Night of the Proms 2022, 08.12.2022, ZAG-Arena Hannover
Über 1000 Tage hat es gedauert, bis eines der Konzerthighlights des Jahres endlich wieder stattfinden konnte. Für viele Zuschauer
Über 1000 Tage hat es gedauert, bis eines der Konzerthighlights des Jahres endlich wieder stattfinden konnte. Für viele Zuschauer ist es seit Jahren ein fester Bestandteil für die Zeit kurz vor Weihnachten und ist nicht selten der Zeitpunkt, um den Stress und die Hektik des Jahres abzulegen und für drei Stunden den Sorgen des Alltags zu entfliehen. Auch an diesem kalten Donnerstagabend zog es mehr als 9000 Zuschauer in die nicht ganz ausverkaufte ZAG-Arena.
Nach dem plötzlichen Tod von John Miles, lange Jahre das musikalische Aushängeschild der NOTP, im vergangenen Jahr, war es fraglich, ob die Magie erhalten bleiben würde oder sich grundlegende Dinge auch ändern könnten. Ein klein wenig Anspannung war am Anfang zu spüren, wollte der Funke doch nicht so richtig überspringen. Auch wenn das Antwerp Philharmonic Orchestra samt Chor Fine Fleur, unter der Leitung von Alexandra Arrieche, sich alle Mühe gab, blieb es in der ersten Hälfte des Abends ein wenig blass und vermochte nicht diese bereits erwähnte Magie zu verströmen. Matt Simons, der erste Star des Abends, konnte aber die Menge für sich gewinnen, was sicherlich auch daran lag, dass er seinen Sohn Beck von seiner Frau überreicht bekam und ihn mit auf die Bühne nahm. Ein wahrer Herzensöffner.
Als nächster Star war dann Carol Decker, die einstige Stimme von T’Pau, an der Reihe. Stimmlich nicht ganz auf der Höhe, waren es natürlich die Hits „Heart & Soul“ und „China In Your Hands“, die das Publikum begeistern konnten.
Mit der famosen britischen Saxofonistin YolanDa Brown ging es dann weiter. Sie präsentierte mit ihrem eindringlichen und unwiderstehlichen Spiel, dass Saxofon nicht immer altbacken klingen muss. Sympathisch und voller Spielfreude ließ sie ihr Instrument erklingen und schaffte es die Zuschauer zu ersten Begeisterungsstürmen zu bewegen.
Dann wäre eigentlich John Miles an der Reihe gewesen. Als Hommage an ihn wurde „My Way“ eingespielt, was von der isolierten Gesangsspur einer späten Aufnahme mit ihm, eigentlich war der Song noch für ein neues Album vorgesehen, stimmlich ergänzt wurde. Sein Bild im Hintergrund, im Vordergrund nur ein einsamer Mikrofonständer, angestrahlt von einem weißen Spot, berührte der Song die Zuschauer zutiefst und so manches Taschentuch wurde gezückt. Dass dann die NOTP-Hymne „Music“ von John Miles Jr. vorgetragen wurde, sitzend am obligatorischen weißen Klavier und auch mit der Gitarre des Vaters, war für viele eine Überraschung. Damit blieb die NOTP in ihrer ursprünglichen Ausrichtung erhalten, war „Music“ doch schon immer einer der größten Klassiker der Popmusik und gehörte einfach zur Gesamtstimmung dazu. Danach ging es in die knapp 20-minütige Pause.
Der Einstieg nach der Pause mit dem Pucchini Klassiker „Die diebische Elster“, führte dann schwungvoll in die zweite Hälfte des Abends. Jetzt war das Orchester auf der Höhe, der Funke sprang über und die eigentliche Magie der NOTP war spür- und erlebbar.
Amy MacDonald war als nächster Star an der Reihe. Die zierliche Schottin, die mit ihrem herrlichen Akzent und ihrer charmanten Art von Anfang an überzeugen konnte, gab natürlich auch ihre Hits zum Besten. „This Is The Life“ und „Mr. Rock & Roll“ – zwei absolute Ohrwürmer, die sie mit dem orchestralen Background gekonnt in Szene zu setzen vermochte.
Mit Nik Kershaw betrat dann ein Mann die Bühne, der seine erfolgreichste Zeit zwar schon lange hinter sich hat, die Bühne aber noch immer einzunehmen vermochte. Man merkte ihm an, dass er, wenn auch auf wesentlich kleineren Bühnen, noch immer unterwegs ist und auch immer noch neue Alben veröffentlicht. Seine Performance war die eines Künstlers, der genau weiß, wie man eine Menge in den Griff bekommt. Mit seinen Hits „Wouldn’t It Be Good“ und „ I Won’t Let The Sun Go Down“ brachte er den Saal fast zum kochen, was nur noch durch die Hauptstars des Abends getoppt wurde.
Mit „Va Pensiero“, dem Gefangenenchor aus Verdis Nabucco, bog die NOTP in die Zielgerade ein, ging nahtlos über in „Cherish“ mit Kool & The Gang, die aus dem Nichts aufgetaucht auf einmal die Bühne für sich vereinnahmen. Auch wenn mit Bassist Robert „Kool“ Bell nur noch ein Originalmitglied verblieben ist, war die pure Energie spürbar. „Get Down On It“ brachte dann schließlich die Zuschauer dazu, von ihren Sitzen aufzustehen, zu tanzen und der guten Laune freien Lauf zu lassen.
„Celebration“ war dann schließlich der Rausschmeißer des Abends, der sicher auch viele dazu veranlasste sich gleich die Karten für das kommende Jahr zu sichern. Eine perfekte Mischung aus Klassik und Pop, die immer wieder zu begeistern versteht, ging dann gegen 23:00 Uhr stilvoll zu Ende.
Setliste:
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Ouvertüre (APO/Fine Fleur)
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Ungarischer Tanz Nr. 5 (APO, Antonin Dvorak)
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How Deep Is Your Love (YolanDa Brown)
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We Can Do Better (Matt Simons)
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After The Landslide (Matt Simons)
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Catch & Release (Matt Simons)
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An der schönen blauen Donau (APO, Johann Staruss)
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Valentine (Carol Decker)
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Heart & Soul (Carol Decker)
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China In Your Hand (Carol Decker)
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Barcarole (APO/Fine Fleur)
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Ranglin On Bond Street (YolanDa Brown)
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Is This Love (YolanDa Brown)
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Superman March (APO, John Williams)
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My Way (John Miles Tribute)
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Music (John Miles Jr.)
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Ouvertüre Die Diebische Elster (APO)
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Mr. Rock & Roll (Amy MacDonald)
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Down By The Water (Amy MacDonald)
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This Is The Life (Amy MacDonald)
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9. Sinfonie (APO, Ludwig van Beethoven)
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The Riddle (Nik Kershaw)
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Wouldn’t It Be Good (Nik Kershaw)
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I Won’t Let The Sun Go Down On Me (Nik Kershaw)
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Va Pensiero (APO/Fine Fleur, Giuseppe Verdi)
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Cherish (Kool & The Gang)
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Ladies Night (Kool & The Gang)
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Get Down On It (Kool & The Gang)
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Celebration (All)
Mehr Bilder des Abends: NOTP 2022