LIVEREVIEW: BEARDS & BASTARDS- Who Killed Janis & El Pistolero, 24-07-2021 Rüsselsheim / Adamshof Kulturbühne
Ob Rüsselsheim grundsätzlich jederzeit eine Reise wert ist, muß jeder für sich selbst entscheiden, uns zog es heute aus
Ob Rüsselsheim grundsätzlich jederzeit eine Reise wert ist, muß jeder für sich selbst entscheiden, uns zog es heute aus nur einen Grund in die eigentliche OPEL Hauptstadt; ein Doppelkonzert unter dem Banner „Beards & Bastards“ mit den hessischen Lokalmatadoren Who Killed Janis und den sich durch die Überholspur schießenden El Pistolero aus Baden-Württemberg, die mit ihrem aktuellen Dreher „Mexican Standoff“ nicht nur diverse Schreiberlinge überzeugen konnten, sondern sich auch eine ordentliche Fanbase erarbeiteten.
Stattgefunden hat die Veranstaltung „coronakonform“ auf der Kulturbühne im Adamshof, vor etwa 40-50 Zuschauern. Zur kurzen Erklärung: Es waren vernünftige Stühle und Tische aufgestellt, jeder konnte sehen und hören und niemand war gezwungen, auf seinen vier Buchstaben sitzen zu bleiben. Nur sollte man am Platz bleiben und wenn es um Getränke oder um einen Toilettengang ging, dann musste der Sabbellappen vor den Flunsch. Ansonsten war es eine sehr lockere, entspannte Atmosphäre, die Stimmung gut, wir waren auch bestens drauf und das 1. Konzertbier nach über 1,5 Jahren ging runter wie Wasser.
Eröffnet haben an dem Abend Who Killed Janis mit ihrem unwiderstehlichen Gebräu aus Hard Rock, Punk und Rock´n´Roll, und konnten damit natürlich ihre Fans und Follower von der ersten Minute an auf ihre Seite ziehen. Ich muß auch fairerweise dazu sagen, dass wohl sichtlich die meisten Zuschauer heute wegen WKJ vor Ort waren. Auf der Bühne war immer ein stetes Treiben, die Band konnte nicht nur die Anwesenden sondern hörbar auch sich selbst entertainen und wenn alle Spaß haben, dann haben es alle richtig gemacht.
Der Wettergott hatte wohl auch sein freudiges Erlebnis mit den lärmenden Bartträgern, denn er hielt sich artig zurück, während sich gute Laune mehr und mehr breit machte. Wir waren nicht die einzigen Konzertfreaks, die so richtig Bock darauf hatten und das würdigte die Band mit einer großartigen Spiellaune, was widerum vom Publikum mit den gebührenden Honorationen und Zugabenrufen belohnt wurde. Der Mann am Licht hat es mit dem Bestrahlen der Musiker manchmal zu gut gemeint, ist aber auf keinen Fall als Negativpunkt zu verstehen.
Es gibt ja auch Musiker, die das wünschen… Leider war diese Punk´n´Roll Walze schneller durch, als wir wahr haben wollten und ratzfatz musste nach Zugabe und obliatorischem Bühnenfoto das Equipment von der Bühne geschafft werden. Unbedingt merken und anchecken, wenn man den Rock´n´Roll gern etwas direkter vor den Latz geknallt bekommen möchte: Who Killed Janis.
