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MESSIAH – Die Kult-Thrash/Death-Formation ist wieder da!!!

MESSIAH sind wieder da! Die ersten beiden Alben „Hymn To Abramelin“ (1986) und „Extreme Cold Weather“ (1987) der schweizerischen

MESSIAH – Die Kult-Thrash/Death-Formation ist wieder da!!!

MESSIAH sind wieder da!
Die ersten beiden Alben „Hymn To Abramelin“ (1986) und „Extreme Cold Weather“ (1987) der schweizerischen Thrash/Death-Attacke, die Ende der 1980er/Anfang der 1990er den Underground aufgemischt hatten, wurden dieser Tage wiederveröffentlicht. Nun wurde auch bekannt, dass es Liveshows im Sommer geben wird und auch ein neues Material vorhanden sei. „Wiedergeburt“, ein erstes Album, die ersten Songs seit über 23 Jahren gewisser Funkstille sind daher Grund genug, um beim Bandgründer und Gitarristen Brögi (MESSIAH) nach dem Rechten zu sehen…

metalglory (MG): Brögi, das ist ja eine Überraschung. Wie kommt es nun zu der Entscheidung, sich doch nach so vielen Jahren auf der Bildfläche zu zeigen?! Hat es etwa mit der typischen „Reunion-Welle“ zu tun; ich hoffe nicht!?

Messiah/Brögi: Keinesfalls, das hat sich ganz anders ergeben. Ein lokaler Konzertpromoter und gute Freund von uns fragte mich im Frühjahr 2017, ob ich an seinem jährlichen Festival in Luzern einen MESSIAH- Merchandise-Stand machen möchte. Ich sagte zu und es erstaunte mich doch sehr, was für ein reges Interesse der Band immer noch entgegengebracht wird. Ein beachtlicher Bestand von MESSIAH – CDs, Vinyl, Shirts etc. (Freicopy`s, Blexexemplare was sich so die vergangenen Jahre in meinem Schrank angesammelt hatte) konnte ich zu fairen Fanpreisen absetzen. Und dann folgte gleich der nächste Vorschlag des genannten Promoters, ob MESSIAH nicht am kommenden MegaMosh Festival im Dezember 2017 in Luzern zwei, drei Songs spielen könnten. Ich dachte mir wieso eigentlich nicht, das sollte hinzukriegen sein – auch mit einem relativ geringen Aufwand, obwohl ich für meinen Teil die letzten 14 Jahre meine Klampfe eher an der Wand hängen sah als dass ich sie spielte… Nun, ich trommelte die anderen Jungs – äh, sorry wir sind jetzt eher alte Säcke – für ein Sommer-Barbecue bei mir zuhause zusammen. Wir hatten eine grandiose Fete und freundschaftlich bahnte sich da nach all den vergangenen Jahren was an. Wir vereinbarten eine erste Probe um zu sehen, ob das überhaupt noch passt. Und es funktionierte so gut, dass wir dem Konzert zusagten – einzig mit der Bedingung nicht unter MESSIAH angekündigt zu werden – also quasi eine „Secret Show“, da MESSIAH nicht wirklich existierte und eine Reunion gar nicht im Gespräch stand. Mit den Proben kamen immer mehr von den alten Songs dazu und wir brachten es bereits auf ein 50-Minuten-Set. Dann kam noch ein zweiter Test-Gig in Chur dazu, veranstaltet von unserem alten Manager aus den 1990er Noise-Jahren. Die Konzerte machten uns dermaßen Spaß, dass wir anfingen, über eine Reunion nachzudenken. Bei mir kamen wieder alte Gefühle hoch – in Luzern spielten wir mit den Italienern NECRODEATH – mit ihnen teilte ich die Bühne das letzte Mal 1986!

MG: Ich vermute mal, dass finanzielle Aspekte nicht wirklich eine Rolle spielen dürften, zumal man im Metal (Underground) nicht wirklich vieles wegen der Kohle macht bzw. sowieso möglich ist; daher würde ich gern wissen, was war der Ansporn im „gesetzten“ Alter sich den „jüngeren“ Kumpanen der Szene in den Weg zu stellen bzw. gemeinsam mit den „alten Säcken“ der anderen Old-School-Szene-Bands aufzumischen?!

