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KNORKATOR – 15.11.2019, Rostock, Moya

KNORKATOR – 15.11.2019, Rostock, Moya Tour: „Zweck ist widerstandslos“ Seht auch die Bilder in der Galerie! G R A

KNORKATOR – 15.11.2019, Rostock, Moya

KNORKATOR – 15.11.2019, Rostock, Moya

Tour: „Zweck ist widerstandslos“

Seht auch die Bilder in der Galerie!

G R A N D I O S !

Acht Buchstaben – und es ist im Grunde alles gesagt.

Nun ja, es geht auch so: Ausverkaufte Halle. Und ich sehe so freundliche wie erwartungsvolle Gesichter um mich herum im Moya in Rostock. 19.50 Uhr geht es los. Und wie. Zunächst ist da dieser Sound, drückend, voluminös, dabei aber wunderbar transparent und ausdifferenziert. Das nutzt zunächst den beiden Herren Gohlke und Aragua, die an Bass und Schlagzeug ein mächtiges Fundament legen. Der Bass pumpt wie Sau, und Bassdrum und Toms entfachen einen gar mächtigen Bumms. Die Beiden stehen leider zu Unrecht viel zu selten im Rampenlicht, wie sie hier mit größtem Können und nicht zu übersehender Spielfreude für höchste Präzision und fetten Groove sorgt, das kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Auf diesem harten Beton kann dann Herr Buzz Dee mit seiner Gitarre traumwandlerisch sicher seine harten Riffs ausbreiten. Der Mann ist eine Ikone der eleganten Lässigkeit, wie er da oben steht und mit einer stoischen Noblesse die Saiten zum Schwingen bringt. Vor allem aber hat sein Spiel das, was Musik braucht: Gefühl und Seele. Selbst in den maschinenhaftesten Riffattacken blitzt stets ein Schuss Menschlichkeit, Schweiß und der heiße Atem des Blues hervor. Alf Ator sorgt zum Einen für die Elektronik. Er hält alle Fäden in der Hand und dirigiert nicht nur die Band wie ein Orchester, sondern lässt aus seinem Keyboard diese Synfhieflächen und pianoartigen Melodien sprudeln, die KNORKATOR musikalisch zu dem machen, was sie sind. Zum Anderen aber singt er famos. Das ist kraftvoll, erhaben und stets mit dem Schalk im Nacken. Und er bildet mit Stumpen ein kongeniales Gesangsduo. Mal teilen sie sich die Parts, mal fassen sie sich an den Händen und singen zusammen, mal darf sich der Eine, mal der Andere austoben. Stumpen ist stimmlich und körperlich voll auf der Höhe, die keifenden, wütenden Shouts sitzen ebenso wie die stakkatoartigen Rezitationen und die hohen Gesangslinien. Der Mann ist ein Unikum, ein großer Künstler und Entertainer. Und mal ehrlich, der Mann ist auch ein sehr kluger Kopf, all diese Lieder, all diese Texte, all diese Tausenden Worte, wer soll sich das denn wirklich merken können. Aber es kommt alles auf den Punkt. Einfach Wahnsinn.

Und dann folgen zwei Stunden purer Spaß. Zu hören gibt es neben all den geliebten Hits auch jede Menge Songs des großartigen neuen Albums „Widerstand ist zwecklos“. „Revolution“, „Am Arsch“, „Rette sich wer kann“, „Krieg“, „Buchstabensuppe“, das Cover „Ring My Bell“ und selbst zum Schluss das wirklich schwierige „Zu Kurz“. Die Lieder fügen sich dabei nahtlos in das Programm ein und sind schon jetzt universeller Bestandteil des Universums von KNORKATOR. Dazu zeigen die fünf Herren, dass sie ihr Leben und ihre Arbeit lieben – vor allem aber ihr Publikum. Das wird von der ersten Sekunde an einbezogen in das, was da auf der Bühne passiert. Von einem Bandfoto am Bühnenrand für alle nach wenigen Liedern über zwei junge Damen als Keyboardständer bis zu witzigen, pointierten Ansprachen ist das spontan, ehrlich, humorvoll, respektvoll, authentisch, dankbar, offen und einfach nur wunderbar herzlich.

Nach zwei Stunden sehe ich um mich herum nur glückliche Gesichter. KNORKATOR haben sie wieder bewiesen, ihre einzigartige Gabe, Menschen mit guter Laune, mit Nachdenklichkeit und abstruser komödiantischer Leidenschaft zu begeistern und glücklich zu machen. Ich hoffe, das bleibt noch lange so und sage aus vollstem Herzen: Danke!

Hendrik