Metallica „WorldWired Tour 2019“, Support Ghost & Bokassa, 06.07.2019, Olympiastadion, Berlin
Gestern gastierte mit METALLICA eine der besten Liveband im ausverkauften Berliner Olympiastadion. Ein kleines Metallica-Familientreffen halt. Man war unter
Gestern gastierte mit METALLICA eine der besten Liveband im ausverkauften Berliner Olympiastadion. Ein kleines Metallica-Familientreffen halt. Man war unter seinesgleichen und es sollte ein feuchtfröhlicher Abend werden, feucht von innen und von außen.
BOKASSA aus „Norwegen“ präsentieren sich vor geschätzten 60.000 Zuschauern mit ihrem Alternative-Core, der mit etwas Stoner und Punk durchzogen war, in guter Form. Die Band soll Lars Ulrichs neue Lieblingsband sein und da die Band aus Norwegen stammt, hat man schon mal die nordische Herkunft gemeinsam. Musikalisch legten sie gut los im schon recht gut gefüllten Berliner Rund. Natürlich hatten sie es nicht leicht und wirkten zu dritt auf der riesigen Bühne eher verloren, nutzten aber die Gunst der Stunde für die ihnen zugedachten 30 Minuten Spielzeit und werden sicherlich einigen in Erinnerung bleiben, zumal sie eben als Support der großen Vorbilder antreten durften. Vielleicht ein kleiner Tipp für die anstehende Clubtour der Norweger im Herbst.
GHOSTt hatten es da schon etwas leichter. Nicht nur das Bühnen-Backup wurde entsprechend dem Priester huldigend mit Kirchenfenster ausgestattet, auch einige Pyroeffekte sind dem Support erlaubt. Nach einer halbstündigen Umbaupause enterten Ghost die (Show-) Bühne. Oder besser gesagt: Cardinal Copia aka Tobias Forge mit seinen „Nameless Ghouls“. Und als Ghost mit ihrem Hit „Rats“ vom aktuellen Werk aus dem letzten Jahr beginnen, sind so einige Fans Feuer und Flamme.
Eine Stunde lang führte seine Eminenz durch das Programm, alle Epochen der Band wurden musikalisch abgedeckt. Ghost hatten eigenes Licht, Bühnendeko und Pyrotechnik dabei. Lustiger Höhepunkt am Rande: der „scheintote“, Saxophon spielende Papst Emeritus. Soundtechnisch gab es leider am Anfang ein paar Probleme, der Cardinal war zwar zu hören, aber nicht zu versehen. Das besserte sich glücklicherweise mit der Zeit. Ghost legten einen prima Auftritt hin vor dem mittllerweile mehr als halbvollen Stadion. Die Band ist ja auch schwer angesagt und wurde als Co-Headliner gehandelt. Nicht so nett ist es, dass gerade jetzt der Regen über Berlin „Dauergast“ ist, der nahezu pünktlich mit dem Auftritt von Ghost einsetzt und sich hartnäckig hielt.
Setlist Ghost:
Ashes
Rats
Absolution
Ritual
From The Pinnacle To The Pit
Faith
Cirice
Miasma
Year Zero
Mummy Dust
Dance Macabre
Square Hammer
So mussten METALLICA für Ihre Familie im Regen aufspielen, was der Stimmung aber keinen Abbruch tat, weder bei den Fans noch der Band. James Hetfield scherzte sogar, dass er sich die Dusche heute sparen kann. Auftritte im Regen sind sie ja gewohnt. Die letzten Shows in England hatten auch erhöhte „Luftfeuchtigkeit“. Lars Ulrichs Drumkit war so nass, dass das Wasser mit jedem Schlag nach oben spritzte. Geradeso, als ob er es zurückschicken wollte. Nur einmal ärgerte der Regen Kirk Hammett und legte seine Gitarre lahm, die er beinahe auf dem Boden zerschmetterte. Ein Roadie gab ihm schnell eine funktionierende und konnte so weiteren Schaden abwenden.
