Mike Zito (USA) – First Class Life
In schöner Regelmässigkeit veröffentlicht der Mann aus St. Louis im Staate Mississippi seine Alben und schafft es nebenbei auch
In schöner Regelmässigkeit veröffentlicht der Mann aus St. Louis im Staate Mississippi seine Alben und schafft es nebenbei auch noch seiner Band Royal Southern Brotherhood gerecht zu werden.
Als Bluesrock-Künstler muss man eine Art Seiltanz ausführen. Mike Zito ist darin ein wahrer Meister. Während seiner über zwei Jahrzehnte erstreckenden Karriere hat der in Texas lebende Bandleader längst bewiesen, dass er abrocken kann – zum Beispiel auf seinem gefeierten Studioalbum Make Blues Not War von 2016. Doch seine Faszination für den Blues holt ihn immer wieder ein. Mit seinem neuesten Werk First Class Life vertieft er seine lebenslange Liebesaffäre mit dem einzigen Genre, das seinen wahren Geschichten über das menschliche Leid und die Erlösung davon den passenden Rahmen bietet. „Die Sounds auf Make Blues waren recht extrem und rockig“, reflektiert er. „Diesmal schwebte mir eine richtige Bluesplatte vor.“
Der Titel seiner neuesten Veröffentlichung auf Ruf Records, First Class Life, passt zu einem Künstler, der sich mit harten Zeiten auskennt. „Der Titelsong spiegelt sowohl meine Vergangenheit als auch meine Gegenwart wieder“, erklärt der Songwriter, der zu Beginn seiner Musikerlaufbahn durch Suchtprobleme vom Kurs abgekommen ist. „Meine Geschichte ist eine wahre Erfolgsgeschichte. Ich bin in ärmlichen Verhältnissen in St. Louis aufgewachsen. Heute darf ich meine Songs überall auf der Welt singen. In den Augen meiner Landsleute, die ihren Reichtum eher in materiellen Dingen suchen, bin ich kein reicher Mann. Aber ich sehe das anders. Ich habe eine wunderbare Familie, ich bin clean und kann von der Musik leben.“
Seit seinem Debüt Blue Room vom 1997 konnte der Mittvierziger schon einige musikalische Gipfel erklimmen, zum Beispiel mit dem autobiografischen Meisterwerk Greyhound von 2011. Als Mitbegründer von Royal Southern Brotherhood war er maßgeblich am Welterfolg dieser US-Supergroup beteiligt. Mit den exzellenten Soloalben der letzten Jahren – darunter Gone To Texas (2013), Keep Coming Back (2015) und Make Blues Not War (2016) – konnte er immer größere Erfolge erzielen.
Im vergangenen November, als Zito mit seiner Band im eigenen Studio mit der Arbeit am neuesten Langspieler begann, war es sein unerklärtes Ziel, die Messlatte höher zu legen. „Ursprünglich hatten wir drei Tage für die Aufnahme eingeplant“, schaut er zurück. „Die Band war aber so gut drauf, dass wir am Ende des ersten Tages schon alles fertig hatten. Im eigenen Hinterhof eine solch erstklassige Scheibe aufzunehmen war für mich ein Riesenspaß.“
Zito hat sich damit letztlich selbst einen Gefallen getan und kehrt zu seinen eigenen Blueswurzeln zurück. Doch auch hier beweist der Meister der Sechssaitigen, dass man auch im Blues mit viel Slide ordentlich rocken kann, wie er besonders im Titelsong aufzeigt. Immer wieder kommen auch die leiseren Töne zur Geltung. Songs, bei denen er sich ausgiebig dem Spiel widmet und mit aller Inbrunst seine Gefühle durch die Saiten erklingen lässt. Hier kommt dann auch seine Herkunft zum Vorschein, bewegt er sich schlafwandlerisch durch die Sümpfe seiner Heimat, lässt die feuchtwarme Luft dem Hörer förmlich auf der Haut vibrieren. Er vermengt gekonnt die verschiedenen Stile, mischt Chicago- und Delta-Blues mit Memphgis Sounds, was wohl nur er dermaßen beeindruckend versteht. Im Gegensatz zum Vorgänger hat er sich hier wieder wesentlich mehr dem Blues an sich gewidmet und zeigt erneut seine ganze Klasse.
Fazit: Qualitätsalbum der Extraklasse.
- Mississippi Nights
- First Class Life
- I Wouldn’t Treat A Dog ( The Way You Treat Me)
- The World We Live In
- Mama Don’t Like No Wah Wah
- Old Black Graveyard
- Dying Day
- Back Problems
- Time For A Change
- Damn Shame
- Trying To Make A Living
Label: Ruf Records
VÖ: 11.05.2018
Laufzeit: 44:51 Min.
Herkunft: USA
Stil: Blues Rock
Webseite: https://www.mikezito.com/