.com/Kalandramusic/, www.kalandra.no