Live Review: MADBALL, SIBERIAN MEAT GRINDER, WISDOM IN CHAINS – 03.08.2018, Rostock, Mau
Live Review: MADBALL, SIBERIAN MEAT GRINDER, WISDOM IN CHAINS – 03.08.2018, Rostock, Mau Rostock wie es bangt und

Live Review: MADBALL, SIBERIAN MEAT GRINDER, WISDOM IN CHAINS – 03.08.2018, Rostock, Mau
Rostock wie es bangt und lacht – und ein tanzender Bär
Bilder gibt es in der Galerie!
Was für ein Abend! Grandios. Kurzweilig. Heiß. Schweiß. Gute Laune. Gutes Bier. Damit könnte alles gesagt sein – könnte! Denn in diesen wenigen Worten verbirgt sich ein Konzert, wie es besser kaum sein könnte in der weltweiten Familie des Hardcore.
Los geht es an diesem Abend im wie immer gut gefüllten Mau – Rostock ist und bleibt ein gutes Pflaster für Hardcore und Punk – mit den russischen Herren von SIBERIAN MEAT GRINDER. Schon nach dem ersten Stück springt die gute Laune der breit grinsenden Musiker auf das Publikum über. Die russische Rasselbande haut uns Hit um Hit aus ihrem brillanten Werk „Metal Bear Stomp“ (Lest auch meine Review bei Metalglory!) um die Ohren, und die Meute feiert das alles richtig ab. Die Mischung aus geknüppeltem Hardcore, Thrash und Punk, aber auch gerne eingebauten schwer drückenden Betongrooves trifft den Nerv des Publikums, vor allem der aggressive Sprechgesang des (wie immer hinter einer Maske verborgenen) Sängers und die gerne eingestreuten wahnsinnigen Soli der beiden Gitarristen reißen mit. Dazu gibt es eingängige Gangshouts und Hitrefrains, die im Ohr hängen bleiben und den Stücken einen hohen Wiedererkennungswert verpassen. Und nicht zuletzt treffen die Herren mit ihren ebenso sympathischen wie klaren Ansagen gegen jeglichen Rassismus den Nerv der Leute. Zum Ende gibt sich auch der „Bear Tsar“ die Ehre und stürmt im Zarenkostüm die Bühne. Hurra! Nach 45 Minuten gibt es frenetischen Applaus und laute Rufe nach mehr. SIBERIAN MEAT GRINDER haben ihre Chance genutzt, sie dürfen nicht nur, sie müssen unbedingt mal wieder in Rostock vorbeischauen.
Danach sind WISDOM IN CHAINS an der Reihe. Und die spielen auf, als wäre es nicht der erste Termin ihrer Tour, sondern der 273.Gig hintereinander. Das groovt und knackt wie Sau, und die Herren sind eine schnell schwitzende, gut geölte Maschine, die im Minutentakt handgemachten, ehrlichen und mit ebenso sympathischer wie energetischer Inbrunst gespielten Hardcore lebt, liebt, arbeitet, zelebriert. Neben alten Hits gibt es mehrere Stücke aus ihrem neuesten Album „Nothing In Nature Respects Weakness“ zu hören, die sich perfekt in das Programm einfügen und vom Publikum abgefeiert werden. Zentrum des Ganzen ist Sänger Mad Joe Black, der mit seiner Stimme glänzt, mit der er neben dem genreüblichen aggressiven abgehackten Shouten auch mit angenehm melodiösen Reibeisengesang die zahlreichen Hits wunderbar eingängig intoniert. Vor allem hat der Mann aber etwas, das vielen Schreihälsen des Genres komplett abgeht: verdammt viel Charisma! Dieser echte Brocken reißt die Leute mit seinem sympathischen Auftreten mit, und zu jeder Sekunde fühlt man, wie sehr er den Hardcore liebt, das Konzert genießt und die ganze Welt umarmen möchte. Auch hier gibt es nach dem letzten Lied lauten Applaus, Fangesänge und jubelnde Herzen.
Und dann kommen MADBALL – und liefern gewaltig ab. Die drei Herren (nebst dem schon bekannten Gitarristen Dominik Stammen) strotzen vor Selbstbewusstsein, Kraft, Lebendigkeit und Musikalität. Herr Freddy Cricien springt von der ersten Sekunde an wie ein Flummi über die Bühne und ist bereits nach dem zweiten Song schweißnass. Na und? Bis zum letzen wütenden Knurren wird er hoch motiviert, lässig, freundlich, wild, lächelnd, knurrend, springend, fordernd, gestikulierend und animierend auf der Bühne alte Gassenhauer und neue Songs vom frischen Album „For The Cause“ in die Meute pfeffern und vorn am Absperrgitter vehement den Kontakt zum Publikum suchen. Der Mann ist eine Legende, und das weiß er ganz genau. Das atmet, riecht und strömt zu jeder verdammten Sekunde aus ihm. MADBALL ist sein und seiner beiden Mistreiter Jorge Guerra und Mike Justian Leben, dafür stehen sie jeden Tag auf der Bühne und holen alles aus sich heraus, was herauszuholen geht. Das ist authentisch, ehrlich, aber auch hoch professionell, routiniert und erfahren (Der Merchstand hat die größte Menge an Shirts zu bieten, die ich je bei einer Band gesehen habe). Aber vor allem: Das holt die Leute da ab, wo es Spaß macht, Glücksgefühle im Sekundentakt gibt und die Herzen der Hardcore Familie schlagen. Das Publikum feiert, singt laut mit, startet gerne eine Circle Pit, bangt und hüpft, schreit und johlt – und lässt die Band erst nach einer fetten Zugabe verschwitzt, aber zufrieden grinsend von der Bühne. So muss das sein – Musiker und Publikum vereint in zwei guten Stunden des Lebens bei guter Musik!
Bis zum nächsten Mal!
Der Hendrik