Brögi: Nein. Wenn eine Reunion mit dem Gedanken „schnell Kohle machen“ angegangen wird, ist das nach meiner Meinung erstens von vornherein zum Scheitern verurteilt und von daher auch unfair gegenüber den treuen Fans. Und wie du richtig erwähnst, bewegen wir uns mit MESSIAH eher im Underground als mit den ganz großen Bands im Metal verglichen werden zu können. Der MESSIAH-geschenkte Kultstatus ehrt uns zwar sehr, ist aber gleichzeitig ein heißes Eisen, egal wie und wann wir eine Reunion angehen. Alleine schon die Tatsache, dass es zwei Epochen bei uns gibt, führte zu unterschiedlichen Fangemeinden. Keinesfalls möchten wir uns „jungen Bands“ in den Weg stellen – im Gegenteil – es könnten ja interessante gemeinsame Konzerte geben. Ob wir mit anderen Bands der Old-School-Scene zusätzlich aufzumischen vermögen, weiß ich persönlich nicht, da ich überhaupt keine Ahnung mehr von der Szene von heute habe. Was mir heute wichtig ist, dass MESSIAH in einem freundschaftlichen und kollegialen Atmosphäre funktioniert und dass wir den wirklich treuen Fans nach all den Jahren der „Stille“ etwas zurückgeben können, das ihnen wirklich gebührt.

MG: Wenn man sich die beiden ersten Alben heute anhört, dann wird den Fans von damals durchaus warm ums Herz. Der Spirit von damals ist allgegenwärtig, aber natürlich sind die Songs mit heutigen Produktionen -ähnlicher Stilrichtungen- nicht vergleichbar. Wie schaust Du auf diese Stücke von damals mit der Brille von heute bzw. wie fühlen sich die „alten“ Songs für Dich heute an?

Brögi: Nun, wenn ich ganz ehrlich bin, habe ich die alten Originalalben in den vergangenen Jahren nie mehr wirklich reingezogen. Ich höre auch eher moderne Metalproduktionen und bin fasziniert von dem, was heute klangtechnisch alles möglich ist. Ganz anders sieht es aus, seit ich einige alte Songs wieder beim Proben spiele und erstmals auch wieder live. Da bewegt sich in mir etwas gewaltiges das mich auf eine Zeitreise schickt, eine Gefühlswelt die schon fast unreal ist, wie eine Art „Droge“. Es sind meine späten Jugendgefühle die in mir hochkommen – und ich glaube das erfahren viele alte MESSIAH-Fans im gleichen Alter auch. Viele Erinnerungen und Emotionen hängen an dieser Atmosphäre. Es spielt gar keine Rolle mehr, wie unprofessionell die Scheiben waren – es geht um etwas ganz anderes, wie du richtig sagst – der Flair und Spirit der damaligen Zeit.

MG: Der Mix aus Thrash/Death und Black & Punk Metal der beiden ersten Alben ist unverkennbar und für Mitte/Ende 1980er Jahre haben sie aus heutiger Sicht doch eine gewisse „Vorreiterrolle“, ähnlich wie sich doch auch Bands auf die ersten Alben von Sodom, Kreator, Hellhammer usw. beziehen. Habt ihr diese Erfahrung auch gemacht zumal man ja damals eher schwieriger Zuspruch erhalten hatte, wenn man mit dieser Art Musik es an den Mann/die Frau bringen wollte?!

