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Long Distance Calling (D) – Eraser

Als die Band sich im Jahr 2006 zusammen fand konnte niemand ahnen, dass sich die Münsteraner zu einem der

Long Distance Calling (D) – Eraser

Als die Band sich im Jahr 2006 zusammen fand konnte niemand ahnen, dass sich die Münsteraner zu einem der heißesten Acts des Post Rocks entwickeln würden. Zwar konnten sie bereits mit ihrem Debüt „Satellite Bay“ (2007) und dem Nachfolger „Avoid The Light“ (2009) für einigen Wirbel innerhalb der Szene sorgen. Doch richtig durchgesetzt hatte sich die Band zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Das gelang ihr dann mit dem selbstbetiteltem Nachfolger, der der Band den ersten Charterfolg einbrachte. Mit neuem Label im Rücken kehrt die Band nun mit dem programmatischen achten Album „Eraser“ ins Rampenlicht zurück.

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Diesmal hat sich die Band etwas ganz besonderes ausgedacht und hat die lange Abstinenz von der Bühne dazu genutzt die kreativen Säfte fließen zu lassen. „Eraser“ ist ein unmittelbarer und inniger Tribut an die allmähliche Erosion der Natur durch den Menschen. Beginnend mit „Enter: Death Box“ – ein Titel, der von der wahren Geschichte einer Black Box inspiriert ist, die in Tasmanien vergraben wurde, um die Gründe für die Zerstörung unserer Welt und Umwelt aufzuzeichnen, als Warnung für zukünftige Generationen – ist „Eraser“ den bedrohten Arten der Welt gewidmet, wobei jeder Song eine bestimmte Kreatur repräsentiert, die vom Aussterben bedroht ist. „Das Songwriting für dieses Album begann fast zur gleichen Zeit, als ich eine Dokumentation im Fernsehen über diesen riesigen Grönlandhai sah“, sagt Janosch. „Es ist möglich, dass dieses Tier bis zu 500 Jahre alt ist, und es gibt nur noch ein paar wenige Exemplare, vielleicht ein paar hundert auf der Welt. So kamen wir auf die Idee, dass wir für jeden Song ein bedrohtes Tier auswählen wollten. Wir hatten eine Liste, und dann haben wir für jedes Tier einen eigenen Song geschrieben, denn eine Biene ist natürlich etwas völlig anderes als ein Hai oder ein Nashorn oder so!“ „Ich denke, es ist wichtig, ein Konzept zu haben“, fügt Jan hinzu: „Als wir mit der Band anfingen, haben wir einfach Musik gespielt und mussten dann, als sie fertig war, Songtitel finden. Aber das hat sich im Laufe der Jahre geändert und wir finden es jetzt interessanter, ein Konzept zu haben, das uns ein wenig leitet. Es ist mehr Fleisch am Knochen.“ Nun ist es natürlich immer schwierig Gedanken, Gefühle und sogar wissenschaftliche Erkenntnisse in einen musikalischen Rahmen zu bringen, dem Thema ein Gesicht zu verpassen. Speziell wird es dann sogar, wenn es sich nur um rein instrumentale Musik handelt. Doch die Münster-Boys haben es geschafft das Unmögliche möglich zu machen und lassen beim Hörer eben jene Kreaturen vor dem geistigen Auge auftauchen. Dabei hat die Band dem Post Rock streckenweise fast schon abgeschworen, sich mehr auf die progressive Metalschlagseite begeben und dabei ein monumentales Werk erschaffen, dass viele Seelen miteinander verbindet. Das Album schwelgt in dieser einzigartigen klanglichen Opulenz, die LDC schon immer ausmachen konnte und dadurch die Band von anderen Genregängern abgegrenzt hat. So bietet die Band im dramatischen „500 Years“ eine Heaviness, die vor Jahren noch undenkbar gewesen wäre oder bietet im floydesken „Sloth“ einen überraschenden Gastauftritt des verehrten Saxophonisten Jørgen Munkeby (von Shining aus Norwegen). Überhaupt hat die Band diesmal mit mehr verschiedenen Instrumentierungen gearbeitet: „’Eraser‘ kommt sehr natürlich daher, aber ich denke, die neue Platte ist in vielerlei Hinsicht die technischste und proggigste“, fügt Janosch hinzu. „Aber es ist viel härter als die letzte Platte. Wir haben auch neue Elemente. Zum ersten Mal haben wir ein paar Bläser und Streicher und zwar nicht aus dem Computer. Wir versuchen immer, neue Elemente in unsere Musik einzubauen, und das ist sehr wichtig. Letztes Mal haben wir Synthesizer hinzugefügt, und dieses Mal eben Streicher und Bläser.“ Somit hebt sich auch „Eraser“ wohltuend vom Gros des Post Rocks ab, setzt neue musikalische Maßstäbe und sollte jeden Freund progressiver Klänge mehr als überraschen. Das Album erscheint darüber hinaus auch in einer Vinylversion, die mittels recyceltem Material hergestellt wurde und damit auch ein klein wenig Neuland betritt.

Fazit: „Eraser“ ist ein Wunderwerk, dessen Magie man sich nicht entziehen kann und aufgrund des thematischen Inhalts auch zum Nachdenken anregt.

  1. Enter: Death Box

  2. Blades (Nashorn)

  3. Kamilah (Gorillas)

  4. 500 Years (Grönlandhai)

  5. Sloth (Faultier)

  6. Giants Leaving (Albatros)

  7. Blood Honey (Biene)

  8. Landless King (Tiger)

  9. Eraser (Menschheit)

Label: earMusic

VÖ: 26.08.2022

Laufzeit: 51:17 Min.

Herkunft: Deutschland

Stil: Post Rock/Post Metal

Webseite: https://longdistancecalling.de/news.html

Facebook: https://www.facebook.com/longdistancecalling

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