Milian Otto (D) – Corpus Delicti
Milian Otto? Nie gehört. Nach dem Liedermacheralbum „Wahnwitz und Gelegenheit“ (2018), nach unzähligen Solo-Konzerten, allein oder immer wieder auch
Milian Otto? Nie gehört. Nach dem Liedermacheralbum „Wahnwitz und Gelegenheit“ (2018), nach unzähligen Solo-Konzerten, allein oder immer wieder auch als Support von Bands wie „Black Sea Dahu“ oder Sarah Lesch, hat Milian Otto die bleierne Starre der Pandemie genutzt, um neue Musik zu schreiben. Der Genremix auf dieser Platte umfasst 70s Psychedelic Rock, Indie Pop, eine arabische Oud, ein Fauré-durchtränktes Cello, 90s Alternative Gitarrenriffs, Afrobeat Anleihen, politisches Lied, Singer/Songwriter Pop mit 80s Choruseffekten, Buckley-eske Gitarrenräume, Udo-Lindenberg-Gedenk-Bläsersätze… einfach alles, was Spaß macht. Es schreit gegen Faschos, gegen tödliche Gier, gegen selbstherrlichen Optimierungswahn, gegen Mikro- und Makrozynismus, für die Freiheit des Körpers, für die Unbedingtheit aller menschlichen Träume. Es sucht nach Auswegen aus der Einsamkeit und der chronischen Verlorenheit zwischen all unseren Widersprüchen. Dieses Baby ist radikal ehrlich und radikal empathisch – das war und bleibt der Anspruch.
So gibt es das Promoschreiben her und drückt ziemlich genau das aus, was letztlich auch aus den Boxen dringt. Klingt seltsam? Ist es auch. „Corpus Delicti“ will sich nicht anbiedern, will nicht everybody’s darling sein. Auch wenn einiges ein wenig verstörend klingt und kaum für den allgemeinen Geschmackssinn taugt, ist es ein Album, das sich an Rio Reiser und Ton, Steine, Scherben genauso bedient, wie am experimentellen Rock Berliner Schule. Damit steckt der Mann zwar zwischen den Stühlen, will aber anscheinend auch genau das. Denn sowohl musikalisch, als auch textlich ist „Corpus Delicti“ anspruchsvoll, lyrisch und doch unwiderstehlich. Vom ersten Ton an entfaltet sich ein unwiderstehlicher Sog, die Tracks springen mit Leichtigkeit durch verschiedenste Genres und fordern einen immer wieder auf, genauer hinzuhören – im Hintergrund einfach mal dudeln lassen – da sollte man vielleicht lieber einfach das Radio anschalten. Man spürt die starke Lust zu
forschen, Grenzen aufzulösen und die Ambivalenz der eigenen Gedanken zum Thema zu machen.
Fazit: Starker Tobak – musikalisch und textlich.
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Wohin auch immer
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Ich weiß es nicht
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Deine Freiheit
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Ich will alles mit dir teilen
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Wenn du noch nicht müde bist
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Corpus Delicti
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Heut ruf ich mir an (Ad hoc)
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Eins Null Null Eins
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Niemals wieder
Label: Sturm und Klang Musikverlag
VÖ: 04.02.2022
Laufzeit: 45:06 Min.
Herkunft: Deutschland
Stil: Indie
Webseite: nicht vorhanden
Facebook: https://www.facebook.com/MilianOtto