Brögi: Ja, die „Vorreiter-Rolle“ wird uns heute auch „zugesprochen“, was mich sehr ehrt und wir uns erlauben das auch zu publizieren, da wir stolz darauf sind. Damals hätte ich nie gedacht, dass das in ferner Zukunft mal ein Thema wäre. Nun, damals prügelten wir einfach drauflos wie es uns gefiel, egal wem es passte oder nicht. Wir waren einfach ein per Zufall zusammengekommenes Trio als Metalfans unterschiedlicher Richtungen. Das machte vielleicht auch den interessanten Mix des damaligen Schaffens aus, der daraus entstand. Interessant und Tatsache sind, dass wir zahlreiche eingefleischte Fans bekamen, die uns abfeierten. Ganz anders sah es mit den renommierten Medien (ausgenommen Underground-Fanzines) aus, da wurden wir, wenn überhaupt erwähnt, eher verrissen. Das hat sicher auch mit der sehr unprofessionellen Spieltechnik von damals zu tun und schließlich waren da andere alte Bands besser unterwegs als die alten MESSIAH, da mache ich mir nichts vor… Was ich bezüglich Produktionen erwähnen möchte: früher war es erstens schweineteuer überhaupt was zu machen, geschweige denn ein Label für die alten MESSIAH zu bekommen. Wir gaben einen Scheiß drauf und machten es halt selber. Und der Studiobesitzer in Baar hatte keinen blassen Schimmer von Metalproduktionen. Er erklärte uns die alte 8-Spur Bandaufnahmemaschine und das spartanische uralte Analog-Mischpult. So setzten wir uns selber daran und tüftelten raus was uns gefiel – und das auch noch gleich nachdem wir unsere Instrumente erst ein Jahr spielten. Und dann musst du dir vorstellen was das für ein Gefühl für uns war, das erste eigene Vinyl in den Händen zu halten! Die Auflage alleine spielte keine Rolle, nur die Tatsache dass wir unser Schaffen auf einer Platte hatten und unter den Fans verbreiten konnten, war wie Weihnachten! Was ich heute vermisse ist die Wertschätzung am einzelnen Produkt selber. Jede Band hat zu Spottpreisen in kürzester Zeit ein Silberling parat und dann auch noch meist in wirklich guter soundtechnischer Qualität. Aber es ist Masse, geht vielmals in dieser unter und die digitale Revolution zerstört nach meiner Ansicht auch vieles. Ein File einer Metalband im Internet ist für mich absolut wertlos. Hinzu kommt noch, dass es mittlerweile vermutlich mehr Musiker als reine Fans gibt (nicht negativ gemeint) – das hat jetzt nicht direkt mit deiner Frage zu tun  – aber möchte es dennoch erwähnt haben. Vermutlich alles eine Zeiterscheinung wie in vielen Dingen des Lebens heutzutage.

MG: Absolut nachvollziehbar und ja, die Zeiten haben sich durchaus verändert. Finde es auch eher schlimm, aber zum Glück leben wir noch in einer Welt, in der es jeder für sich auch selbst entscheiden darf und es kaum Verbote gibt, eben auch aufgrund des Internet. Was habt ihr in der „stillgelegten“ Messiah-Phase sonst so getrieben? Musikbusiness oder doch nur das normale Leben als Papa/Eltern/Beruf?! Und hattet ihr untereinander Kontakt oder doch eher „aus den Augen, aus dem Sinn“-Prizip; oder sollte ich lieber fragen: gibt es auch noch Kontakt zu den anderen Gründungsmitgliedern, d.h. warum sind die nicht die dabei, sondern die aus der gewissen „zweiten“ Phase, also der 1990er-Jahre?

Brögi: Ganz unterschiedlich. Steve, der Drummer ist der einzige der nahtlos all die Jahre mit Musik weitermachte, er spielt in mehreren Bands, u. a . Gurd. Auch Patrick, der Bassist hat nie aufgehört und musizierte in verschiedenen Stilrichtungen, auch Blues und singt in einem Kirchenchor. Andy (Vocals) und ich haben gar nichts musikalisches gemacht in den vergangenen 14 Jahre seit der zwischenzeitlichen Reanimation im Jahre 2003. Wir haben alle unsere Jobs, ich arbeite als selbständiger Architekt und habe meine eigene Planungsfirma. Zudem bin ich der einzige mit Familie mit zwei Kindern. Tschösi vom Gründungs-Line-Up habe ich erneut, wie schon 2003 vor der Reanimation kontaktiert – leider wieder erfolglos. Meine Idee wäre immer gewesen, (nur) die alten Songs in der Urbesetzung zu spielen, als wären quasi zwei MESSIAH unterwegs… Jedoch lebt er in einer anderen Welt und da wird wohl auf Lebzeiten nie mehr was zu machen sein, was ich respektiere. Jazzi, der alte Drummer, habe ich nicht mehr kontaktiert, da es keinen Sinn machen würde ohne Tschösi und ich ihn nicht wie 2003 nochmals enttäuschen möchte, weil er damals dabei gewesen wäre…


MG:
Genug der Vergangenheit… Die Ankündigung für 2018 klingt schon mal hervorragend & irgendwie auch vielversprechend, auch wenn es sicherlich etliche Metalfreaks geben wird, die noch nie MESSIAH gehört haben! Wie wollt ihr diese Fans erreichen und habt ihr vielleicht Erwartungen an die neuen Songs und die Szene?