El Pistolero machten im Vorfeld klar, dass sie ihre Einnahmen heute Abend den Opfern der Flutkatastrophen spenden werden. Sehr löblich, Respekt und meine Hochachtung. Das letzte Konzert von El Pistolero liegt knapp eine Woche zurück und auch das sorgte bis in überregionale Medien für Beifall und Lob in Wort und Bild. Mir persönlich waren bis zu dem Zeitpunkt eine etwas ältere EP sowie die ausgekoppelten Tracks bekannt und ich war darauf gespannt, was nun folgt…
Kurz nach 21 Uhr und bei sehr gutem Bühnenlicht, zündete der Fünfer seine Songraketen. Rumpeliger Hard Rock mit einer Heavy Attitüde boxt sich seinen Weg aus den Membranen in die Ohren und ich kann auch (teilweise) nachvollziehen, was die Kollegen löblich über die Band schrieben. Aber mich holt der Allerweltshardrock leider nicht ab, vielleicht lag es auch nur am Opener? Gespannt verfolgten wir den weiteren Abend. Was auch auffiel war das arg statische Verhalten der Musiker, die zwar allesamt einen guten Job machten, aber eher wie spielendes Beiwerk zum Gesang wirkten. Eine unterhaltende Gemeinschaft mit dem Ziel, Publikum von sich zu überzeugen, sieht anders aus, sorry. Die Jungs spielen auf den Punkt tight, da gibt es nix zu meckern. Aber es gab nicht einen schwachen Anflug von der fetten Rockshow, von der ich aus Mannheim ein paar Tage zuvor gelesen habe. Ok, jeder hat mal einen „Kackatag“, oder vielleicht sind die Jungs einfach nur noch nicht warm gespielt, oder, oder,…wir blieben, denn wir hofften ja, dass der große Hardrock-Blowout noch kommt, aber das war leider nix. Vielleicht lag es auch daran, dass inzwischen nur noch 15-20 Zuschauer irgendwie auf ihren Plätzen agierten sowie zwischen Toilette und Bierstand pendelten und man nach einer gefeierten Show wieder hart geerdet wurde; ich weiß es nicht und werde auch keine weiteren Mutmaßungen anstellen. Fakt ist, dass Who Killed Janis an diesem Abend eindeutig den besseren Vibe verbreiteten und auch im nachhinein zurecht das Lob „…an diesem Abend eindeutig die bessere Band gewesen…“ ernteten.
Der Sound auf dem Adamshof war bei Who Killed Janis eher…schwammig. Wenn man die Songs kannte, war man klar im Vorteil. Bandfremde Personen wurden von der guten Laune mitgenommen, das hat an dem Abend bereits gereicht. Bei El Pistolero verbesserte sich der Sound deutlich, nur der Gesang war unserer Meinung nach zu leise. Ich checkte das an mehreren Stationen (links, recht, mitte), denn es waren halt die meisten Menschen bereits gegangen und so gab es freie Plätze überall. Besser, bzw. lauter wurde der Gesang dadurch aber auch nicht.
Fazit:
Gewinner an dem Abend sind Who Killed Janis.
Verlierer sind immer noch zig Tausend andere Musiker & Konzertfreunde, deren Festivals, Clubgigs, etc., flöten gingen, das ist aber wieder ein anderes schwieriges Thema. Wie Verlierer klangen El Pistolero nicht. Nur nicht wie gelesen…
Zur Corona-Konformität:
Es wurden alle Möglichkeiten geschaffen um alles den Regeln nach über die Bühne bringen zu können. Ich fühlte beispielsweise mir bedeutend weniger auf die Pelle gerückt, als es im ÖPNV, etc. der Fall ist, Desinfektionsmöglichkeiten waren gegeben und auch an Abstände in alle Richtungen wurde gedacht (als Besucher natürlich auch an die Mitnahme der Impfbescheinigung, sonst hätte man sich gleich testen lassen müssen, um auf´s Gelände zu kommen). Während hier nun knapp 4 Dutzend Musikfreunde auf ihre Kosten kommen durften, tobte in Berlin der CSD mit über 80.000 Teilnehmern, das sollte mal zum Nachdenken anregen…
Ich kann auch ohne Probleme nachvollziehen, dass den mir folgenden Generationen sehr wohl das Pogen, das in den Armen liegen, Stagediven, Crowdsurfen, uvm., einfach fehlt. Doch uns hat das Sitzen nicht wirklich gestört, wir standen eh´meist. Und wenn wir sitzen konnten, hat uns das gut gefallen, was ich auch auf Gesundheit und Alter schiebe. Es gab keine Autoscheiben oder Plexiglasscheiben zwischen Zuschauer und Band, ich war (am Platz) nicht gezwungen permanent eine FFP2 Maske oder OP-Maske zu tragen, die Bands trugen viel zur positiven Stimmung bei , die Mitmenschen hielten sich an Abstände und feierten trotzdem, somit halte ich mein 1. Konzert nach über 1,5 Jahren gesetzlicher Zwangspause für erfolgreich und motivierend. Es kann, nein: es muss jetzt unbedingt wieder vorwärts mit dem Liveprogramm für Subgenre-Bands gehen.
Achja liebe Veranstalter / Ticketverkäufer / Ticketdesigner, etwas besseres als so´n häßlicher Ausdruck als Ticket fällt euch im Jahr 2021 echt immer noch nicht ein? Das geht genauso günstig auch ansehnlich oder gar „sammelnswert“!
Die Bands:
Who Killed Janis
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El Pistolero
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Location:
Adamshof Kulturbühne
https://www.facebook.com/adamshofkultur