Bis zur Zugabe von „Spit Out The Bone“ gießt es immer wieder. Doch das ist auch das Negativste an diesem Abend, wenn man im Oval des riesigen Olympiastadions zugegen ist. Doch vielen Fans scheint dies nichts auszumachen. Schon das obligatorische Morricone-Intro aus „The Good, The Bad & The Ugly“ wird abgefeiert, bis dann das Hardwired-Intro einsetzt und die Band endlich die Bühne entert. Agil, perfekt aufeinander eingespielt. Doch anfangs bereitet der Sound einige Aussetzer, die aber schnell behoben werden. Metallica legten mit „Hardwired“ los, welches leider ziemlich dumpf aus den Boxen dröhnte. Nach zwei Songs war das Thema erledigt, die Regler waren da, wo sie sein sollten und bescherten den Fans einen guten, lauten, aber nicht zu lauten Sound. Klar stand das letzte Album im Vordergrund, man spielte allerdings nur vier Songs. Neben dem erwähnten „Hardwired“, noch „Moth Into Flame“, „Here Comes Revenge“ und als erste Zugabe „Spit Out The Bone“. Letzterer funktionierte live leider überhaupt nicht, da passte wenig zusammen und klang einfach schrecklich. Vielleicht lag es an der Tagesform der Musiker. Wenn nicht, sollte der Song von der Setlist genommen werden. Doch auch die Klassiker wurden nicht vergessen. „Ride The Lightning“ war somit nach einer Ewigkeit endlich wieder mal live zu hören. Alle Fanlieblinge wie „One“, „Enter Sandman“, „Master Of Puppets“ wurden gespielt und auch weniger bekanntes wie „The God That Failed“. Selbst der Titelsong des nicht von allen geliebten Albums „St. Anger“ schaffte es auf die Setlist.
Feuer gab es bei “Moth Into Flame”, beschert den teils durchnässten Fans ein wenig Wärme. Eine geniale Performance, während bei „One“ mit Einsätzen von Lasern und Feuersäulen grandiose optische Leckerbissen geboten wurden.
Etwas überraschend und auch witzig fällt die Performance des Rammsteins Hits „Engel“ aus, die Kirk und Rob zum Besten gaben. Beide versuchten sich an „Engel“ von Rammstein. Hier wäre es besser gewesen, wenn Rob den Gesang dem Publikum überlassen hätte. Doch welcher Band, außer vielleicht noch den Ärzten, sollten sie Respekt zollen, wenn sie in Berlin sind?! Witzig, cool und ein eben fester Bestandteil der weltweiten „Worldwired Tour“ seit 2016, in dem sie in jeder Stadt etwas „Heimisches“ covern. Hut ab!
Mir persönlich fehlten „Battery“ und „Atlas Rise“, aber es ist schon okay die Setlist mal durchzumischen. Ich hatte mir nach deren zwei-wöchigen-Europa-Auftritts-Pause, die dem Konzert voranging, größere Veränderungen in der Setlist erhofft. So mutig waren sie dann doch nicht. Aber es gibt an der Setlist kaum etwas auszusetzen, selbst wenn man sich immer den ein oder anderen Song wünschen würde. Selbstverständlich fehlen die obligatorischen Megahits, die jeder im Schlaf auswendig aufsagen kann, an diesem Abend nicht: „Nothing Else Matters“ und „Enter Sandman“!
Zwei Stunden und zwanzig Minuten trotzten die Vollprofis von Metallica dem Regen, der am Ende ein Einsehen hatte und nachließ. Sie feuerten aus allen Rohren, musikalisch wie pyrotechnisch. Feuerwerk, Flammensäulen sowie die ausgezeichnet auf die Bühne abgestimmte Lichtshow erfreuten die Fans. Diese gingen ab dem ersten Song fantastisch mit, sangen und jubelten sich die Seele aus dem Leib. Eine einzigartige Stimmung im Olympiastadion. Dazu noch „faire“ Merchandisepreise rundeten den guten Gesamteindruck ab. Die Band bedankte sich höflich beim Publikum, verteilte Pics, Sticks und Lobreden und verabschiedete sich mit einem herrlichen Feuerwerk in den wohlverdienten Feierabend.
Fazit: Metallica sind mit Recht die Könige des Heavy Metal. Kommt bloß bald wieder!
Setlist Metallica
The Ecstasy Of Gold (Intro)
Intro To “Hardwired”
Hardwired
The Memory Remains
Ride The Lightning
The God That Failed
The Unforgiven
Here Comes Revenge
Moth Into Flame
Sad But True
Welcome Home (Sanitarium)
Engel
St. Anger
One
Master Of Puppets
For Whom The Bell Tolls
Creeping Death
Seek & Destroy
Zugabe:
Spit Out The Bone
Nothing Else Matters
Enter Sandman