Brögi: Wir werden uns weder an der Szene noch an Erwartungen von den Fans orientieren. Wir sind in einer absolut feudalen Lage für neues Schaffen ohne Zwang und Termindruck. MESSIAH hat zwei unterschiedliche Phasen durchlebt – jetzt kommt die Dritte ohne irgendwelche Erwartungen. Wir müssen ja nicht unbedingt, sondern machen es auf der Basis von Spaß und Freundschaft in der Band. Wir freuen uns wenn neue Fans dazukommen und wir betreten da Neuland bereits für eine dritte Generation. Das wird spannend!

 

MG: …gibt es schon Ideen & Konzepte neuer Songs? Welche Richtung nehmen sie ein und welche Texte schweben hierfür vor?! Mich würde interessieren, ob es eher Old-School sein wird, um die alten Fans nicht zu enttäuschen und den Medien zu gefallen oder doch eher Messiah 2018, mit dem Wissen und Erfahrungen der letzten Jahre als auch der Metalszene der letzten 30 Jahre?

Brögi: Ja, es stehen 12 Songtitel-Ideen, der Albumtitel sowie musikalische Konzepte. Wir werden weder den alten Fans gefallen wollen noch hinter irgendwelchen modernen Trends nacheifern. Musik für die Presse haben wir nie gemacht. Ob es diesmal gefällt oder nicht wird sich zeigen. Für neue Songtexte befasse ich mich mit aktuellen gesellschaftskritischen Themen wiederum in Glaubensfragen, Erfahrungen und Gefühle aufgrund bewegender Schicksale im eigenen Umfeld. Gleichzeitig schlage ich Parallelen zu Unrecht Geschehenem im Mittelalter und thematisiere Grausamkeiten von Verbrechen an der Menschlichkeit, die in gewissen Formen noch heute allgegenwärtig sind. Und all dies aus einer konsequent atheistischen Sichtweise betrachtet. Alle Themen und die historischen Quellen stammen aus örtlichen, heimischen Geschehnissen worin sich auch der Albumtitel wiederspiegeln wird. Verarbeiten werden das Andy und ich gemeinsam. Mehr verrate ich noch nicht.

MG: Danke dafür, das ist schon durchaus eine Menge an Informationen; wir warten gern drauf! Wird es auch möglich euch auf einer ausgiebigen Tour zu sehen oder wollt bzw. müsst ihr euch auf einzelne Shows konzentrieren, aufgrund von Job/Familie?

Brögi: Lange ausgiebige Touren werden wir nicht machen können. Dies war ein grundlegender Punkt, den wir an der Reunion-Besprechung im vergangenen Januar untereinander geklärt haben. Dies hauptsächlich aufgrund unserer Lebenssituation wie, du richtig bemerkst, beruflich und bei mir Familie mit Kindern. Wir konzentrieren uns auf Einzelshows und wollen in Zukunft auch für das Auge etwas bieten und befassen uns mit Ideen für ein Bühnenbild/Konzept. Einzelne zeitnah aufeinanderfolgende Gigs, auch kleinere die uns reizen, werden wir machen. Damit beginnen wir bereits im Juni in Italien. Für Festivals sind wir offen wenn es uns geht und die Umstände passen. Dieses Jahr sind wir für das Metal Méan Festival XIV Belgien bestätigt, zusammen mit VADER und TRIPTYKON. In unserer Heimat spielen wir am 29.09.2018 in Zug unsere offizielle Reunion-Headliner-Show!

MG: Alsbald hoffe ich auf Vinyl-Neuauflagen der Alben, damit mein Original („Hymn To…“ via Chainsaw Murder Rec.) an Wert zulegt:-) – und natürlich bin ich gespannt, wie sich Messiah anno 2018 anhören werden. Auf ein Wiedersehen, alles Gute für MESSIAH, danke für Deine Zeit und bis bald…

Brögi: „Hymn To Abramelin“ ist als Vinyl bei High Roller Rec. noch erhältlich, „Extreme Cold Weather“ ist da ebenfalls auf Vinyl in die Zweitauflage gegangen und soeben erschienen mit zusätzlichem Bonus – Live – Picturedisc. Und ja, wir sind selber gespannt wie unser neues Album dann definitiv klingen wird – inklusive „MESSIAH- typischen Überraschungen“…!!! Vielen Dank an Dich Arthur und Metalglory.com – und alle Fans, die sich für diese Zeilen interessiert haben – see you soon! Brögi~

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